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Sieben Mal Kinderglück: Wie eine Auerbacher Großfamilie den Alltag wuppt

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Ohne ihre drei Töchter und vier Söhne könnten sich Lucia und Jörg Borisch ihr Leben nicht mehr vorstellen. Als Tochter Judy auf die Welt kam, hat die Familie einen prominenten Paten bekommen.

Auerbach.

Sechs Brotbüchsen stehen wie aneinandergereiht auf der Küchenanrichte. Mutter Lucia legt in jede ein belegtes Brot. Sie schnippelt Gemüse und greift sich von der großen Etagere sechs Früchte. Dann verschwindet der Proviant in den Rucksäcken von Jim (13), Sina (11), Tessa (8), Levi (5) sowie den Zwillingen Bruno und Benno (3). Vater Jörg sammelt seine sechs Kinder ein und setzt sie in den Mercedes-Kleinbus. Dann bringt er die drei Kleinen in die Kita, die Achtjährige in die Grund- und die große Tochter in die Oberschule. Den Ältesten setzt er am Goethe-Gymnasium ab. Ehefrau Lucia bleibt mit dem Nesthäkchen Judy zu Hause. Sie ist sechs Monate und braucht noch keine Brotbüchse.

Brief und Scheck vom Bundespräsidenten

Die Borischs sind eines von drei Auerbacher Elternpaaren mit sieben Kindern. Mit der Geburt des siebten Kindes übernimmt in Deutschland automatisch der Bundespräsident die Patenschaft. Persönlich schaute Frank-Walter Steinmeier zwar nicht bei den Borischs in Auerbach vorbei. Doch die Freude war groß über ein Glückwunschschreiben und 500 Euro. Das Geld kann die Großfamilie gut gebrauchen: Bei sieben Kids werden Nudeln, Pausenbrote und Äpfel schnell alle. Und Kleidung braucht es auch. „Das Materielle ist nicht alles. Zeit ist uns wichtiger“, so das Credo von Vater Jörg (42). Zeit für einen Familienausflug. Zeit, um Jim zum Fußball nach Ellefeld zu begleiten, Tessa beim Ballett-Tanzen zuzuschauen. Mit Levi zum Kindersport und Judo zu gehen. „Ein Hobby soll jedes unserer Kinder haben“, sagt Mutter Lucia (34).

Alle packen mit an

Zeit ist kostbar. Um so eine Großfamilie zu wuppen, braucht es Organisationsgeschick. Täglich füllt Lucia Borisch ein, zwei Maschinen mit Wäsche. Da ist der Einkauf. Das Kochen. Jägerschnitzel sowie Kartoffelbrei mit Fischstäbchen kommen besonders oft auf den Tisch. Auch Nudeln gehen immer. Auf einem Dienste-Plan stehen auch die Kinder drauf. Tisch decken und abräumen. Müll wegbringen. Zimmer aufräumen. Jim, der Große, verkündet stolz, dass auch er schon Spaghetti mit Soße kochen kann. Sind früh alle aus dem Haus, bleibt etwas „Me-Time“ für Mutter Lucia. „Mal ein wenig Schlaf nachholen“, sagt die kleine, zierliche Frau. Ihren Job hat die ausgebildete Automobilkauffrau schon länger wegen der Familie aufgegeben.

Anders bei Ehemann Jörg. Unter der Woche arbeitet der Zahntechniker in einem Dentallabor in Plauen. Eltern, die so viele Kinder haben, müssten eigentlich nicht arbeiten gehen. Dafür sorge der Staat ganz gut, sagt Jörg Borisch. Es gebe Kindergeld und Zuschüsse. Über „Bildung und Teilhabe“ kostet auch das Schulessen nichts. Schlecht geht es der Familie deshalb nicht, sagt der Familienvater. „Aber ich gehe gerne arbeiten, brauche den geregelten Tagesablauf und will das unseren Kindern vorleben. Das ist meine moralische Überzeugung.“

Manchmal wäre es schön, allein zu sein

Dass Kinder aus Großfamilien mehr entbehren als beispielsweise ein Einzelkind muss nicht immer stimmen. Die Borischs sagen, dass sie nicht das neueste Auto fahren. Aber das tun andere Eltern auch nicht. Zum Kindergeburtstag dürfen auch die Borisch-Geschwister Freunde zum Bowling einladen. Vielleicht nicht zehn. Aber drei. Es geht auch in den Urlaub. Vielleicht nicht auf die Malediven. Aber zum Wandern in die Sächsische Schweiz. Es gibt für jedes Kind ein Weihnachtsgeschenk und ein Zoobesuch ist auch mal drin.

In den Kinderzimmern wird nicht mehr gestritten, als in anderen auch. „Eher weniger“, sagt Papa Borisch. Klar, dass mal Neid auf die Freundin aufkommt, die ein Einzelkind ist. In solchen Momenten sagt Sina: „Manchmal wäre ich auch mal allein“ und „Ich hätte gern ein eigenes Zimmer.“ Ein Wunsch, den die Elfjährige sachlich, nicht trotzig, vorbringt. Genauso wie der große Bruder beteuert, er könne auf ein Smartphone gut verzichten.

Das, was den Borischs wirklich wichtig ist, was ihnen Kraft gibt, ist ihr Glaube. In der Freikirche „Herzfabrik“ in Eich finden sie all das. Wenn dann noch Zeit ist, gehen Jörg und Lucia mal schick Essen. Als Frau und Mann. Als Paar. Nicht als Eltern. Eine Auszeit. (cze)

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