Erstwählerwünsche: Wenn ich König/in von Sachsen wäre ...

... würde ich für mehr Sicherheit in Zwickau und im Landkreis sorgen. Ich finde die Sicherheit hier sehr niedrig. Ich habe das Gefühl, dass es immer mehr Morde und Totschläge gibt. Und dass der Drogenhandel in Zwickau und der Umgebung immer mehr zunimmt, finde ich nicht gut. Deshalb würde ich versuchen, mehr Arbeitsplätze bei der Polizei und im Ordnungsamt zu schaffen. Aber die Arbeit des Ordnungsamts kritisiere ich auch. Letztens, habe ich auf der Straße Mädchen gesehen, die mit einer Schnapsflasche unterwegs waren. Sie wurden nicht kontrolliert, ob sie 18 sind. Dabei hat man ihnen angesehen, dass sie jünger sind.

Christian Ullmann, 18, Lehrling aus Zwickau.

... würde ich alles so lassen, wie es ist, denn ich finde alles gut. Ich finde es zum Beispiel richtig, dass diejenigen, die Hilfe brauchen, unterstützt werden. Dass jeder, der arbeitslos ist, Hartz IV beantragen kann. Es ist zwar ein Nachteil, dass die dann auf Kosten derer leben, die arbeiten. Das System ist aber trotzdem nicht schlecht, weil diejenigen, die es brauchen, es in Anspruch nehmen können. Ich werde definitiv wählen gehen. Gedanken, wen ich wähle, habe ich mir aber noch keine gemacht. Darüber rede ich mit Freunden und meiner Familie nicht weiter. Es wird schon mal kurz diskutiert, wenn etwas in den Nachrichten kommt. Aber sonst nicht.

Christian Petzold, 18, Schüler aus Zwickau.

... würde ich mehr Lehrer einstellen. Im Freistaat gibt es viel freie Stellen; die müssten neu besetzt werden. Wir konnten in der Schule häufig nicht lernen, weil kein Lehrer da war. In der fünften Klasse findet man das noch lustig, während der Abitur-Vorbereitungen nervt es nur. Sonst bin ich zufrieden mit der Regierung in Sachsen. Es läuft. Wichtig finde ich, dass es eine vernünftige Sozialpolitik gibt, dass das Land die Menschen unterstützt. Wenn ich König wäre, würde ich abtreten. Das ist eine Aufgabe mit viel zu vielen Pflichten. Wenn etwas schief geht, muss man seinen Kopf hinhalten. Das kann gern jemand anderes machen.

Richard Friedrich, 18, Abiturient aus Flöha.

... würden auf dem Land sofort mehr Busse und Bahnen fahren. Die Nahverkehrsanbindung in kleineren Städten ist schlecht. Wenn ich als Schülerin einen Bus verpasst habe, musste ich manchmal eine Stunde warten, bis der nächste fährt. Das geht nicht; die Menschen wollen schnell vorankommen. Als Königin würde ich auch dafür sorgen, dass man weniger für Bildung zahlt. Schule ist sehr teuer. Man muss die Menschen unterstützen, wie mit kostenlosen Büchern. Auf den Job als Monarch verzichte ich aber gern freiwillig. Das ist mir zu viel Verantwortung. Außerdem finde es besser, wenn mehrere entscheiden und nicht nur einer.

Susann Böttrich, 18, Abiturientin aus Augustusburg.

... würde ich die Bezahlung von Bundesfreiwilligen in Sachsen erhöhen. Ich mache ein Freiwilliges Ökologisches Jahr in einer außerschulischen Bildungseinrichtung in Chemnitz. Dort geben wir Seminare zum Thema erneuerbare Energien. In Sachsen verdiene ich 280 Euro pro Monat. Selbst wenn die Mieten hier so günstig sind, ist das gerade einmal ein Taschengeld, und ich bin von meinen Eltern abhängig. In Bayern bekommen die Freiwilligen 600 Euro pro Monat. Ansonsten fehlen mir in Chemnitz Treffpunkte für Jugendliche. Nach meinem Freiwilligendienst will ich nach Tübingen gehen, um dort zu studieren.

