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Tanz der Moleküle

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Einem guten Wodka werden seit jeher wundersame Eigenschaften zugeschrieben. Mit ihm lässt sich nicht nur so einiger Kummer ertränken, sondern in Verbindung mit Kräutern und Honig auch manche Krankheit kurieren. Angeblich soll es sogar russische Atomwissenschaftler geben, die sich mit viel Wodka gegen Strahlenschäden zu schützen glauben. Leider auf Kosten der Leber, aber das ist schon wieder eine andere Geschichte...

An der York-Universität von Toronto lehrt man zwar keine Geist(es)wissenschaften, dennoch klang es wie eine Schnapsidee, als der Doktorand Narimand Farsad jüngst die Ergebnisse seiner Dissertation öffentlich machte. Denn demnach lassen sich Nachrichten mit Wodka übertragen. Dazu kodierte der Ingenieur einfach das Alphabet, indem er unterschiedlichen Alkoholkonzentrationen die Werte 0 und 1 zuwies und den Wodka mithilfe eines Zerstäubers zwölf Meter durch einen Raum schickte, wo die Alkoholkonzentration schließlich von einem Empfänger gemessen und dekodiert wurde. Die erste per Wodka übertragene Botschaft war nach Universitäts-Angaben der Titel der Nationalhymne: "O Canada".

Natürlich kann man fragen, ob Wissenschaftler an der York-Uni von Toronto zu tief ins Glas geschaut haben müssen, um solche Doktorarbeiten zuzulassen. Doch der Hintergrund ist - nüchtern betrachtet - durchaus ernster, als es zunächst erscheint. Denn die Datenübertragung per Funksignal stößt an vielen Stellen an ihre Grenzen, etwa in Rohrleitungen, Tunneln oder auch in Schiffswracks unter Wasser. Hier könnte die Chemie helfen. Vorstellbar ist für die kanadischen Wissenschaftler in naher Zukunft ebenso, im menschlichen Körper eingebrachte Mini-Roboter durch molekulare Kommunikation zu befehligen, beispielsweise bei der gezielten Bekämpfung von Krebszellen.

Neu ist der Tanz der Moleküle freilich nicht. Chemisch kommunizieren Pflanzen und Tiere seit Millionen von Jahren - und setzen Substanzen wie Pheromone und Terpene als Lockmittel ein oder um Gegner abzuwehren. Mit Wodka verhält sich das schwieriger. Als Lockmittel mag er bei Kennern der Materie durchaus funktionieren, als Abwehrmittel dagegen nicht so ganz. Schließlich ist ein richtiger Wodka so gut gefiltert, dass er fast keine Fahne hinterlässt.

www.freiepresse.de/wodkavideo

Von Ronny Strobel

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