Am 14. Juni startet in Deutschland die Fußball-EM. Das bedeutet: Züge voller Fußball-Fans. Doch die könnten still stehen, warnt die Gewerkschaft EVG.
Chemnitz.
Tausende Bahn-Mitarbeiter wurden vergangenes Jahr Opfer von Übergriffen. Die Eisenbahner-Gewerkschaft EVG droht nun deshalb mit Stillstand – und das mitten in der Fußball-EM.
Wie der Tagesspiegel berichtet, hatten sich rund 4000 Zugbegleiter, Servicekräfte im Bahnhof und Hotline-Mitarbeiter im Februar an einer Online-Befragung beteiligt. Das Ergebnis: 64 Prozent der Befragten gaben an, in den vergangenen zwölf Monaten Gewalt oder Anfeindungen erlitten zu haben. 38 Prozent seien gar mehrfach im Monat beschimpft worden. Trauriges Ergebnis: Mehr als jeder Dritte fühle sich bei der Arbeit nicht sicher.
Auslöser für die Entwicklung seien auch die Corona-Pandemie und die Maskenpflicht. Jedoch: Nach dem Ende der Pandemie habe sich die Situation nicht verbessert, so EVG-Vorstand Kristian Loroch gegenüber der Zeitung. „In der Gesellschaft verschieben sich die Grenzen. Ganze Gruppen benehmen sich zunehmend selbstherrlich.“
Übergriffe mehr als verdoppelt - Schwerpunkt Regionalverkehr
Die Negativ-Entwicklung belegen Zahlen: Meldete die Deutsche Bahn im Jahr 2014 noch 1500 Übergriffe auf ihr Personal, waren es 2023 bereits 3100. Vor allem im Regionalverkehr ist es für Bahnmitarbeiter gefährlich, dort geschahen zwei Drittel der Übergriffe. Zugbegleiter sollen dort nicht mehr alleine unterwegs sein, fordert Loroch: „Die Doppelbestreifung muss Standard werden.“
Am 14. Juni startet die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland. Angesichts von Gefahrenlagen etwa durch rivalisierende Fan-Massen verlangt Ralf Damde, Chef des Gesamtbetriebsrats von DB Regio, Sofortmaßnahmen durch die Deutsche Bahn: Neben einer Doppelbesetzung auch ausreichend Sicherheitspersonal für Juni und Juli. Und er warnt: „Bevor unsere Leute angegriffen werden, verweigern wir Personaleinsatz bei offensichtlichen Gefährdungslagen.“
EVG droht mit Stillstand
Eine Warnung gibt es auch von EVG-Mann Loroch: Sollte sich die Sicherheitssituation nicht verbessern, „werden wir dafür sorgen, dass die Züge nicht fahren“. Die Bahn-Mitarbeiter könnten dann etwa Überstunden abbauen. Stillstand während der EM wäre das Ergebnis. phy (mit dpa)
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