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Drosselfunk-Alphabet

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Der Buchstabe L ist nicht nur der zwölfte Buchstabe des lateinischen Alphabets, sondern auch der elfthäufigste Buchstabe in deutschsprachigen Texten. Er tritt dort in 3,44 Prozent aller gedruckten Lettern auf. Ich wünschte, das wäre bei mir auch der Fall. Leider ist der Buchstabe L in meinem Alltag öfter vertreten. Viel öfter. Vielleicht liegt es daran, dass mein Alphabet kleiner ist, mein Ständig-mobil-im-Internet-Alphabet. Es hat nur vier Bestandteile: H+, 3G, E und ... L. Diese vier Bestandteile sagen mir, wie schnell ich mit meinem Smartphone unterwegs im Internet surfen kann. Wenn ich es kann. H+ steht grob gesagt für "wie der geölte Blitz". Der Buchstabe L hingegen steht für ... tja was eigentlich? Ich vermute für "Leider kein Empfang!", "Loser!" oder "Leck mich!". So jedenfalls spricht mein Smartphone recht häufig mit mir, obwohl mein Netzbetreiber auf Treu und Glauben beste Qualität offeriert. Aber so ist das eben: Netze haben Löcher. Es kommt wohl nicht von ungefähr, dass das Wort Loch mit einem L beginnt ...

Meine Wege sind zwar selten unergründlich, dennoch finden mein Smartphone und der nächste Mobilfunkmast meistens nicht zusammen. Auf den 2,3 Kilometern, die ich gewöhnlich in Richtung Arbeit eile, habe ich in den vergangenen Monaten eine individuelle Mobilfunk-DNA entschlüsselt. H+ (92 Meter), E (160 Meter), L (1,4 Kilometer), 3G (550 Meter), L (98 Meter). Wobei sich der Empfang am Arbeitsplatz selbst auch gern ändert, je nachdem, in welche Höhe ich das Smartphone halte. Den besten Mobilfunk-Empfang habe ich übrigens zuhause, was total super ist, weil ich dort ja per Wlan im Internet surfe.

Im Frühjahr ging ein Aufschrei durchs Netz, weil die Telekom den monatlichen Datenverbrauch ab 2016 bei 75 Gigabyte drosseln will. Ich wäre schon zufrieden, wenn ich wüsste, wie es im Jahr 2013 ist, bei 500 Megabyte Datenverbrauch gedrosselt zu werden. Aber diese Grenze erreiche ich nie. Weil das L mich anblinzelt. Oder ist es ein LOL?

Etwas Gutes hat es aber, das L. Man geht wieder öfter erhobenen Hauptes durch die Straßen, statt permanent aufs Smartphone zu starren. Man geht nicht mehr so häufig bei Rot über die Straße. Man sieht sie wieder, diese Menschen. Es soll angeblich noch existieren, das richtige, das echte L - L wie Leben.

Von Ronny Strobel

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