Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen

Vorsicht Langfinger: Hier sollten Sachsen besonders gut auf ihr Fahrrad aufpassen

Schon gehört?
Sie können sich Ihre Nachrichten jetzt auch vorlesen lassen. Klicken Sie dazu einfach auf das Play-Symbol in einem beliebigen Artikel oder fügen Sie den Beitrag über das Plus-Symbol Ihrer persönlichen Wiedergabeliste hinzu und hören Sie ihn später an.
Artikel anhören:

Etwa 15.000 Fahrräder sind im vergangenen Jahr in Sachsen als gestohlen gemeldet worden. Doch ist das nur die Spitze eines Eisberges? Ein Landespolitiker hat einen schlimmen Verdacht.

Chemnitz/Dresden.

Langfinger haben in Sachsen relativ gute Chancen, ungeschoren davonzukommen. Denn die ohnehin schon niedrige Aufklärungsquote bei Fahrraddiebstählen ist im Freistaat in den vergangenen vier Jahren überall, mit Ausnahme der Landkreise Bautzen und Sächsische Schweiz/Osterzgebirge, noch einmal weiter gesunken. Selbst in Chemnitz, in Nordsachsen und im Erzgebirgskreis, wo die Ermittler im Landesvergleich am erfolgreichsten sind, liegt sie höchstens bei nicht einmal 25 Prozent. Das geht aus einer Antwort des Innenministeriums auf eine Anfrage des Linke-Landtagsabgeordneten Marco Böhme hervor.

Leipzig Hochburg der Fahrraddiebe

In Leipzig schlagen die Langfinger am häufigsten zu. Dort wurden laut Innenministerium im vergangenen Jahr 5646 Drahtesel als gestohlen gemeldet, gefolgt von Dresden (4000), Görlitz (1046) und Chemnitz (852). In den Landkreisen Zwickau und Mittelsachsen waren es jeweils mehr als 320, im Vogtland 191 und im Erzgebirge 166.

Wird aus Frust weniger angezeigt?

Insgesamt weist die Statistik zwar seit Jahren einen landesweit kontinuierlichen Rückgang der registrierten Fahrraddiebstähle aus, und zwar von mehr als 21.000 im Jahr 2019 auf etwa 15.500 im Jahr 2023. Linkspolitiker Böhme hat aber einen schlimmen Verdacht. Das bedeute ja nur, dass die Anzahl der Diebstähle, von denen die Polizei erfahren habe, massiv gesunken sei, interpretiert er diese Zahlen. „Womöglich führt die seit Jahren schmale Aufklärungsquote von kaum mehr als zehn Prozent aber dazu, dass viele Betroffene eine Anzeige als Zeitverschwendung betrachten.“ Zudem wirke da wohl auch der Skandal in der Polizeidirektion Leipzig, die Hunderte wiedergefundene Räder rechtswidrig verramscht hat, nach.

Linke-Politiker Böhme: Innenminister tut nichts

Dem Innenminister Armin Schuster wirft Böhme vor, nichts zu unternehmen, um die Aufklärungsquote zu erhöhen und das Vertrauen in die Polizei zu stärken.

„Die Zahlen sind ein Auftrag an die Polizei, das Thema ernst zu nehmen und die Prävention zu verbessern. Dazu gehören Aufklärung über das sichere Abstellen und eine hohe Kontrolldichte.“ Außerdem fordert die Linkspartei ein Förderprogramm für sichere Abstellanlagen in Mehrfamilienhäusern, etwa Fahrradboxen.

Diebe mögen Städte und anonyme Plätze

Die Faktenlage, unter welchen konkreten Voraussetzungen Fahrraddiebe an welchen Orten am häufigsten zuschlagen, ist dürftig. Besonders gefährdete Orte würden bei diesen Delikten nicht erfasst, teilte das Innenministerium mit. Erfahrungsgemäß konzentrierten sich die Täter aber auf die Städte. Bevorzugte Tatorte seien zentral gelegene Plätze mit großer Anonymität wie etwa die großflächigen Abstellanlagen an Bahnhöfen, Einkaufszentren, Stadtverwaltungen, Schulen und Hochschulen kämen die Räder. Auch aus Kellern, Treppenhäusern und Garagen kämen viele Räder weg. Die Städte machen dem Ministerium zufolge selbst nichts, um gegen Fahrraddiebe vorzugehen. Allerdings kläre die Polizei auf, gebe Hinweise und Tipps - und kontrolliere häufig, um den Langfingern Einhalt zu gebieten und Diebesgut sicherzustellen, so das Innenministerium.

Vor allem teure Räder werden inzwischen gestohlen

„Dabei nehmen die Diebe zunehmend teure Rennräder, E-Bikes und Mountainbikes in ihr Visier, weil sich diese Räder wieder gut und leicht verkaufen lassen“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Versicherer (GDV). So betrug die durchschnittliche Entschädigung für versicherte Fahrräder in Deutschland nach GDV-Angaben im vergangenen Jahr 1100 Euro und erreichte damit einen neuen Höchstwert. In den beiden Vorjahren waren es pro Rad im Schnitt noch 100 Euro und 220 Euro weniger.

Versicherungen: Dunkelziffer hoch

160 Millionen Euro mussten die Versicherungen 2023 für 150.000 als gestohlen gemeldete Räder auszahlen. Doch auch der GDV geht von einer weitaus höheren Anzahl entwendeter Räder aus. Asmussen: Viele Diebstähle würden nicht gemeldet, weil das Fahrrad nicht versichert gewesen sei - oder die Besitzer davon ausgingen, dass die Aufklärungs-Chance ohnehin gering sei.

Das schützt am besten gegen Fahrraddiebe

Doch was schützt am besten vor Diebstahl? Die Versicherungen raten dringend, Fahrräder mit guten Falt-, Ketten- oder Bügelschlössern zu sichern. Das gelte selbst dann, wenn sie in Kellern stünden. Die Polizei empfiehlt darüber hinaus, anonyme Fahrradstellplätze zu beleuchten, Fahrradbügel zum Anschließen zu installieren sowie Fahrradparkhäuser zu erreichten. Beim Kauf eines Schlosses sollten Radler auf ein zertifiziertes Schloss mit massivem Schließsystem aus hochwertigem Material achten, zum Beispiel durchgehärtetem Spezialstahl. „Rechnen Sie mit etwa fünf bis zehn Prozent des Fahrradpreises“, so die Polizei. „Schließen Sie das Rad mit dem Fahrradrahmen immer an einem fest verankerten Gegenstand an, zum Beispiel einem Fahrradständer, auch wenn Sie nur kurz abwesend sind.“ Nur das Vorder- und Hinterrad zu blockieren, reiche als Schutz nicht. „Sichern Sie auch Vorder- und Hinterrad, indem sie diese beispielsweise gemeinsam mit dem Rahmen anschließen.“ (juerg)

Icon zum AppStore
Sie lesen gerade auf die zweitbeste Art!
  • Mehr Lesekomfort auch für unterwegs
  • E-Paper und News in einer App
  • Push-Nachrichten über den Tag hinweg
Nein Danke. Weiter in dieser Ansicht.

Das könnte Sie auch interessieren