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Ach, Floppy!
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Nach 30 Jahren in den einstweiligen Ruhestand versetzt zu werden, dieses Schicksal ist gemeinhin nur wenigen vorbehalten: ausgebrannten Pädagogen, Bauernopfern im Verteidigungsministerium und zudringlichen Hirten katholischer Pfarrgemeinden. In der IT-Industrie dagegen, da sind 30 Jahre eine halbe Ewigkeit. Mindestens. Angenommen, Sie fragen heutzutage einen Zwölfjährigen, was ihm das Wörtchen Floppy sagt. Die Antwort wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine Gegenfrage hinauslaufen: "Ist das nicht Nachbars Hund?"
Tja, 1981 war das noch anders. Floppy bellte nicht, pieselte nicht an jeden zweiten Baum und sabberte genauso wenig die Sofakissen voll, Floppy war einfach nur das Ritter Sport der Computerbranche: quadratisch, praktisch, gut. Eine neuartige magnetische Scheibe in einem eckigen 3,5-Zoll-Kunststoffkorpus. Ein Ding, auf dem sich Daten speichern ließen. Zunächst satte 720 Kilobyte, dann sogar das Doppelte. Die Floppy Disc war eine kleine Revolution: handlich, flexibel und nicht so empfindlich wie die dünnen 5-Zoll-Vorläufer. Stoßweise lagerten sie in PVC-Boxen und bewahrten - zerstückelt in 1,44-Megabyte-Häppchen - ganze Betriebssysteme, Bildbearbeitungsprogramme und bisweilen nicht ganz jugendfreie Papa-und-Mama-Schlumpf-Animationen auf. Damals Pop, heute Flop: die Floppy hat ihre besten Zeiten hinter sich. Im Frühjahr 2011, so hat Erfinder Sony angekündigt, sollen die kleinen schwarzen Scheiben im Heimatland Japan aus dem Handel genommen werden. Mit dem Aufkommen wiederbeschreibbarer CDs und USB-Sticks ist der Bedarf rapide gesunken. Bereits vor zwölf Jahren begannen erste Computerhersteller, Geräte ohne Floppy-Laufwerk zu verkaufen. Im vergangenen Jahr setzte Sony zuhause gerade noch 12 Millionen Floppy Discs ab - ein Viertel der Menge aus Spitzenzeiten.
Dennoch: Ein Wunder ist es allemal, dass sich die Discs bis heute verkaufen lassen. Nach Angaben des europäischen Marktführers Verbatim wurden zuletzt zwischen Grönland und dem Ural 50 Millionen Stück abgesetzt. Und auch wenn die Nachfrage zurückgeht, hält der Hersteller anders als Sony an der Floppy fest. Sie ist vor allem im Osten Europas weiter sehr beliebt. Fragt sich bloß, wieso?
Wer heutzutage Daten gigabyteweise per CD-ROM, DVD oder USB-Stick von Gerät zu Gerät übertragen kann, braucht der allen Ernstes einen Datenträger, auf den nicht mal ein durchschnittliches MP3-Stück passt? Wohl kaum.
Gut möglich aber, dass so eine Floppy-Disc inzwischen ganz anderen Zwecken als der Datenspeicherung dient. Immerhin taugt sie einzeln prima als Bierdeckel, in Reihe geklebt als 3-D-Wandbordüre und verschiedenfarbig etikettiert als Memory-Spiel. Oder aber man vernietet sie gleich stoßweise zu einem stylisch-spartanischen Sitzmöbel. Das nennt man dann Datenbank.
Von Ronny Strobel
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