NSU-Morde: "Wir sind hier nicht das Jüngste Gericht"

Die Anwälte der Nebenklage sind mit hohen Ansprüchen in den NSU-Prozess gestartet. Vor dem 100. Prozesstag wird deutlich: Besonders viel haben sie bislang nicht erreicht.

Zwischendurch vergisst man als Zuschauer fast, dass hier über eine Mordserie verhandelt wird, dass zehn Menschen getötet wurden, weil sie nicht in das Weltbild der Täter passten. «Die Atmosphäre im Gerichtssaal ist sehr locker», wundert sich der Istanbuler Jura-Professor Hakan Hakeri.

Hakeri fällt auf, dass der Vorsitzende lacht, dass Wachtmeister und Angeklagte sich manchmal zulächeln. Der türkische Professor deutet das so: "Das heißt: Die Opfer sind Ausländer, die Täter sind ja nicht gefährlich für uns." (Im Bild Fahndungsbilder von Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos)

Vor allem die Anwälte der Nebenklage arbeiten sich so mühevoll wie vergeblich an Kapke ab. Viele von ihnen sind mit großen Zielen in den Prozess gestartet. Sie wollen aufklären, welche Kontakte Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe in die rechtsextreme Szene hatten. Manche vermuten, dass es ein Netzwerk von Unterstützern gab. (Im Bild Richter Manfred Götzl)

Drei Anwälte hat Hauptangeklagte Beate Zschäpe. Doch auch die Opferanwälte haben sich vorbereitet. Sie haben recherchiert. Und sie versuchen, im Labor des Gerichtssaals der Wahrheit näher zu kommen.

Die Nebenklage indes wirft der Bundesanwaltschaft vor, außer den in ihrer 500-Seiten-Anklage festgeklopften Straf- und Schuldfragen zu den fünf Angeklagten kaum nach links und rechts zu gucken. Auch dem Gericht selbst unterstellt man das. (Im Bild der Vorsitzende des NSu-Untersuchungsausschusses, Sebastian Edathy)

Die Bildkombo zeigt undatierte Porträtfotos der zehn durch die Neonazi-Terrorzelle NSU Ermordeten.

Eine Pistole Ceska 83, 7,65 Browning mit Schalldämpfer, die erste Tatwaffe der sogenannten "Ceska-Mordserie". Sie wurde bei den Ermittlungen gegen die terroristische Vereinigung Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) gefunden.