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Patiententreffen

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Sie kennen das vielleicht: Es ist ein strahlend-schöner Samstagnachmittag, die bucklige Verwandtschaft findet sich bei Ihnen im Garten zu Kaffee und Kuchen ein - und während die Jüngsten aus der Familie die Rabatten ramponieren oder sich gegenseitig Schippen, Schaufeln und Jätkrallen an den Kopf werfen, sitzen die Senioren bei einer Runde Canasta zusammen. Und es dauert gar nicht lange, bis irgendjemand d a s Gesprächsthema schlechthin unter älteren Semestern anschneidet: Krankheit, Gebrechen, Verfall! Nachbar X war neulich im Krankenhaus, Onkel Y ist das Hüftgelenk aus der Pfanne gehopst und Gemüsehändler Z hört nun das Gras wachsen - von unten.

Herzlichen Glückwunsch, denn die Stimmung ist spätestens jetzt im Eimer. Und der Zeitpunkt gekommen, an dem Sie als Gastgeber aktiv werden sollten. Drücken Sie Ihren Verwandten einfach ein "iPad" in die Hand, auf dem Sie zuvor eine Anwendung namens "WebMD" gestartet haben. Es könnte Wunder wirken. Denn dank der Software werden Nutzer selbst zu kleinen Halbgöttern in Weiß - Sie geben einfach Ihre Symptome an und erhalten in Sekundenschnelle eine Liste potenzieller Krankheiten, möglicher Therapieformen und auf dem Markt erhältlicher Medikamente.

Ganz gleich, ob das Programm Recht hat oder nicht, Sie werden sehen, wie sich unter Ihren Gästen die Stimmung dreht - von Wehleidigkeit und Mitgefühl hin zu einem triumphierenden Schlämmer'schen "Weisse bescheid"-Bewusstsein. Nicht nur, weil sich der eine oder andere in seinem Verdacht bestätigt fühlt, dass der eigene Hausarzt vielleicht falsch liegt, sondern weil es da endlich eine Quelle gibt, die in aller Seelenruhe das "Wieso? Weshalb? Warum?" einer Erkrankung erklärt statt Sie wegen der vielen anderen Patienten im Schweinsgalopp durch die Praxis zu schleusen. Schon allein das kann heilende Kräfte entfalten.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Karten während des nächsten Familientreffens in Ihrem Garten neu gemischt werden - aber nicht beim Canasta, sondern beim Austausch der neuesten "WebMD"-Diagnosen, nachdem sich jeder Ihrer Verwandten ein "iPad" zugelegt hat. Während die Kommunikation bei Tisch sonst immer wie das Grundrauschen eines Patientenseminars wirkte, geht es nun so lebhaft zu wie auf einem Ärztekongress. Von derlei Risiken und Nebenwirkungen steht bei "WebMD" zwar nichts geschrieben. Doch falls es Ihnen zu bunt wird, dann nehmen Sie sich einfach ein Beispiel an den Jüngsten in Ihrer Familie: Werfen Sie sich Schippen, Schaufeln und Jätkrallen an den Kopf. "WebMD" ist überaus anwenderfreundlich - und enthält sogar eine ausführliche Anleitung in Erster Hilfe.

Von Ronny Strobel

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