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Gefährlicher Doppelgänger: Pilzberaterin aus dem Erzgebirge mahnt zur Vorsicht

Viele Menschen zieht es in diesen Tagen zur Schwamme-Suche in die Wälder. Neben Steinpilz und Maronen-Röhrling ist etwa der Perlpilz bei Sammlern beliebt. Allerdings kann dieser laut Fachfrau Angela Burkhardt leicht mit einem giftigen Exemplar verwechselt werden. Und das tritt zurzeit gehäuft auf.

Cranzahl.

In erzgebirgischen Wäldern ist Schwamme-Zeit. Allerorten machen sich Menschen auf die Suche, um sich die heimische Pfanne zu füllen, einige Exemplare zu trocknen oder einzufrosten. Doch es ist Vorsicht geboten, wie Pilzberaterin Angela Burkhardt aus Cranzahl erklärt. In hiesigen Fichtenwäldern würde zurzeit gehäuft der giftige Braune Fliegenpilz - auch als Königsfliegenpilz bekannt - auftreten. Gerade wenn dieser noch klein ist, könne er leicht mit dem beliebten Perlpilz verwechselt werden.

Wird dessen giftiger Verwandter gegessen, kann das eine schwerwiegende Pilzvergiftung auslösen. Doch wie lassen sich die beiden Exemplare unterscheiden? "Unter der Huthaut des Braunen Fliegenpilzes ist das Fleisch gelb bis gelbbraun. An der Stielbasis befinden sich ,Kindersöckchen'", erklärt die Expertin. Solche habe der Perlpilz nicht, dieser sei zudem an rötlichen oder rotbraunen Tönen unter der Huthaut sowie rötenden Fraßgängen zu erkennen. Generell gilt bei der Suche aber: "Jeder sollte nur die Pilze mitnehmen, die er genau kennt", sagt Angela Burkhardt. Kommen im Nachhinein doch Zweifel auf, rät sie dringend, mit dem jeweiligen Pilz im Ganzen einen Pilzberater aufzusuchen und das abklären zu lassen. Selbst geübte Sammler seien vor Verwechslungen nicht gefeit.

Trotz solcher Beratungsangebote sei es natürlich sinnvoll, sich selbst etwa in einem Pilz-Buch zu informieren. Angela Burkhardt: "Es ist ganz wichtig, auch möglichst viele giftige Exemplare zu kennen, um sie ausschließen zu können." Es sei zudem im Hinblick auf die Verwechslungsgefahr hilfreich zu sehen, welche Pilze sich ähneln und wo welches Exemplar wächst. "Es gibt in hiesigen Wäldern durchaus Pilze, die tödlich giftig sein können." Sie nennt die eher unscheinbar aussehenden Risspilze sowie Knollenblätterpilze als Beispiele. Auch auf den Braunen Fliegenpilz trifft das zu.

Die Oberschul-Lehrerin, die Mathematik sowie Technik/Wirtschaft unterrichtet, ist noch relativ neu in einer vom Landkreis veröffentlichten Übersicht über Pilzberater. Sie darf sich seit August 2020 Pilzsachverständige nennen, hat Lehrgänge besucht und eine Prüfung bei der Deutschen Gesellschaft für Mykologie absolviert. Schon vorher habe sie einen Abschluss als Pilzcoach gemacht, wobei man etwa lerne, wofür man verschiedene Exemplare verwenden kann. Und da gibt es noch ganz andere Möglichkeiten als den Weg in die Bratpfanne. "Mit Pilzen lässt sich zum Beispiel Papier herstellen oder Seide färben", sagt die Cranzahlerin.

Sie ist schon seit Kindheitstagen im Wald unterwegs und sammelt. Ursprünglich stammt Angela Burkhardt aus dem Altenburger Land, lebt seit 18 Jahren mit ihrem Mann im Erzgebirge. Doch warum hat sie selbst noch einmal die Schulbank gedrückt, um Pilzsachverständige zu werden? "Ich wollte etwas genauer lernen, das mich schon immer sehr interessiert hat", sagt sie. Und das höre nie auf - schließlich gebe es etwa 15.000 verschiedene Großpilzarten weltweit.

Doch zurück in erzgebirgische Wälder: Bei der Suche gibt es einiges zu beachten. So gilt etwa ganz allgemein laut sächsischem Waldgesetz, dass Pilze für den persönlichen Bedarf - genannt wird ein Handstrauß als Bezugsgröße - mitgenommen werden dürfen. Das muss "pfleglich" geschehen. Auch geschützte Exemplare wie Steinpilze dürfen laut Bundesartenschutzverordnung "in geringen Mengen für den eigenen Bedarf der Natur entnommen werden". Angela Burkhardt, die Mitglied im Verein Pilzberater Südwestsachsen ist, appelliert an Sammler, sich daran zu halten. Im Übrigen ist sie das ganze Jahr über in den Wäldern unterwegs und erfreut sich daran, auch im Winter Pilze wie den Samtfußrübling zu entdecken. Nur die erzgebirgischen Mundart-Namen, die manche Schwamme hier haben, stellen sie manchmal auf die Probe. So wird der Perlpilz gern als "Champer" bezeichnet, obwohl er kein Waldchampignon ist.

Pilzberaterin Angela Burkhardt in Cranzahl ist unter Ruf 0170 4803084 erreichbar sowie per E-Mail. Weitere Pilzberater im Erzgebirgskreis sind auf einer Übersicht der "Freien Presse" im Internet zu finden.

E-Mail: sepp.bergstrasse@t-online.de

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