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Leser helfen: Mehr Leben für Elisa

Elisa ist jung, offen und lebhaft. Und sie sitzt im Rollstuhl. Kein Grund, nicht so zu leben, wie es auch andere machen, findet sie. Ihr derzeit größter Wunsch hat einen Motor, ein Lenkrad sowie vier Räder.

Mechelgrün.

Tag und Nacht rauschen Autos an Elisas Zuhause an der B 169 in Mechelgrün vorbei. Darunter auch mal ein VW Caddy, ein Renault Kangoo oder ein Citroën Berlingo. Wenn einer davon Elisas Eltern gehören würde, könnte die 19-Jährige machen, was auch andere in ihrem Alter gern tun: nach Plauen fahren, ein neues Oberteil shoppen, Freunde treffen. Doch Elisa ist an ihr Zuhause gebunden. Ohne ein Auto, das sich rollstuhlgerecht umbauen lässt, wird das auch so bleiben.

Ohne Rollstuhl geht nichts

Seit ihrer frühestens Kindheit lebt Elisa mit der Erbkrankheit spinale Muskelatrophie, Typ 2. "Meine Muskeln sind nicht so kräftig und arbeiten nicht so, wie sie sollen", erklärt Elisa. "Mit der Zeit bauen sie ab." Seit ihrem fünften Lebensjahr benutzt sie einen Rollstuhl. Zudem ist ihre Wirbelsäule stark verkrümmt.

Freunde trifft Elisa, seitdem sie im Sommer die zehnte Klasse an der Körperbehindertenschule in Chemnitz abgeschlossen hat, im Internet und im Handy-Chat. Raus kommt sie nur, wenn sie zum Arzt nach Plauen fährt oder zur Reittherapie in Grünbach. Die Krankenkasse übernimmt keine weiteren Fahrten in einem Taxi mit Laderampe und Kraftknoten. "Zum Arzt nach Plauen kostet die Tour zwischen 50 und 60 Euro hin und zurück, nach Grünbach noch mehr", erklärt ihre Mutter, Galina. Ein Kinobesuch in Plauen für Elisa und sie würde so das Drei- bis Vierfache an Geld verschlingen wie für andere Menschen. Zu viel für Elisas Familie. Denn ihre Eltern bekommen zurzeit Hartz IV.

Roster-Stand statt Cafébesuch

Deshalb bleibt Elisa und Krankenschwester Sabrina Karkowski (28), was sie bei schönem Wetter in ein paar Minuten erreichen können: der Garten hinterm Haus oder der Roster-Stand auf einem nahen Parkplatz. Doch an manchen Tagen reicht das nicht aus, um die Decke davon abzuhalten, ihnen nach dem Ausflug gleich wieder auf die Köpfe zu fallen. "Wir sitzen so gut wie jeden Tag hier", sagt die quirlige Sabrina, die Elisa seit drei Jahren betreut. Sie möchte ihrem Schützling gern etwas Normalität schenken. "Mal abschalten, raus aus dem Alltag", erklärt sie. Deshalb hat sie Elisa für "Leser helfen" vorgeschlagen.

Und wenn das Wetter mies ist? "Dann gucken wir DVDs", sagt Sabrina. "Oder wir lesen", ergänzt Elisa. Besonders gern mag sie Fantasyromane oder Krimis von Thomas Harris. Noch lieber allerdings zeichnet sie. Ihr Lieblingsmotiv: Pferde. Dass Elisa Pferde liebt, sieht man auch an ihrem Zimmer: An der grünweiß gestreiften Tapete hängen Pferdebilder, sie zieren die Uhr an der Wand, über der Tür hängt ein Hufeisen. In einer Zimmerhälfte steht das Pflegebett. Katheter, Wundauflagen und flüssige Nahrungsergänzung stapeln sich daneben.

Traumjob: Mediengestalterin

Elisa sitzt an ihrem Schreibtisch und kehrt all dem den Rücken zu. Behutsam fährt sie mit einem Stift auf einem Grafik-Tablett die Nüstern eines Pferdes nach. Ein Klick: Die Vorlage verschwindet. Zurück bleibt Elisas Skizze. Zu gern möchte sie eine Ausbildung zur Mediengestalterin machen, Webdesign lernen und Internetauftritte gestalten. "Das Arbeitsamt meinte, ich soll lieber in einer Behindertenwerkstatt arbeiten", sagt sie. "Aber das ist nichts für mich." Eine Lehre scheiterte daran, dass Elisa in der Ausbildungsstätte nicht so umfassend medizinisch betreut werden könne wie nötig, so Schwester Sabrina.

Elisa zeichnet ruhig weiter. Der Pferdekopf auf dem Monitor bekommt Augen und Fell. Draußen vor den Fenstern rauschen weiter die Autos vorbei - Richtung Plauen.

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