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Die Blumen des Botschafters

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In Japan heißen die Schnellzüge Shinkansen, und mit den ICEs der Deutschen Bahn kann man sie schon deshalb nicht vergleichen, weil sie fast immer pünktlich sind. Jedenfalls führt die Statistik den Shinkansen als verlässlichsten Schnellzug der ganzen Welt, und damit das auch ja so bleibt, wird den Lokführern schon bei hauchdünnen Abweichungen vom Fahrplan eine schriftliche Stellungnahme abverlangt. So erzählen es auch ausgewiesene Japan-Experten in der Sachsen-Delegation, die in einem Shinkansen-Abteil knapp zwei Stunden lang von Tokio ins etwa 300 Kilometer entfernte Yonezawa unterwegs ist. Die Route führt über die Station Fukushima (ohne dass vom Bahnhof aus viel von der Katastrophe vor drei Jahren zu sehen ist), aber weder daran noch am Shinkansen liegt es, dass der Zeitplan der Delegation an diesem Samstag doch mal kurz ins Wanken gerät.

Schuld daran hat eine vermeintliche "Roundtable-Diskussion" mit japanischen Politikern und Wissenschaftlern der Region Yamagata am Nachmittag. Zu der kommt es im eigentlichen Sinne zwar nicht, dafür aber zu einem überlangen Austausch von Grußworten, die dann auch noch übersetzt werden wollen. Aber der Chef der Sachsen-Delegation wird den Termin wohl trotzdem in guter Erinnerung behalten. Gouverneurin Mieko Yoshimura schenkt Stanislaw Tillich einen Strauch traditioneller Kirschblütenzweige, die zwar selbst ein Ministerpräsident mit Vip-Kategorie V2 am Mittwoch nur schwer ins Flugzeug zurück nach Deutschland kriegen dürfte. Aber bis dahin.

Yoshimuras Geste wird ja sowieso noch übertroffen vom japanischen Botschafter in Deutschland, gegen den hat sie einfach keine Chance. Takeshi Nakane sagt Tillich per Grußwort voraus, dass er in der deutschen Politik künftig eine größere Rolle spielen werde, und schickt dann ebenfalls in geschliffenem Deutsch noch hinterher: "Die Tatsache, dass er vor den im August anstehenden Landtagswahlen gerade jetzt Japan besucht, zeigt, wie sicher er sich seiner politischen Basis in Sachsen sein kann."

Tillich findet das natürlich sehr nett, er grinst bis über beide Ohren. Und auch seine "Roundtable"-Sitznachbarn Benjamin Karabinski und Hartmut Fiedler sowie Klaus Tischendorf grienen ein bisschen mit. Dabei müssten sich die beiden Liberalen mit dem Linken jetzt eigentlich zusammentun und den Botschafter einbestellen - oder ihm zumindest eine schriftliche Stellungnahme abverlangen, wegen hauchdünner Abweichung von der Norm, jedenfalls in der Welt der Diplomaten, sich doch bitte nicht vorschnell zu Wahlausgängen zu äußern und parteilich zu sein. Aber man ist ja hier nicht zum Streiten. Und Sachsen ein paar Tausend Kilometer weit weg.

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