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Das US-Unternehmen Rapiscan muss in diesen Tagen einen kleinen, aber schmerzlichen Verlust verbuchen. Das liegt daran, dass die amerikanische Transportsicherheitsbehörde TSA die Firma als Lieferanten von Körperscannern abgeschrieben hat. Nun muss auch Rapiscan etwas abschreiben: 2,7 Millionen Dollar.

Es war vor gut drei Jahren, als das Unternehmen im Auftrag der TSA damit begann, Flughäfen in den Vereinigten Staaten mit 174 Körperscannern auszustatten. Fortan durchleuchteten die Geräte im Dienste der Sicherheit Millionen von Passagieren. Und lieferten zu viel Information. Sich von einem Rapiscan Secure 1000SP abtasten zu lassen, das glich dem Gang in ein Nacktabteil und war insoweit eine Form unfreier Körperkultur. Denn was sich dem Sicherheitspersonal auf dem Monitor bot, war selten so schön wie der Apollo von Belvedere oder die Venus von Milo. Dafür nämlich lieferte der Scanner neben Hinweisen auf verdächtige Gegenstände viel zu verräterische Bilder in Röntgen-Optik: Hier ein Pölsterchen, da ein Speckröllchen, dort eine hängende Po-Backe ... Das Scannen war nicht weniger als eine gründliche Leibesvisitation, die auch kaum - frei nach dem Motto: "Nackt sind alle Katzen grau" - dadurch gemildert wurde, dass der Kontrolleur am Monitor keine Gesichter sah. Entsprechend heftig fielen die Beschwerden über die Körperscanner aus, woraufhin Rapiscan bis Juni nachbessern sollte. Die TSA forderte: Keine Bilder, wenn nichts Verdächtiges entdeckt wird - und wenn doch, dann nur Ausschnitte von der verdächtigen Körperstelle.

Nun teilte der Hersteller mit, dass er sich dazu nicht in der Lage sieht. Folge: Rapiscan kann einpacken. Und zwar alle seine 174 Körperscanner. Sie müssen bis Ende Mai von US-Flughäfen verschwunden sein. 76 weitere werden erst gar nicht ausgeliefert. Stattdessen setzt die Transportsicherheitsbehörde auf Geräte eines anderen Herstellers. Die sind ähnlich zuverlässig, zeigen aber im Unterschied zu den bisher eingesetzten Scannern fragwürdige Gegenstände nur vor dem Hintergrund neutraler Figuren. Das ist sicher die elegantere Lösung, aber auch nur ein kleiner Trost für Flugpassagiere. Denn die haben längst schon mit all ihren Daten die Hosen vor den Sicherheitsbehörden heruntergelassen. Wer immer also in einen Jumbo steigt, dem muss klar sein: Er wurde durchschaut - auch ohne Körperscanner.

Von Ronny Strobel

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