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Tagebuch: Unterwegs mit den Niners Chemnitz zum Europapokalfinale – Wieder in Bewegung

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Die Basketballer sind unterwegs nach Istanbul zum bislang größten Spiel der Vereinsgeschichte. Davor und danach stehen Auswärtsspiele in der Bundesliga an. „Freie Presse“ begleitet das Team.

Freitag, 26. April: Das erste Training nach dem Triumph

Ludwigsburg.

Da musste was aus den Gliedern geschüttelt werden. Nach zwei Spielen mit Verlängerung innerhalb von vier Tagen sowie einer langen Partynacht sind die Spieler der Niners ziemlich kaputt. Aber an eine Pause ist nicht zu denken. Die Saison geht weiter. Und auch in die entscheidende Phase. Bereits morgen steht für die Chemnitzer das Auswärtsspiel in Ludwigsburg an. Hier unser Vorbericht dazu.

Das Wichtigste heute: Die Spieler mussten wieder aktiviert werden. Und das wurden sie am Nachmittag beim Training in der wirklich schicken MHP-Arena. Es ging gut zur Sache, die Profis hatten wieder Bock auf Basketball. Zuvor war am Vormittag noch einmal Ausruhen angesagt, es gab Brunch. Nach dem Training ist auch nicht mehr viel. Abendessen und gut.

Wie sich das Trainerteam auf Ludwigsburg vorbereitet und wie die Coaches es schaffen, die Mannschaft nach dem großen Sieg am Mittwoch in Istanbul wieder motiviert zu bekommen, darüber habe ich für unser Instagram-Tagebuch nach dem Training mit Co-Trainer David Gibson gesprochen.

Donnerstag, 25. April: Zurück in Deutschland

Wo fängt man einen Tagebucheintrag an, wenn der vorherige Tag gar nicht geendet hat? Am besten am Vorabend. Was war das denn? Vom Ende des Finalspieles in der Ülker Arena habe ich gar nichts gesehen. Ich habe den Liveticker noch irgendwie beendet. Mit dem (auch noch klein geschriebenen) Wort „sieg“. Zu mehr kam ich nicht mehr, weil ich live gehen musste. Auf Instagram. Und weil ich noch den Text für die Printausgabe fertig bekommen musste. Und weil es hektisch war. Und weil der Akku des Laptops fast leer war. Kurz gesagt: Es war der Wahnsinn. Ich habe mich dann in den Kabinengang neben eine Steckdose gesetzt und meine Arbeit gemacht. In der Halle ging derweil die Post ab. Mannschaft und Fans haben gefeiert.

Dann ging es zurück ins Hotel, wo erst einmal ein erstaunlich ruhiges Abendessen mit dem frisch gebackenen Europapokalsieger stattfand, bevor es in die Istanbuler Nacht ging. Die Mannschaft in die Disco, der Trainer- und Betreuerstab in eine eher ruhigere Kneipe. Zurück waren alle erst in den frühen Morgenstunden. Und - was soll ich hier verheimlichen - auch ich war erst um 4 im Bett.

Während die Spieler sich am Donnerstag erholen konnten - erst im Hotel, dann im Bus, dann im Flugzeug -, musste ich arbeiten. Nach fünf Stunden Schlaf erst im Hotel, dann im Bus, dann im Flugzeug. Kommentar, Bildergalerie, Nachbericht zur Partynacht. Wenn ich schon das Privileg habe, so nah an der Mannschaft dabei sein zu dürfen, muss das auch genutzt werden. Die Fans dürsten nach Infos, wir liefern sie.

Sogar ein Instagram-Live-Video aus Ludwigsburg mit der Mannschaft, dem Pokal und den Medaillen haben wir gemacht. Kurz vor dem Abendessen. Die müden Krieger haben extra für mich noch einmal gejubelt und ein paar Worte nach Chemnitz geschickt. Und als ich das auch als Reel zum Später-Nachgucken speichern wollte, hat mich Instagram rausgeschmissen. Mal wieder ein neues technisches Problem. Ich bin wohl doch zu alt dafür.

Stattdessen stelle ich hier ins Tagebuch noch einmal die Videos von gestern. Zum noch einmal Gänsehaut bekommen. Und danach gehe ich ins Bett. So wie alle Spieler auch. Die sind einfach nur im Eimer.

Mittwoch, 24. April: Lasst uns Geschichte schreiben

Dies wird ein kurzer Eintrag ins Tagebuch. Es gibt nicht viel zu erzählen aus dem Kreis der Mannschaft heute. Frühstück, Warmwerfen in der Ülker Arena, Mittagessen, Ausruhen, Finale.

Das Wichtigste heute ist die Routine. „Wir machen alles wie immer“, sagt Trainer Rodrigo Pastore. Und der Ablauf ist auch wie immer an Spieltagen.

Dass auf diesem Spiel allerdings der Stempel „Finale“ prangt, hat man nach dem Mittagessen gemerkt. Die Spieler sind ruhiger als sonst. Sie sind fokussiert, konzentriert, ruhig, in sich gekehrt. Ab jetzt spreche ich hier keinen mehr an.

