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Rund um Zschopau: Abseits der Straße die schnellste Frau Deutschlands

Maria Franke setzte mit ihrem zweiten Platz bei der diesjährigen Enduro-WM ein Ausrufezeichen. Am Wochenende startet sie bei den Männern - und ist dem vermeintlich starken Geschlecht gern ein Dorn im Auge.

Zschopau/Zeitz.

Wer vom Altmeister ein Siegermotorrad bekommt, der muss etwas draufhaben - beziehungsweise: sie muss etwas draufhaben. Die KTM, mit der Edward Hübner vergangenes Jahr Rund um Zschopau gewann, wird am Wochenende von einer Enduro-Pilotin gefahren. Maria Franke vermeidet dennoch große Sprüche. "Das Motorrad fährt ja nicht von allein", erklärt die 24-Jährige.

Seit dieser Saison geht sie für das Zschopauer Team des einstigen vierfachen Enduro-Europameisters Harald Sturm an den Start. "Ich habe viel von ihm gelernt. Vorher bin ich drauflosgefahren, wie ich es mir gedacht habe", meint die Zeitzerin. Und sie zahlt es mit Erfolg zurück. Vor einem Monat erkämpfte sie sich beim Saisonfinale in Frankreich einen Tagessieg bei einem WM-Lauf - das war 25 Jahre lang weder einer noch einem Deutschen gelungen. In der Gesamtabrechnung steht für die WM-Debütantin der zweite Platz zu Buche. "Es ist schon stark, das quasi aus dem Nichts zu schaffen. Es ist schade, dass es im Damensport nicht so gewürdigt wird", sagt Teamchef Harald Sturm.

Die frischgebackene Vizeweltmeisterin kennt das Problem nur zu gut: "Die Anerkennung hält sich wirklich in Grenzen - selbst als Weltmeisterin wäre das nicht anders. Aber das weiß man vorher." Unterkriegen lässt sie sich davon nicht. Auf nationaler Ebene ist die beste Enduro-Pilotin des Landes der Konkurrenz längst entwachsen und misst sich deswegen in der Internationalen Deutschen Enduro-Meisterschaft (DEM) mit den Männern. "Ich werde nicht anders behandelt, aber ich merke, dass die Männer es nicht haben können, wenn eine Frau vor ihnen ist", berichtet die Sachsen-Anhalterin. Für sie ist das ein zusätzlicher Ansporn. Zwar müsse sie sich keine Machosprüche im Fahrerlager anhören, "aber man merkt, dass es die Herren eher ankotzt, wenn ich besser bin, als wenn es ein anderer Mann wäre".

Im Alter von vier Jahren begann Maria Franke mit dem Motorsport, weil sie wie ihr älterer Cousin auf Motocross-Maschinen durch das Gelände heizen wollte. Ein Unfall brachte sie dann vor zwei Jahren zum Enduro: "Ich habe mich am Rücken verletzt, nachdem jemand auf mich gesprungen ist. Das Gegeneinander hat mich am Motocross gestört, beim Enduro bist du alleine unterwegs und auch ganz allein schuld, wenn etwas schiefläuft." Noch im vergangenen Jahr krönte sie sich zur Deutschen Motocross-Meisterin, konzentrierte sich nach dem Wechsel zum Team KTM-Sturm voll auf Enduro.

Und auch privat legte sie den Fokus voll auf den Sport. "Es ist schwer, Auslandsreisen zu WM-Läufen oder zu den Six Days mit dem Beruf zu vereinen. Der ganze Urlaub ging dafür drauf", so Maria Franke, die bei der Telekom arbeitet. Den Sport professionell zu betreiben, ist nicht möglich. "Aber ich bin dankbar für die Unterstützung des ADAC und des Teams. Ohne den Wechsel zu KTM-Sturm wäre eine WM-Teilnahme unmöglich gewesen."

Vor dem Heimrennen des Zschopauer Rennstalls am Samstag mischt sich unter die Vorfreude eine gehörige Portion Respekt. Nach zwei Teilnahmen in der Frauenkonkurrenz startet sie erstmals bei den Herren. "Rund um Zschopau wird schwieriger als die WM-Läufe, die ich bisher gefahren habe. Ich will vor allem ins Ziel kommen. Viele schaffen das gar nicht, weil es so anspruchsvoll ist." Vor dem DEM-Finale im Erzgebirge ist sie in ihrer Klasse E1 Fünfte. Dort will sie in der Endabrechnung nach Rund um Zschopau auch noch stehen -und damit vor vielen Vertretern des vermeintlich stärkeren Geschlechts.

Start und Ziel am Zschopauer Altmarkt

Morgen Abend beginnt Rund um Zschopau mit dem Prolog. Dieser findet um 19 Uhr im ehemaligen MZ-Werk in Hohndorf statt.

Am Samstag starten die ersten Fahrer um 8 Uhr zum Finallauf der Internationalen Deutschen Enduro-Meisterschaft. Start und Ziel befinden sich auf dem Altmarkt in Zschopau, das Fahrerlager auf dem Parkplatz vor dem Multizentrum Zschopau.

Der Rundkurs hat eine Länge von 85 Kilometern pro Umlauf (80 Prozent davon im Gelände). Es gibt drei Sonderprüfungen (Skihang Zschopau, Areal an der MX-Strecke Amtsberg, Steinbruch Venusberg).

Eintrittskarten für Freitag und Samstag kosten 10 Euro, ein Ticket nur für Samstag 5 Euro. Für Kinder bis 12 Jahre ist der Eintritt frei.

www.enduro-zschopau.de

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