Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen

Diesel aus Kaffeepulver, Algenzucht für Smoothies und ein 15-Meter-Pendel: Woran Schüler aus Chemnitz forschen

Schon gehört?
Sie können sich Ihre Nachrichten jetzt auch vorlesen lassen. Klicken Sie dazu einfach auf das Play-Symbol in einem beliebigen Artikel oder fügen Sie den Beitrag über das Plus-Symbol Ihrer persönlichen Wiedergabeliste hinzu und hören Sie ihn später an.
Artikel anhören:

Deutlich mehr Projekte waren in diesem Jahr beim Regionalwettbewerb „Jugend forscht“ dabei, acht Gewinner dürfen zur nächsten Runde nach Leipzig. Einer würde am liebsten das Kepler-Gymnasium mitnehmen.

Chemnitz.

Eines brauchen die Hochschulen nicht zu befürchten, dass die Wissenschaftler von morgen nur in komplizierten Sätzen sprechen, die kein Mensch versteht. An ihren Ständen im Gebäude der Industrie- und Handelskammer Chemnitz konnten die Schüler am Samstagvormittag sehr gut erklären, woran sie in den letzten Monaten geforscht haben.

Dan Vlad Himcinschi hat ein Lego-Pendel aufgebaut, das sich auf einer Scheibe dreht. „Für die Figur auf der Scheibe dreht sich das Pendel“, sagt der 18-Jährige. Neben der Plattform steht eine zweite Figur. „Für die dreht sich das Pendel nicht, sondern die Scheibe.“

Was der Schüler damit demonstrieren will, ist das Prinzip des Foucaultschen Pendels. Damit kann man die Erddrehung nachweisen, weil sich die Pendelachse langsam im Kreis dreht. Die Mini-Lego-Variante an seinem Stand ist nur ein kleines Modell seiner Arbeit. Der 18-Jährige hat im Kepler-Gymnasium an der Decke im dritten Stock ein Stahlseil angebracht, das mit einem Pendelkörper versehen 15 Meter weiter unten im Treppenhaus hin und herschwingt. Dreht sich die Schwingungsachse nun in 24 Stunden einmal im Kreis? Das würde der journalistische Laie fragen. „Das wäre nur am Nordpol der Fall, in Chemnitz dauert eine Umdrehung 30 Stunden und 50 Minuten“, erklärt der fachkundige Schüler.

Mehr Teilnehmer als im vergangenen Jahr

Dan Vlad Himcinschi ist einer von acht Preisträgern beim Regionalwettbewerb von „Jugend forscht“. Sie gehen in die nächste Runde, die in Leipzig stattfinden wird. 30 Arbeiten wurden in diesem Jahr eingereicht. Im vergangenen Jahr gingen nur zwölf Arbeiten an den Start. Jury-Mitglied Ingo Voigtländer vom Solaris-Förderzentrum für Jugend und Umwelt erklärt das mit den Coronafolgen. „Im vergangenen Jahr gab es zum ersten Mal wieder eine Präsenzveranstaltung, davor fand der Wettbewerb zwei Jahre lang nur online statt“, erklärt er. Außerdem habe man im letzten Jahr einen Workshop mit 30 Pädagogen veranstaltet und dabei erklärt, wie die Lehrer das Thema „Jugend forscht“ im Unterricht integrieren können.

Ingo Voigtländer freute sich, dass in diesem Jahr neben Gymnasien auch Schüler von Oberschulen und Grundschulen Arbeiten eingereicht hatten. Nur Berufsschulen sind nicht mehr vertreten. Er schätzt, dass dort viele Lehrer, die Schüler für Forschungsthemen begeistern konnten, in Rente gegangen sind.

Es reicht aber auch ein Praktikum, wie bei Lias Farin Csepregi vom Gymnasium Burgstädt. Er durfte den Chemikern der TU Chemnitz über die Schulter schauen. Dort entstand die Idee für sein Forschungsthema: Treibstoff aus Kaffeesatz herstellen. „Kaffeesatz wird oft weggeworfen, daher wollte ich das probieren.“ Mit Zugabe einer organischen Lösung gewinnt er Öl aus Kaffeesatz und mit einem Rotationsverdampfer holt er die Lösung wieder heraus. Sein Kaffee-Treibstoff kommt auf einen Brennwert von 35 Megajoule pro Kilogramm, Biodiesel hat 40 und Diesel aus Erdöl 45 MJ/kg. „Mit der richtigen Filtertechnik kann ich den Brennwert bei Kaffeeöl auch noch erhöhen“, sagt der 17-Jährige. Der Aufwand sei nicht viel höher als bei der Herstellung von Biodiesel aus Raps. „Dafür muss bei Kaffeesatz kein ganzes Feld für die Treibstoffgewinnung bepflanzt werden.“

Algenzucht in der eigenen Küche

Über einen Preis in der Kategorie „Schüler forschen“ für unter 14-Jährige konnten sich Lena Lisa Fritzsche, Anna-Sophie Ubl und Johanna Graf vom Gymnasium Einsiedel freuen. Die drei Schülerinnen haben untersucht, wie sich Algen in einem Glas am besten vermehren: mit Rotlicht, UV-Licht, Heizung oder Sonnenlicht.

Die drei hatten nicht irgendwelche Algen, sondern Spirulina, die sie im Internet bestellten und zu Hause in einem Glas vermehrt haben. „Die Algen muss man regelmäßig mit einem Sieb herausholen und trocknen“, erklärt Johanna Graf. Das Pulver haben die Mädchen in Kekse verbacken, aufs Müsli gestreut und ihren Eltern als Smoothie verabreicht. „Algen sind ein gesundes Nahrungsergänzungsmittel, enthalten viel Eiweiß, Eisen und Jod“, sagt Anna-Sophie Ubl, betont aber die maximale Dosis von einem Gramm pro Tag. (cma)

Icon zum AppStore
Sie lesen gerade auf die zweitbeste Art!
  • Mehr Lesekomfort auch für unterwegs
  • E-Paper und News in einer App
  • Push-Nachrichten über den Tag hinweg
Nein Danke. Weiter in dieser Ansicht.

Das könnte Sie auch interessieren