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AfD plante „Hausbesuch“ bei Landrat und schwenkt nach Gegenwind um

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Ende März will die AfD in Bad Bibra (Sachsen-Anhalt) einen Umzug veranstalten. Für das Haus des Landrats hatte man offenbar extra einen Umweg eingeplant.

Bad Bibra.

Die AfD hatte angekündigt, Landrat Götz Ulrich (CDU) einen „Hausbesuch“ abzustatten. Der Politiker aus Sachsen-Anhalt sieht darin einen Einschüchterungsversuch und geht in die Offensive. Zuspruch erhält er dabei von Seiten der Bundespolitik. Nun soll die Route geändert werden.

Etwa 2600 Einwohner zählt die Kleinstadt Bad Bibra. Sie liegt rund eine Autostunde westlich von Leipzig, ist staatlich anerkannter Erholungsort – und Wohnort von Götz Ulrich. Ulrich ist Landrat des Burgenlandkreises.

Und Ende März steht offenbar unangenehmer Besuch bei ihm an: Die vom Verfassungsschutz in Sachsen-Anhalt als gesichert rechtsextremistisch eingestufte AfD will vorbeischauen. Das hat der CDU-Politiker auf X (ehemals Twitter) bekannt gemacht.

Furchteinflößender „Hausbesuch“ mit Fahnen und Trommeln

Die Partei plant demnach am 25. März (von 18 bis 21 Uhr) einen Umzug durch Bad Bibra. Laut Ulrich steht die Kundgebung unter dem Motto „Stoppt den Raubzug!“ und man habe „einen kleinen Umweg für einen ‚Hausbesuch‘ bei mir eingebaut“, schreibt Ulrich.

Dieser Besuch dürfte auf manchen angsteinflößend wirken: „Man kommt mit Fahnen, Trompeten, Fußballtröten, Trillerpfeifen, Trommeln und Megafon.“

Seinem Post hat Ulrich einen Videoclip beigefügt. Dieser zeigt ihn im Kreistag, er wendet sich an die dortige AfD-Fraktion: „Wir alle wissen, wer solche Instrumente der Einschüchterung, der Repression und der Bedrohung eingesetzt hat – wo so etwas hinführen kann. Und da muss ich nicht einmal die NS-Zeit bedienen.“

Es genüge ein Blick ins Jahr 2015. „In den Burgenlandkreis. Nach Tröglitz. Mit einer vorbereiteten Flüchtlingsunterkunft.“

Die noch nicht bezogene Unterkunft war in der Nacht auf den 4. April 2015 angezündet worden. Es entstand Schaden in sechsstelliger Höhe. Vor dem Brandanschlag war es in Tröglitz mehrmals zu Demos gegen die Aufnahme von Asylbewerbern gekommen.

Ulrich: „Diesen Nazi-Methoden werde ich standhalten“

An die AfD-Fraktion gewandt, wirft Ulrich ihr vor: Anstatt die Auseinandersetzung mit Sachargumenten zu suchen, arbeite die Partei mit „Hausbesuchen“. Er fügt an: „Sie sollten sich in Grund und Boden schämen, so in die Privatsphäre meiner Familie einzudringen und meiner 85-jährigen Mutter, meinen Kindern, meinen Nachbarn damit schlaflose Nächte zu bereiten.“

Der Landrat verspricht: „Diesen Nazi-Methoden werde ich standhalten und auch weiterhin mit aller Kraft für die freiheitlich-demokratische Grundordnung einstehen, wo immer das erforderlich wird.“

Unterstützung durch Innenministerin und Strack-Zimmermann

Unterstützung erhält Ulrich etwa von Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang (CDU). Sie will nicht nur für Polizeischutz sorgen, wie sie der Bild-Zeitung mitteilt: „Ich werde selbst am 25. März abends vor dem Haus des Landrates stehen und freue mich, wenn viele Bürger mit mir Flagge zeigen.“

Auch aus der Bundespolitik meldet sich ein bekannter Name zu Wort: Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), Vorsitzende des Verteidigungsausschusses und FDP-Spitzenkandidatin für die Europawahl im Sommer. „Bleiben Sie standhaft, so, wie ich Sie schon vor zehn Jahren erlebt habe und kennenlernen durfte. Das zeichnet Sie aus. Die Unterstützung aller Demokratinnen und Demokraten haben Sie“, notiert sie unter dem Tweet des Landrats.

User zu AfD-Mann Krah: „Seien Sie still, Sie Nazi“

Apropos Spitzenkandidat: Zur Europawahl schickt die AfD Maximilian Krah für sich ins Rennen. Und auch er kommentiert den Post von Ulrich: „Nehmen Sie sich nicht so wichtig! Niemand will Sie ‚zu Hause besuchen‘, nur weil er in Ihrer Heimatstadt eine Demonstration anmeldet. Die Stadt gehört weder Ihnen allein, noch besteht sie aus einem einzigen Haus, Ihrem.“ Die Reaktionen auf diese Zeilen fallen deutlich aus. So notiert etwa eine Nutzerin: „Sie widern mich an.“ Ein anderer User lässt wissen: „Seien Sie still, Sie Nazi.“

AfD ändert Demo-Route

Am späten Mittwochnachmittag die Rolle rückwärts: Wie der MDR berichtet, teilte einer der Demo-Anmelder - der AfD-Landtagsabgeordnete Hans-Thomas Tillschneider - dem Sender mit, dass man mit einer Verlegung der Route in Bad Bibra einverstanden sei, sollte die Polizei Sicherheitsbedenken haben.

Tillschneider erklärte gegenüber dem MDR, man habe die Route nicht gewählt, um vor dem Haus des Landrats zu protestieren - sondern aufgrund ihrer Länge. (phy)

Zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 14. März, 10 Uhr.

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