Anna Eiperle, 19, Bundesfreiwillige aus Chemnitz.

... würde ich mich für Umweltpolitik einsetzen. Die erneuerbaren Energien sollten in Sachsen mehr gefördert werden. Außerdem würde ich mich dafür stark machen, dass die Bürger bei solchen Entscheidungen ein größeres Mitspracherecht haben. Da ich gerade selbst Abitur gemacht habe, ist mir Bildungspolitik auch sehr wichtig. Ich würde zum Beispiel ein einheitliches Abitur in Deutschland einführen. Ich finde, dass die Landtagswahl sehr wichtig ist, weil die Bürger so die Chance haben, etwas zu entscheiden. Nach der Schule gehe ich nach Australien. Danach würde ich gern in Leipzig Sport studieren.

Vicky Reichel, 19, Abiturientin aus Ehrenfriedersdorf.

... würde ich versuchen, etwas in der Bildung zu verbessern. In meiner Stadt wurde ein Gymnasium geschlossen, sodass ich über eine Stunde zur nächsten Schule fahren musste. Teilweise sind andere Schulen dafür überlaufen, wenn es wieder mehr Schüler gibt. Ich fände es besser, wenn leere Schulgebäude wieder genutzt würden und dafür weniger Schüler in den Klassen sitzen. In unserer Stadt gab es einmal ein Kino. Jetzt wird der Ort immer unattraktiver für junge Leute. Ich glaube, dass sich darum aber eher die Städte als das Land Sachsen kümmern müssen. Nach dem Abitur will ich erst mal raus aus der Region und nach Berlin ziehen.

Anna Seidel, 18, Abiturientin aus Thum.

... würde ich die Studiengänge in Sachsen vereinheitlichen. An der TU Chemnitz studiere ich Mikrotechnik/Mechatronik. Ich hätte aber gern auch mal den Studienort gewechselt, um etwas Neues zu entdecken. Da es den gleichen Studiengang nicht in anderen sächsischen Städten gibt, bin ich an Chemnitz gebunden und kann das Studium nur hier abschließen. Generell kann ich mir vorstellen, nach dem Studium in Sachsen zu bleiben. Sachsen ist wirklich ein schönes Bundesland. Ich würde mir wünschen, dass die Löhne hier angeglichen werden. Aber auch, wenn das nicht passiert, wäre das Gehalt kein Grund für mich, wegzuziehen.

Christian Eckart, 22, Student aus Chemnitz.

... würde ich das Bildungssystem ändern. Und zwar so, dass jedes Kind sein Potenzial voll nutzen kann. Statt des Alters sollten Lernniveau und -geschwindigkeit über die Einteilung der Klassen bestimmen. Ähnlich wie früher in Dorfschulen könnten auch Schüler unterschiedlicher Altersgruppen gemeinsam lernen. So ließe sich auch Geld sparen. Wichtig ist, dass dabei alle mitgenommen werden – egal ob arm oder reich, egal welcher Herkunft die Kinder sind. Zudem sollten Asylsuchende nicht mit Einkaufs-Gutscheinen abgespeist werden. Das ist diskriminierend und gehört abgeschafft. Die Ämter können das Geld direkt auszahlen.

Sally Alexander Saling, 18, Bufdi aus Oelsnitz.

... würde ich gar nicht so viel verändern. Verglichen mit anderen Ländern läuft hier doch alles ganz gut. Wenn ich etwas verbessern müsste, dann wäre es meine Ausbildung zur Zahntechnikerin. Um zur Berufsschule zu kommen, muss ich von Plauen bis ins erzgebirgische Oelsnitz fahren. Dafür stehe ich morgens um 3.15 Uhr auf, der Zug fährt 5 Uhr, die Schule beginnt 8.20 Uhr. Für die Zugfahrten gebe ich die Hälfte meines Gehalts aus, das ich in meinem Ausbildungsbetrieb in Neundorf verdiene. Eine Berufsschule hier in der Nähe mit Zahntechnik auf dem Lehrplan würde das Ganze erleichtern. Außerdem wechseln die Lehrer zu oft.

Sophia Fleißner, 20, Azubi für Zahntechnik aus Plauen.

