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„Leser helfen“-Aktion für das Hospiz in Oederan: Im Pflegebett auf den Weihnachtsmarkt

Ein lebenswertes Leben bis zum Schluss, das ist das Ziel des Hospiz-Teams. Da werden auch mal Betten vor die Tür geschoben - und verschleißen dann schneller. Nicht nur deshalb sind Spenden gefragt.

Oederan.

Im verschneiten Park an der Richard-Wagner-Straße ist was los. Kinder der Kindertagesstätte "Sonnenland" singen Weihnachtslieder. Zur Belohnung bekommen sie, wie es sich gehört, etwas vom Weihnachtsmann. Es gibt Glühwein, Kunsthandwerk und Essen vom Grill. Wie zur Krönung liegt der Schnee auf den Bäumen und den Dächern der Jugendstil-Villa, die einst dem Fabrikanten Max Schuster gehörte.

Im Hospiz in Oederan ist (fast) alles möglich

Ein ganz normaler Weihnachtsmarkt, der schon Tradition hat, und doch etwas Besonderes. Denn manchmal nehmen Menschen an diesen Weihnachtsmärkten teil, die im Rollstuhl sitzen. Oder im Bett liegen. Denn im Hospiz "Ellen Gorlow" in Oederan ist fast alles möglich. Jedenfalls bemüht sich das Team - Pflegekräfte, Geschäftsführung, Köchinnen, Hausmeister, Sozialarbeiterinnen und Ehrenamtliche - fast alles möglich zu machen.

Und dazu gehört eben auch, dass die Pflegebetten öfter mal aus dem Zimmer geschoben werden. Zum Mittagessen in die Wohnküche. Oder eben vor die Tür. Selbst wenn es kalt ist, möchten manche Bewohner an die frische Luft. Wer nicht mehr lange zu leben hat, so erzählen es Hospiz-Mitarbeiter, der scheint vieles intensiver wahrzunehmen: Die Sonne, ein Vogelzwitschern, das Rauschen der Blätter.

An den Pflegebetten hinterlässt das allerdings Spuren. Hospiz-Geschäftsführerin Christiane Riemer erklärt: "Die Betten werden über unebenen Boden geschoben. Darauf sind sie eigentlich nicht ausgelegt." Die Krankenkassen zahlen nur anteilig für die Betten und gehen in der Regel davon aus, dass sie zehn Jahre lang halten. Zwei neue Pflegebetten braucht das Hospiz, das insgesamt Platz für zehn Bewohnerinnen und Bewohner hat, zurzeit. Weitere Anschaffungen werden nach und nach notwendig sein. Die Kosten für zwei Betten plus Zubehör liegen laut Hospiz bei knapp 10.000 Euro.

Das Hospiz muss sich zu fünf Prozent aus Spenden finanzieren

Auch darüber hinaus ist das Hospiz auf Spenden angewiesen. Die Krankenkassen übernehmen 95 Prozent der Gesamtkosten. "Wir müssen fünf Prozent in Eigenfinanzierung über Spendengelder aufbringen", erklärt Christiane Riemer. Das bedeutet rund 270 Euro täglich für das Hospiz allein für die medizinische Versorgung. Spendengelder werdend demnach auch für Anschaffungen und Reparaturen verwendet, für die Supervision der Fachkräfte, aber auch für kleine Ausflüge und dafür, dass Wünsche erfüllt werden können.

Wichtig: Für die Menschen, die im Hospiz leben, entstehen keine Kosten. Jeder - unabhängig von Geldbeutel, Alter oder Religion, hat Anspruch auf einen Platz. Die Voraussetzungen sind, dass er oder sie an einer zunehmend schwer verlaufenden, unheilbaren Erkrankung leidet, noch eine Lebenserwartung von Wochen oder wenigen Monaten hat, und zu Hause nicht ausreichend versorgt werden kann. Laut der Rahmenvereinbarung, die das Hospiz auf seiner Internetseite veröffentlicht hat, kommt ein stationäres Hospiz unter anderem bei Krebs, Aids, Erkrankungen des Nervensystems und anderen chronischen Krankheiten in Betracht.

Ein Schlafsofa für Angehörige steht mit im Zimmer

Jana Hiesche hat zusammen mit Angela Kräher die Pflegedienstleitung inne. Sie steht in einem Bewohnerzimmer. Schränke, Tisch, Stühle, Sessel, Radio, Fernseher und ein Schlafsofa für Angehörige gehören zur Ausstattung. Und natürlich das Pflegebett. Es sieht aus, wie Betten in den meisten Krankenhäusern und Pflegeheimen aussehen. Auffällig ist lediglich das Schwanenpaar, das jemand aus Handtüchern gestaltet hat - als kleine Begrüßung. Das Bett ist per Fernbedienung höhenverstellbar, die Matratze schützt gegen Wundliegen, auf Wunsch des Bewohners kann eine Seitenwand hochgefahren werden, um Stürze zu verhindern. Selbstverständlich gibt es einen Notruf-Knopf.

Im Hospiz gibt es deutlich mehr Pflegekräfte pro Bewohner als in einem Krankenhaus oder Pflegeheim. Jana Hiesche sagt, sie sei froh, dass sie Zeit habe für die Menschen, Zeit für Zuwendung. Und dann sagt sie einen Satz, der nur dann überraschend klingt, wenn man das Hospiz "Ellen Gorlow" nicht von innen kennt: "Es ist richtig schön, hier zu arbeiten." (eva)
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