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Puma-scharf

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Der Internetkonzern Google wähnte sich bislang auf der Seite der Guten. "Don´t be evil" gaben seine Gründer als hauseigene Handlungsmaxime aus - "Sei nicht böse". Aber: Plötzlich sind Sie es doch - böse Jungs. Und solche mit einer zweifelhaften Doppelmoral. Denn Google mag keine Cougars und lässt sie auch nicht bei sich werben - diese Erfahrung musste jüngst das kanadische Portal Cougar Life machen.
 
Als Cougar bezeichnet man auf der anderen Seite des Atlantiks nicht allein einen Puma, sondern auch die - sagen wir - reifere Dame. Sie ist unabhängig. Sie ist sexy. Sie ist erfolgreich - und auf der Suche nach einem Cub, also einem jungen Wolf.
 
Ebensolche Kontakte vermittelt Cougar Life und schaltet dazu nach Angaben der New York Times monatlich Anzeigen im Wert von 100.000 Dollar - bisher via Google. Doch dort kann man(n) sich die Werbekunden inzwischen aussuchen. Hatte bisher vor allem Apple für seine Praxis, die Darstellung freizügiger Inhalte auf seinen Geräten zu blockieren, für Aufsehen gesorgt, so schlägt der Suchmaschinenbetreiber aus Kalifornien nun in dieselbe Kerbe. Im vergangenen Monat lehnte er es ab, weiter für Cougar Life zu werben. Grund: die Anzeigeninhalte seien nicht familientauglich.
 
Das ist so putzig wie inkonsequent. Schließlich können Anbieter wie "Date A Millionaire" bei Google weiter für ihre zweifelhaften Offerten werben, in denen reiche und reife Herren den "sugar daddy" (Eigenwerbung) und ihre jungen Gespielinnen das "sugar baby" zum Besten geben dürfen. Warum Werbung für solche Angebote familientauglicher ist als jene für ein Portal wie cougarlife.com, erschließt sich nicht so ganz. Sind die Entscheider bei Google etwa traumatisiert? Haben Sie möglicherweise zu oft "Die Reifeprüfung" gesehen, jenen legendären Film von 1967, in dem die reife Mrs. Robinson den College-Absolventen Benjamin zum Liebhaber macht und dessen Liaison mit ihrer Tochter Elaine zu verhindern versucht? Google erklärte den kanadischen Seitenbetreibern jedenfalls, man lehne das gesamte Konzept des "cougar dating" ab und stellte das Ende des Werbe-Banns indirekt nur für den Fall in Aussicht, dass man sich vom Begriff "cougar" und von der Internetadresse selbst trenne.
 
Netter Versuch, doch am Ende hieße das für Cougar Life, die bisherige Zielgruppe aufzugeben. Denn in die Fänge reifer Frauen können sich die Kerle nach dieser Lesart wohl nur begeben, wenn aus der unabhängigen, erfolgreichen, selbstbewussten Großkatze ein anhänglicher, schmuse- und hilfebedürftiger Stubentiger geworden ist. Und das nennt man dann nicht mehr Cougar, sondern Desperate Housewive. 

Von Ronny Strobel

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