17 Uhr Ortszeit geht es ab in die Halle, 19 Uhr startet das große Finale. Ich melde mich von dort mit dem nächsten Eintrag ins Live-Tagebuch auf Instagram. Ich will mir ein paar Fans aus Chemnitz schnappen. Und mit denen gemeinsam auch die Fans in der Messe beim Public Viewing grüßen. Ab 17 Uhr deutscher Zeit startet der Liveticker. 18 Uhr deutscher Zeit wird es ernst.

Dies ist ein kurzer Eintrag ins Tagebuch.

Mehr geht gerade nicht. Es kribbelt. Und wie. Wir sehen, hören und lesen uns. Lasst uns Geschichte schreiben.

Dienstag, 23. April: Das erste Training in Istanbul

Istanbul. Alles wie immer. Wenn die Basketballer der Niners Chemnitz in dieser Saison im Fiba Europe Cup unterwegs sind, gibt es immer die gleichen Abläufe. Der Montag ist Anreisetag. Wurde am Tag zuvor in der Bundesliga gespielt – und das war dieses Mal der Fall –, bleibt es auch bei der Anreise. Ein Training wird dann nicht mehr angesetzt. Nach der Landung in Istanbul ging es für die Chemnitzer Mannschaft am Montag mit dem Teambus von Gastgeber Bahcesehir College ins Hotel, das im asiatischen Teil der Teil der Stadt und mitten in einem Industriegebiet liegt. Viel anzugucken gibt es da in der Umgebung nicht. Nach dem Abendessen statteten einige Spieler noch einmal dem Physioteam einen Besuch ab, mehr war nicht. Gute Nacht. Zumindest bis kurz vor 5 Uhr, als der Muezzin zum ersten Gebet des Tages rief und für eine kurze Wachphase sorgte.

Am Dienstag stand Regeneration auf dem Plan. Mancher Spieler wanderte am Vormittag doch noch mal ein wenig durch die Millionenmetropole und fand sogar das Meer. Immerhin. Bis in die Altstadt mit den berühmten Moscheen ist es dann doch ein bisschen zu weit. Auch einige Familienmitglieder wurden im Empfang genommen, denn zum Finale reisen einige der Liebsten an.

Und sonst so? Alles wie immer! Gemeinsames Mittagessen bei bester Laune, noch ein Schläfchen oder eine Massage, am Abend zum ersten Training in der Ülker Arena, in der es am Mittwoch ernst wird. Und in der neben den Familienangehörigen, die natürlich ein Kontingent der Tickets vom Verein bekommen haben, auch einige Chemnitzer Fans sein werden. Zu viele aber nicht, denn die Karten waren sehr schnell ausverkauft. Warum das so ist? Das versuche ich in unserem Instagram-Tagebuch live aus der Arena zu erklären.

Montag, 22. April: Abheben nach der Bruchlandung

Frankfurt/M. Das war nix. Zumindest reichlich 20 Minuten lang. Das Bundesligaspiel der Niners Chemnitz am Sonntag in Göttingen war, zumindest in Halbzeit zwei, das schlechteste der Chemnitzer in dieser Saison. Sie haben eine 24-Punkte-Führung noch aus der Hand gegeben, die abstiegsbedrohten Göttinger ins Spiel zurückgeholt und mit 99:100 nach Verlängerung verloren. Die Stimmung danach war dementsprechend. Direkt nach der Schlusssirene wollten die Spieler nur noch raus aus der noch lange tobenden Halle und ab in den Bus. Dort gab es Pizza und Pasta vom Lieferdienst und ganz viel Stille auf der Fahrt nach Frankfurt. Nur ganz vorn, im Trainerteam, wurde die Niederlage ausgewertet. Hinten war jedem klar: Das hätte nicht passieren dürfen.

Nach der Ankunft in Frankfurt gegen 23 Uhr ging es für einige Spieler noch einmal auf die Massagebank - Nachtschicht für das Physioteam. Ansonsten ging es ab ins Bett.

Am Montagvormittag stand für die Spieler Entspannung auf dem Plan. Frühstück, wann jeder wollte, danach machten einige einen kleinen Spaziergang, andere setzten sich in die Sauna oder haben sich noch einmal durchkneten lassen. Nach dem gemeinsamen Mittagessen ging es zum Flughafen und ab nach Istanbul, wo das Team auch gut gelandet ist. Der volle Fokus liegt nun endlich auf dem Finale im Europe Cup. Das sagt auch Kevin Yebo in unserem Interview für das Live-Tagebuch bei Instagram.

Nachdem ich das nun mittlerweile auch mit funktionierendem Ton kann, lerne ich irgendwann vielleicht auch noch, die Kamera wirklich auszumachen. Nennen wir es Bonusmaterial, was da am Ende noch kommt.

Sonntag, 21. April: Ganz entspannt ins Auswärtsspiel

Göttingen. Spieltag ist nicht gleich Spieltag. Logisch. Mal spielen die Niners daheim und mal auswärts. Mal kommen sie also aus den eigenen vier Wänden in die Halle, mal verbringen sie zuvor die Nacht gemeinsam in einem Hotel. Doch auch die Auswärtsspiele sind nicht immer gleich. Finden die nämlich abends statt, gibt es ein anderes Tagesprogramm, als das vor Nachmittagsspielen der Fall ist.

