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Bagger auf deutschen Gräbern: Bürger rügen Bauplan in Baltijsk
Mit Knochen und Schädeln früherer deutscher Einwohner hatte der Baggerführer in der russischen Stadt Baltijsk nicht gerechnet. Doch wo die Hafenstadt bei Kaliningrad, dem früheren Königsberg, einen modernen Kindergarten baut, befand sich einst ein deutscher Friedhof. Der Bagger war daher noch keine Stunde im Einsatz, da kamen erste Knochen zum Vorschein.
Bild: dpaVon „Vandalismus“ sprechen empörte Historiker. „Die Begräbnisstätten sind auf zeitgenössischen Karten eingezeichnet, den Behörden ist das bekannt“, sagt etwa Waleri Limonow, der Chef des Forschungsfonds Westliche Zitadelle, aufgebracht. Der Bauplatz liegt mitten auf dem alten Friedhof, der in den 1950er Jahren unter sowjetischer Militärverwaltung eingeebnet und in einen Park umgestaltet worden war. „Wie kann es dafür überhaupt eine Baugenehmigung geben? Da müssen doch geologische Untersuchungen erfolgt sein“, meint Limonow.
Bild: dpaDer Bauplan sieht einen Hort für etwa 240 Kinder vor, mit Spielplatz und Schwimmbecken. Baltijsk, das frühere Ostseebad Pillau, braucht dringend eine solche Tagesstätte. Doch ein Kindergarten über deutschen Gräbern - wie ein Lauffeuer verbreitet sich die schaurige Nachricht in der westlichsten Stadt Russlands. Medien berichten darüber, und im Internet entbrennt eine heftige Diskussion. Manche wundern sich über die Aufregung: Es sei zu allen Zeiten auf einstigen Bestattungsorten gebaut worden, so sei das Leben.
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Doch überwiegend erntet die Kita-Baustelle scharfe Kritik: „Ein Kindergarten auf einem Friedhof, das verzeihe ich der Verwaltung nie“, schreibt eine Frau im Forum „NewKaliningrad.ru“. Angesichts der geballten Empörung bietet die Kreisverwaltung in dem Ort an der sogenannten Bernsteinküste mittlerweile einen Kompromiss an. Der Kindergarten soll zwar gebaut werden, allerdings beauftragte Landrat Nikolai Daschkin die örtliche Organisation Avanport, die sterblichen Überreste zu exhumieren. Bisher bargen Helfer von der Baustelle des künftigen Kindergartens die Überreste von fast 150 Gestorbenen. Ihren Frieden sollen sie auf dem Gelände der neuen Baltijsker Alexander-Newski-Kirche finden.
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Auch das orthodoxe Gotteshaus wurde vor fünf Jahren auf einem ehemaligen Friedhof gebaut - allerdings legte die Kirche eine Gruft an, in der die Gebeine bestattet wurden. Dort wäre Platz für die „neuen“ Toten. Mit einem öffentlichen Bedauern will Daschkin nun die Empörung dämpfen. Die Verwaltung sei „nicht ausreichend“ informiert gewesen über die Lage des einstigen Friedhofs, beteuert er. „Äußerlich war davon nichts mehr zu erkennen, das Gelände war doch seit Jahrzehnten Parkanlage“, sagt der Landrat. Keinesfalls wolle die Kommune die Gefühle der deutschen Bewohner des früheren Pillau verletzen. „Die Zeiten des Gegeneinander sind doch lange vorbei“, betont Daschkin.
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