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Raus aus der Masse

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Mehr als drei Stunden täglich schaut der Durchschnittsdeutsche fern. Ich gehöre nicht dazu. Ich bin raus. Schon seit anderthalb Jahren. Anfangs war das freiwillig. Ich wollte sehen, ob es auch ohne geht. Ja, geht es. Jetzt würde ich aber gerne wieder dazu gehören und im deutschen Durchschnitt mitspielen. Schließlich will ich nicht von gestern sein.

Die einfachste Lösung wäre ein Kabelanschluss. Stecker in die Dose und fertig. In meinem Haus muss ich mich dafür an einen bestimmten Kabelanbieter wenden. Der simpelste Anschluss kostet hier 19,99 Euro und man muss sich für zwei Jahre verpflichten. Gerade gibt es die ersten sechs Monate für 9,90 Euro, Sonderangebot. Aber der Knebelvertrag bleibt. Darauf habe ich keine Lust. Günstiger wäre es, bei demselben Unternehmen einen Vertrag für Internet und Telefon abzuschließen. Aber einen solchen habe ich ja schon, ich bin ja nicht von gestern. Das ist übrigens auch so ein Knebelvertrag, darum kann ich nicht einfach wechseln.

Der Telefonanbieter hat allerdings auch digitales Fernsehen per Internet im Programm. Das würde nur unbedeutend mehr kosten. Der Haken: Voraussetzung ist, dass DSL 16000 verfügbar ist. Ich wohne im Herzen einer sächsischen Großstadt und nicht auf einem russischen Dorf. Aber bei DSL 6000 ist in meiner Straße Schluss. Es gäbe noch die Möglichkeit einer schicken Satellitenschüssel draußen an der Gründerzeitfassade. Aber da hat der Vermieter was dagegen. Und ich auch.

Die Rettung schien gekommen, als der Fernseher eines Kollegen kaputt ging. Der schaute digital-terrestrisch, also immerhin alle öffentlich-rechtlichen Sender. Nun will er sich keine neue Flimmerkiste kaufen. Warum, das weiß ich nicht, und ob er von gestern ist, darüber mag ich nicht urteilen. Jedenfalls konnte ich von ihm Antenne und Receiver für den einfachen digital-terrestrischen Empfang erben. Dazu gehören nur wenige Kabel, und Knöpfe gibt es auch nicht viele. Trotzdem bot sich ein Freund, gelernter Veranstaltungstechniker, an, mir zu helfen. Da saßen wir nun: zwei Personen, drei Geräte und vier Kabel - und nichts ging. Auf der Mattscheibe müsste ein bestimmtes Bild erscheinen - tat es aber nicht. Auch die Bedienungsanleitung kannte dafür kein Szenario. Ich wollte einfach nur fernsehen und nicht von gestern sein. Stattdessen habe ich jetzt Kabelsalat im Wohnzimmer.

Selbst im Flugzeug bestelle ich nie den von mir heiß geliebten Tomatensaft, um nicht das zu tun, was alle anderen machen. Und jetzt will ich einmal durchschnittlich sein - und darf nicht!

Von Jana Peters

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