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Das Comeback des Stolperhamsters

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Was für ein Auftakt! Brasilien bürstet Kroatien 3:1 ab. Olic läuft für zehn, Neymar macht Ball-Petting und Kaká die Fotos. Was noch passierte? Ulrike Nimz hat hingeschaut.

 

Mir wurde ein ungleiches Duell versprochen. Aus namenkundlicher Sicht stimmt das schon mal. Die Kroaten haben Modric. Und die Brasilianer? Die haben Hulk. Ist das fair? Wir werden sehen.

Die erste große Chance erlaufen die Kroaten. Olic kommt frei zum Kopfball, sechste Minute. Nix passiert. Die Brasilianer spielen wie die liebe Sonne, stehen so tief, dass sie gleich untergehen. Und dann schießt die hochgelobte Abwehr tasächlich Tore. Dummerweise auf der falschen Seite. Marcelo lümmelt das Ding in der 10. Minute achtlos rein. Missverständnis in der Defensive. Die so umstrittene WM in Brasilien beginnt mit einem Eigentor. Oh the irony.

Überhaupt: War nicht die komplette Eröffnungsfeier ein Missverständnis? Als Béla Réthy im besten Heinz Sielmann-Ton erklärte, man habe auf karnevalistische Elemente verzichtet, um nicht alle Klischees zu bedienen, hatte ich "kannibalistisch" Verstanden und war nicht mal überrascht. Und dann diese kleinen, als Fußbälle verkleideten Kinder, deren Gitterhelme bestimmt bald in jedem Happy Meal sind und sich hervorragend für lange Autofahrten eignen. Und wie Jennifer Lopez von ihrem eigenen Echo niedergebrüllt wurde. Und die beiden Experten-Olis vor grauem Himmel und menschenleerem Strand - dagegen war Heringsdorf ja ein dionysischer Lustgarten. Aber das wird schon noch.

"Bahnt sich hier eine Überraschung an", fragt dann auch Réthy nach elf Minuten. Seine Thesen zum Spiel sind mal wieder so steil wie einst Baslers Eckbälle. Nur nicht so treffsicher. Mario Basler? War das nicht der kettenrauchende Unsympath von Werder? Mancher wird es bemerkt haben: Mein Fußballwissen endet im Jahr 1998. Danach entdeckte ich Rock'n'Roll und Bier. Und ich bin nicht Basler, ich kann nicht beides.

Zurück zum Spiel. 28. Minute. Neymar schiebt den Fuß unter den Ball und mag dabei dasselbe denken, wie picklige Jungs auf dem Rücksitz nach dem Abiball: Immer schön streicheln, dann isser vielleicht drin. Dr. Sommer hat Tränen in den Augen und der gelbe Rest des Stadions auch: AUSGLEICH!

Die Brasilianer drücken jetzt wie Elvis Presley auf seinem Klo in Memphis. Aber es bleibt zum 1:1 zur Halbzeit. Beide Mannschaften halten an der Anfangsaufstellung fest. Wann schickt Dante die Rot-Weißen in den siebten Kreis der Hölle?
Zugegeben: Die Kroaten sind tapfer. Und ein bisschen unberechenbar. Zumindest Deutsche kriegen ja nervöses Augenzucken, wenn das Schachbrettmuster des Todes aufläuft. WM-Viertelfinale 1998. Davor Suker. Die Schande. Alles ist möglich.

Dann aber: 69. Minute. Elfmeter - in einem Paralleluniversum aus Plüsch vielleicht. Fred fällt schneller um als seinerzeit Ronaldo. Und der hatte in meiner Schulklasse den Spitznamen Stolperhamster - wegen der sympathischen Zahnfehlstellung, dem Hang zum spontanen Hinfallen und dicken Bäckchen. Apropos Spitznamen: "Stipe Pletikosa! Spitzname Oktopus! Wegen seiner Reichweite", brüllt Réthy. Vorschlag: Hulk in die Moderatorenkabine schicken. Damit der endlich seinem Namen gerecht wird.

Wir zoomen auf den Elfmeterpunkt: Neymar schießt, während ein Mann namens Kaká mit dem Handy filmt. Klingt seltsam, wenn man das so liest, nicht? Egal, das Spiel ist entschieden. Olic und Oscar schießen jeder noch ein Tor. Nur eines von beiden zählt. Schade, man hätte doch gern gesehen, was die Kroaten im Falle eines Sieges tun. Ganz viel Bier trinken? Einen zweiten Vokal für Srna kaufen? Vielleicht klappt's ja gegen Kamerun. Boa noite!

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