Teilabriss des früheren Hotels "Zur Post" in Lengefeld

"Betreten der Baustelle verboten“ – das gelbe Schild am Hintereingang des früheren Hotels „Zur Post“ in Lengefeld hat seine Berechtigung. Teile des Gebäudes sind einsturzgefährdet.

Ein Blick auf den Dachboden verrät warum: Die Sonne blinzelt durch Löcher im Dach, die keine Fenster sind. 

Während im Vorderhaus, in dem sich über zwei Etagen Fremdenzimmer von langen Fluren abzweigen, kaum Schäden durch Feuchtigkeit zu sehen sind, zeigt sich im Anbau ein anders Bild. Decken senken sich bedrohlich, Putz bröselt herunter und im Küchentrakt schweben über den maroden Geräten dicke Eiszapfen.

 

 
 

In diesen Tagen beginnt die Baufirma, die auch den Komplex des früheren Leuchtenbau und Markt 2 abgerissen hat, damit, ihre Arbeiten vorzubereiten. So müssen unter anderem die Stahlstützen, die 2010 zur Sicherung quer durch den Anbau getrieben wurden, verschweißt werden. Sonst könnten sie beim Abriss in sich zusammenfallen. 

„Ab Anfang Februar soll dieser beginnen“, sagt Lengefelds Kämmerer Holger Beyer, der auch das Bauamt leitet.
 

Das frühere Hotel „Zur Post“ hat eine wechselvolle Geschichte. Unterlagen, die im Rathaus lagern, belegen, dass die Grundsubstanz aller Gebäude auf jeden Fall aus dem 19. Jahrhundert stammt. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts jedoch hat ein Feuer das Haus fast vollständig zerstört. Ab 1881 wurde der Komplex wieder aufgebaut. 

Im Vorderbereich befanden sich die Gaststätte, der Wohnbereich für die Wirtsleute und eine großzügige Durchfahrt, außerdem Fremdenzimmer in den oberen Geschossen. Der Hofanbau diente im Erdgeschoss als Nebengelass und Pferdestall, im Obergeschoss waren dort Tanzsaal mit Bühne, Büfett sowie Gastzimmer eingerichtet.
 

Ab 1921 wurde das Hotel „Zur Post“ umgebaut, der Saalbereich vergrößert. Laut Unterlagen aus dem Rathaus wurde Lengefeld 1962 aufgrund seiner waldreichen Umgebung und der kaum vorhandenen Industrie vom Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB) zum Urlauberort ernannt. Drei volkseigene Betriebe bauten daraufhin in der Stadt Betriebsferienheime auf. So entstanden neben dem Hotel „Zur Post“, das als Ferienheim für den VEB Kraftwerk Boxberg diente, die Gaststätte Waldesruh und die Gaststätte Rauenstein. Dadurch zählte Lengefeld zum Beispiel in den 1980er-Jahren 35.000 bis 40.000 Übernachtungen im Jahr.

Doch die Wende hat das Hotel „Zur Post“ nicht überstanden, seitdem steht es leer.
Etwa einen Monat soll der Abriss des Saalanbaus dauern. „Das große Problem wird das Wiederverschließen der Wände sein“, so Beyer. Denn die Grenze zwischen dem Teil des Gebäudes, der für immer verschwindet, und jenem Bereich, der saniert und umgebaut werden soll, verläuft quer durch die Räume. Von den 146.000 Euro Kosten für das Vorhaben entfallen nur rund 100.000 Euro auf den eigentlichen Abriss, erläutert der Bauamtsleiter: „Der Rest sind Bauleistungen, zum Beispiel für den Dachanschluss.“

 

Das Vorderhaus soll in den nächsten Jahren aufwändig saniert und umgebaut werden. Einige Elemente wie die Durchfahrt in den Hinterhof und der dortige Treppenaufgang bleiben erhalten. Im Erdgeschoss, wo einst die Gäste empfangen wurden und das Essen serviert wurde, soll eine Arztpraxis entstehen. In den obereren Geschossen sind Wohnungen geplant. Der Investor aus Pockau rechnet mit Baukosten von gut 837.000 Euro, von denen mehr als die Hälfte als Sanierungszuschuss fließen könnten.