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Sie kennen das: Auf dem Wohnzimmertisch liegt die neueste Fernsehzeitschrift und vom Deckblatt her lächelt Ihnen irgendeine mopsfidele D-Promi-Schauspielerinnen-Schönheit aus Transnistrien entgegen. Sie hat Lippen so dick wie ein Fahrradschlauch und ein derart weites Dekolleté, dass der Ausdruck "viel Holz vor der Hütte" eine maßlose Untertreibung ist, da vor der Hütte, um im Bild zu bleiben, ganze Regenwaldbestände lagern.

Fotos wie diese sind natürlich nicht echt. Und warum? Weil der Kollege aus der Bildredaktion manchen Parameter seiner Fotosoftware frei interpretiert. Sehr, sehr frei. Das ist einer der Gründe, warum man meinen könnte, Pamela Anderson sei keine Aktrice, sondern ein Doppelkammer-Gasfesselballon, an dem eine Blondine klebt.

Wie schön, dass nun Hilfe aus Israel naht. Wissenschaftler der Universität Tel Aviv haben eine Software entwickelt, die manchem übermotivierten Kollegen bald viel Arbeit abnehmen könnte. Das Programm übersetzt ästhetische Urteile von Probanden in endlose Zahlenkolonnen. Herausgekommen ist eine "beautification engine", also ein virtuelles Verschönerungsdingsbums. Es gleicht 84 Körpermerkmale einer Person mit den Daten von Menschen ab, die in Befragungen als attraktiv bezeichnet wurden, und passt das Bild, das bearbeitet werden soll, automatisch an. Schiefe Augenbrauen werden gerade, krumme Nasen ebenso, schmale Lippen voller - alles auf eine Weise, bei der immer noch eine starke Ähnlichkeit zum Original erhalten bleibt. Zwar lassen sich bislang nur Gesichter aufhübschen, sicher aber ist die Bearbeitung anderer Körperregionen nur eine Frage der Zeit.

Klar sind jedenfalls schon die Einsatzgebiete: Nicht nur Zeitschriftenverlage und Werbeagenturen kommen den Machern in den Sinn, sondern auch Dating-Dienste. Wer etwa in einer der zahllosen Partnerbörsen Anschluss sucht, schickt seine Porträtaufnahme durch die "beautification engine" und erhöht so seine Kontakt-Chance. Wie subtil die Software eingreift, zeigt der Umstand, dass nicht alle Bilder, die bearbeitet wurden, auch schönere Ergebnisse hervorbrachten. Dazu gehörten zum Beispiel Fotos von Brigitte Bardot und Woody Allen. Aber das macht nichts: Denn die eine stand schon mehrfach wegen Anstiftung zum Rassenhass vor Gericht und hat nur ein Date nötig - nämlich das mit ihrem Seelenklempner. Und der andere, der ist in seinem Fach ein Meister - und als er vom Himmel fiel, da landete er vermutlich mit dem Gesicht voran. Deshalb konnte er nicht schöner werden, als er ohnehin nie gewesen ist. Das sehen wir ihm nach.

http://www.cs.tau.ac.il/~tommer/beautification2008/


Von Ronny Strobel

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