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4. Sinfoniekonzert der Robert-Schumann-Philharmonie: Ein Meer an Gefühlen

Gustav Mahlers 4. Sinfonie und Lowell Liebermanns Konzert für Piccoloflöte und Orchester haben das Publikum beim in der Cemnitzer Stadthalle begeistert.

"Er litt nun unter schrecklichen Spannungen und Selbstquälereien; bald wünschte er sich den Tod, bald das irrsinnigste Leben", schreibt Gustav Mahlers Frau Alma Mahler-Werfel in ihren Erinnerungen an die Zeit, da ihr späterer Mann seine Sinfonie Nr. 4 G-Dur komponierte.

Diese Zerrissenheit prägt maßvoll die Sinfonie, die die Robert-Schumann-Philharmonie am Mittwochabend unter der Leitung von Generalmusikdirektor Guillermo García Calvo im coronabedingt noch immer spärlich besetzten, aber ausverkauften großen Saal der Stadthalle geradezu zelebrierte. Einfühlsam, elegant und präzise führte der Dirigent das Orchester durch das Meer an Gefühlen, Freuden, Hoffnungen und Ängsten, das Mahler in der Sinfonie verarbeitet hat. Sanfte, beschwingte Passagen, Spaziergängen auf Blütenteppichen gleich, werden abgelöst von peitschenden, jagenden Momenten. Aufatmen, innehalten, tänzerische und liedhafte Passagen wechseln mit gewaltigen dunklen Einschüben und Brüchen, als schauten Schicksal und Tod zur Tür herein. Harmonie ist immer erkämpft und nie von Dauer. Bis zum Schlusssatz hin, der mit dem von Mahler schon Jahre vor der Sinfonie vertonten Lied "Wir genießen die himmlischen Freuden" aus der Sammlung "Des Knaben Wunderhorn" endet. Die japanische Sopranistin Ina Yoshikowa singt es hervorragend, verständlich und ausdrucksstark bis zum schlichten Ende. Wenn es nach dem schnell verklingenden Donnerhall des Jüngsten Gerichts heißt, "die englischen Stimmen ermuntern die Sinnen, dass alles für Freuden erwacht", entschlummert die Musik sanft ... und jeder mag selbst entscheiden, ob dies eine Feier kindlicher Unschuld oder nach Theodor W. Adorno die Trauer über ihren Verlust ist. Erst nach langer Pause brandet der begeisterte Beifall auf und ein einzelner Bravo-Ruf ertönt.

Mahlers 4. Sinfonie, am 25. November 1901 in München unter seiner eigenen Leitung uraufgeführt, mutet in ihrer Komplexität und kontrastreichen Widersprüchlichkeit noch immer modern an. Viel "klassischer" wirkte dagegen das Konzert für Piccoloflöte und Orchester des hundert Jahre jüngeren Amerikaners Lowell Liebermann, mit dem das Konzert begann. Liebermann, 1961 in New York geboren, mehrfach ausgezeichnet, arbeitet auch als Pianist und Dirigent. Er gehört zu den am meisten aufgeführten amerikanischen Komponisten. Sein Werk umfasst mehr als hundert Kompositionen, darunter zwei Opern, eine zum "Bildnis des Dorian Gray" nach Oscar Wilde. Sein Flötenkonzert wird zur Sternstunde für die junge Schweizer Flötistin Sarah Pascher, die seit 2020 mit der Schumann-Philharmonie musiziert. Das dreisätzige, romantisch anmutende Werk lässt die Flöte sanft über dem Orchester tirilieren. Ausladenden, an Filmmusiken der 1950er Jahre erinnernden Klangteppichen setzt sie flackernde Lichter auf, begehrt auch virtuos auf. Zuweilen treiben sich die nie ins Liebliche, Sentimentale abgleitende Flöte und das mitunter stark zurückgenommene Orchester gegenseitig an und finden schließlich ein effektvolles Finale. Es gab sehr viel Applaus für das eingängige Konzert und viele Blumen für die Flötistin, die einmal mehr auch das herausragende solistische Niveau der Mitglieder der Robert-Schumann-Philosophie unterstrich.

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