... würde ich Volksentscheide einführen. Viele Leute interessieren sich nicht für politische Entscheidungen. Sie gehen alle paar Jahre zur Wahl, ohne zu wissen, wofür sie inhaltlich abstimmen. Die Regierung macht dann ihr Ding und man selbst hat kaum eine Möglichkeit einzugreifen. Wenn man direkt zu einzelnen Themen abstimmen könnte, wäre das ein Anreiz, sich mit Inhalten auseinanderzusetzen. So könnte das Volk wirklich mitbestimmen. Außerdem würde ich durchsetzen, dass die Erzgebirgsbahn länger fährt. Der letzte Zug geht schon um 21.30 Uhr. Danach wird es ohne Auto problematisch, nach Thalheim zu kommen. (sesi)

Paul Saupe, 18, Schüler aus Thalheim.

... würde ich für mehr Busverbindungen sorgen. Ich komme aus dem Erzgebirge. Die Anbindung von manchen Orten hier ist einfach schlecht. Hätte ich kein Auto, wäre das für mich ein großes Problem. Deswegen bin ich darauf angewiesen. Es wäre sehr schwer ohne das Auto, von meinem Wohnort Annaberg-Buchholz zu meinem Arbeitsplatz in Zwönitz zu kommen. Unter der Woche mag es für Schüler mit den Busverbindungen noch gehen, aber an Wochenenden oder in der Ferienzeit gibt es zu wenige Möglichkeiten, von A nach B zu fahren. Als ich noch kein eigenes Auto hatte, fand ich die Situation katastrophal.

Marcel Spindler, 22, Praktikant, Annaberg-Buchholz.

... würde ich Sportvereinen mehr Geld zur Verfügung stellen. Ich spiele seit 1999 Handball, bin jetzt bei der SG HV Chemnitz. Daher weiß ich, dass eine finanzielle Unterstützung jedem Verein guttut, denn dann können die Mitglieder mehr für Jugendliche machen. Es ist aus meiner Sicht wichtig, dass Jugendliche Sport machen und sich bewegen. Dann würde ich auch noch mehr Geld in die Sanierung von Sportstätten stecken. Denn wenn die Anlagen in gutem Zustand sind, macht der Sport noch mehr Spaß. Außerdem würde ich noch das Schulsystem vereinheitlichen und auch mehr Geld für die Bildung bereitstellen.

Anna Leibnitz, 19, Studentin aus Chemnitz.

... würde ich die Abiturniveaus aller Bundesländer einander angleichen, um allen Bewerbern auf Studienplätze, Ausbildungs- und Arbeitsstellen deutschlandweit die gleiche Chance zu geben. Im Bildungssystem herrscht generell Handlungsbedarf: Überall mangelt es an Lehrern. Dennoch bleibt Sachsen eines der drei deutschen Bundesländer, in denen Lehrer keinen Beamtenstatus haben. Sächsische Unis bieten ein hochwertiges, auch außerhalb der Landesgrenzen beliebtes Lehramtsstudium – doch nach dem Abschluss nimmt kaum einer der Studenten eine Stelle im Freistaat an, weil ihnen in anderen Ländern mehr geboten wird.

Alisa Sonntag, 19, Studentin aus Limbach-Oberfrohna.

.. würde ich im Gegensatz zu Herrn Tillich für einen Mindestlohn stimmen, denn der ist ein wichtiger Schritt für eine sozial gerechte Gesellschaft und mit Ausnahmen, wie es sie für Menschen unter 18 Jahren gibt, so nicht hinnehmbar. Außerdem würde ich geschichtsverdrehende Naziaufmärsche unterbinden und gleichzeitig öffentliche geschichtliche Aufklärung schaffen. Asyl für alle Geflüchteten wäre ein ernst genommenes Menschenrecht und politische Transparenz gäbe es nicht nur im Wahlkampf. Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an politischen Entscheidungen wäre genauso an der Tagesordnung wie eine verständliche und für alle profitable Steuerpolitik. Alles in Allem wäre es ein Sachsen, welches für Menschen und nicht für Unternehmen gestaltet wäre. Immerhin geht es in erster Linie um uns.

Robin Rottloff, 18 aus Chemnitz