Das heute in Göttingen ist so eine Mischung. Beginn ist 17 Uhr. Fast schon Abend, aber noch immer zeitig genug, um auf das Shootaround verzichten zu können. Dabei handelt es sich um ein lockeres Warmwerfen in der Halle. Das hat immer den gleichen Ablauf, soll die Spieler in ihre Spieltagsroutine bringen und die Temperatur schon einmal hochfahren. Meist findet es kurz vor dem Mittagessen statt, danach ist noch einmal Langmachen angesagt, bevor es zum Spiel geht.

Heute gibt es das also nicht. Der Tag steht den Spielern mehr oder weniger zur freien Verfügung. Wer frühstücke will geht frühstücken. Die meisten gehen übrigens. Kurz vor dem Mittagessen gibt es noch eine letzte Einstimmung auf das Spiel beim Videomeeting. Das Trainerteam teilt dort noch einmal die wichtigsten Infos zum Gegner mit. Heute sind das die in Lila spielenden „Veilchen“ der BG Göttingen, die noch gegen den Abstieg kämpfen. Kurz nach 15 Uhr geht es dann ab in die Halle, 17 Uhr geht das Spiel los. Und schon 16 Uhr startet unser Liveticker.

Danach ist heute auch alles anders. Während es nach Auswärtsspielen in der Bundesliga normalerweise noch in der Nacht im Bus zurück nach Hause geht, führt die Reise heute Abend nach Frankfurt am Main. Nach einer Übernachtung dort hebt morgen der Flieger nach Istanbul ab. Dann gilt der Fokus nur noch dem Endspiel im Europe Cup.

Übrigens: Unser Instagram-Live-Tagebuch geht natürlich auch weiter. Ich melde mich dann kurz vor dem Spiel aus der Halle. Diesmal mit einem weiblichen Gesprächsgast, der bestimmt schon so manchem bei den Spielen der Niners aufgefallen ist.

Samstag, 20. April 2024: Mit Tonproblemen nach Göttingen

Chemnitz. Der Ton ging nicht. Oder nur so halb. Weil es Instagram so will. Und so ist mein Live-Interview mit Niners-Kapitän Jonas Richter kurz vor der Abfahrt der Chemnitzer Mannschaft am Samstagnachmittag nach Göttingen zwar richtig launig und gut geworden. Allerdings ist vor allem Richter nur schwer zu verstehen.

Dabei bin ich doch extra mit schwerster Technik ausgerüstet worden. Bestes Handy, Stativ, Tonempfänger, zwei Mikros zum Anstecken samt Wind-Puscheln, Leuchte zum Dranschrauben, Selfie-Stick, 324 Ladekabel, tragbare Batterie und eine Tragetasche für den ganzen Wumms. Sie sollen ja gut werden, die Live-Instagram-Schalten, die wir täglich planen.

Denn ich darf die Niners Chemnitz auf einer ganz besonderen Reise begleiten. Es geht zum größten Spiel der bisherigen Vereinsgeschichte. Am Mittwochabend geht es im Rückspiel des Finales im Fiba Europe Cup in Istanbul um den Pokal. Witzigerweise im asiatischen Teil der Stadt. Also Europapokalfinale in Asien. Die Niners reisen mit einem 11-Punkte-Vorsprung aus dem Hinspiel am vergangenen Mittwoch an.

Fragt man jemanden aus dem Team nach diesem Finalspiel am nächsten Mittwoch, bekommt man immer nur die eine Antwort: Interessiert mich noch nicht. Wichtig ist Sonntag in Göttingen. Hat so ähnlich auch Jonas Richter in unserem Live-Interview gesagt. Ich schreibe das hier mal lieber nochmal hin. Falls es nicht zu verstehen war. Wir arbeiten am Ton. Versprochen. Scheinbar habe ich die Mikros umsonst mitgenommen, weil Instagram bei Liveschalten keine externen Geräte akzeptiert. Man lernt nie aus.

Morgen also Bundesliga bei der BG Göttingen. Die Niners sind Tabellenzweite und haushoher Favorit. Göttingen kämpft noch gegen den Abstieg. Und trotzdem wird das schwer. Eben weil keiner das Finale aus dem Kopf bekommt. Da kann er noch so viel erzählen.

Cheftrainer Rodrigo Pastore aber wird schon die richtigen Worte finden, damit seine Jungs am Sonntag alles geben. Pastore sitzt im Bus übrigens ganz vorn, genießt den Ausblick auf deutsche Autobahnen aber nicht wirklich. Er arbeitet. Wie eigentlich immer. Vorbereitung auf Göttingen. Dort ist heute Abend nichts weiter geplant außer Ankunft im Hotel, Videostudium, Stretching und Abendessen. Ab morgen wird es dann ernst. Und besser mit dem Ton beim Live-Video. Versprochen. Hoffentlich.

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