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"Leser sind die besseren Problemlöser"

Mit einer Studie begleitet die TU-Chemnitz das Zeitungsprojekt - Wissenschaftler Georg Valtin erklärt, was er herauszufinden hofft

Georg Valtin ist Doktorand an der TU-Chemnitz und betreut das Projekt "Die Freie Presse macht Azubis fit". Er arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Professur für Mediennutzung. Daniel Bagehorn sprach mit Georg Valtin.

Freie Presse: Sie begleiten das Projekt wissenschaftlich. Was wollen sie herausfinden?

Georg Valtin: Wir wollen untersuchen, ob sich die regelmäßige Lektüre einer Tageszeitung wie der "Freien Presse" positiv auf das Allgemeinwissen der Lehrlinge auswirkt.

Freie Presse: Wie wollen Sie dies ergründen?

Georg Valtin: Einfach gesagt in einem Testverfahren. Bevor die Auszubildenden mit der Lektüre begonnen haben, ermittelten wir in einem Test den aktuellen Stand des Allgemeinwissens sowie die Mediennutzungsgewohnheiten. Nach dem Testzeitraum erheben wir erneut das Allgemeinwissen und vergleichen es mit den Werten zu Testbeginn. Zwischendurch wird alle zwei Wochen mit kleinen Tests zum aktuellen Tagesgeschehen überprüft, wie gut die Teilnehmer die in der "Freien Presse" gelesenen Informationen behalten haben.

Freie Presse: Wer denkt sich die Fragen aus?

Georg Valtin: Das ist meine Aufgabe. Ich nehme mir die "Freie Presse" der vergangenen zwei Wochen, wähle bestimmte Themen aus und denke mir Fragen dazu aus.

Freie Presse: Können Sie uns ein Frage-Beispiel geben?

Georg Valtin: Die Frage, die ich zum Beispiel während des Machtkampfes innerhalb der FDP stellte, lautete: Nennen sie zwei FDP-Minister der aktuellen Bundesregierung?

Freie Presse: Und konnten die Azubis diese Frage beantworten?

Georg Valtin: Nein, nicht alle konnten es. Es gibt Auszubildende, für die sind die Tests eine leichte Übung und sie können viele Fragen richtig beantworten. Es gibt aber auch Auszubildende, denen es schwerer fällt und die nur wenige Antworten wissen.

Freie Presse: Sind also Ihre Fragen zu schwer?

Georg Valtin: Nein, das glaube ich nicht. Ich teste die Fragen in meiner Familie und bei Arbeitskollegen, und diese können sie auch beantworten. Wer die Zeitung liest, sollte eigentlich kaum Schwierigkeiten haben.

Freie Presse: Sie befragen die Jugendlichen zu allen Themen ob Politik, Sport oder Kultur. Welche interessieren die Azubis besonders?

Georg Valtin: Das ist schwer zu sagen. Natürlich hat jeder Leser seine Vorlieben. Männer interessieren sich meist mehr für Sport als Frauen. Wenn die Jugendlichen ein Thema wirklich interessiert oder es sie selbst betrifft, dann lesen sie auch den Artikel. So war es zum Beispiel beim Thema Bio-Sprit E10 oder dem Autobahn-Unfall in Mecklenburg-Vorpommern, der durch einen Sandsturm ausgelöst wurde.

Freie Presse: Und bei welchen Themen sind die Jugendlichen eher weniger interessiert?

Georg Valtin: Politik und Kultur haben es schwer. Diese Gebiete sind offenbar für die meisten Jugendlichen kaum interessant.

Freie Presse: Ziel der Aktion von "Freie Presse" und den Unternehmen ist es, Jugendliche für Zeitungen zu interessieren. Warum lesen viele Heranwachsende heute selten Zeitung?

Georg Valtin: Ein Grund dafür ist sicher, dass die heutige Jugend mit Internet und TV aufgewachsen ist. Klassische Medien - wie die Zeitung - sind für sie daher wenig reizvoll. Sie haben den Ruf, altmodisch uncool zu sein. Für viele Heranwachsende ist es spannender, im Internet kleine Informationshappen aufzuschnappen, als sich in eine Tageszeitung zu vertiefen. Oft reichen ihnen die grundlegenden Fakten ohne Analysen.

Freie Presse: Andere Informationsquellen haben die Zeitung also verdrängt?

Georg Valtin: Ja, in gewisser Weise schon, vor allem bei diesen jungen Menschen. Ich glaube aber, dass gut aufbereitete Informationen sich dennoch durchsetzen werden. Vielleicht auf anderen Wegen als der Zeitung. Etwa durch Mobilgeräte oder Internet allgemein.

Freie Presse: Was erhoffen sich die Arbeitgeber davon, dass ihre Mitarbeiter Zeitung lesen?

Georg Valtin: Eine gute Allgemeinbildung hilft den Jugendlichen, sich auch im Betrieb besser zurecht zu finden. Denn wer längere Texte liest und versteht, kann auch zum Beispiel technische Handbücher besser aufnehmen. Leser sind die besseren Problemlöser. Außerdem stärkt es die Rechtschreibekompetenz. Ein Aspekt, auf den die Unternehmen sehr viel Wert legen.

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