Nach dem gewaltsamen Tod eines Deutschen am vergangenen Sonntag in Chemnitz haben am Samstag erneut verschiedene Vereine, Organisationen und Parteien zu Demonstrationen aufgerufen.
Samstag: Tausende Demonstranten ziehen durch Chemnitz
Rund 50 Menschen beteiligten sich am Mittag an einer Demonstration von Friedensgruppen zum heutigen Weltfriedenstag in der Innenstadt.
Foto: Uwe Mann"Chemnitz ist weder grau noch braun" - mit dieser Botschaft setzen Chemnitzer Bürger, Unternehmer und Wissenschaftler seit Samstag unter anderem am "Nischel", dem Marx-Monument, ein Zeichen gegen das Image von Chemnitz als Hotspot von Rechtsradikalen. Auf der Internetseite der Initiative #wirsindmehr heißt es: "Womit wir nicht leben können, sind Hass, Gewalt, Intoleranz und vor allem Wegschauen." Das sei der Nährboden, auf dem Demokratiefeindlichkeit wachse. "Das macht Angst. Aber aus der entsteht der Mut, den es jetzt von uns Bürgern braucht."
Foto: Uwe MannAn der Bahnhofstraße wurden Hamburger Gitter aufgebaut.
Foto: Uwe Mann- Polizisten schirmen die Demonstration von AfD, Pegida und Pro Chemnitz ab. Foto: Ralf Hirschberger
Teilnehmer der Kundgebung des Bündnisses Chemnitz Nazifrei unter dem Motto «Herz statt Hetze» halten auf dem Parkplatz an der Johanniskirche Schilder und eine Flagge der EU hoch.
Foto: Monika Skolimowska/dpaDer Parkplatz an der Johanniskirche bei "Herz statt Hetze" füllte sich zusehends. Auch Politprominenz war vertreten...
Foto: Toni Söll...Dazu gehörten Grünen-Chefin Annalena Baerbock, Linke-Fraktionschef Dietmar Bartsch sowie Sachsens Wirtschafsminister Martin Dulig. Der SPD-Politiker sagte: "Zentrale Aufgabe ist es jetzt, Vertrauen in den Rechtsstaat herzustellen und wiederherzustellen und den Schulterschluss zu suchen mit der Zivilgesellschaft. Wir müssen aufstehen und das anständige Sachsen verteidigen."
Foto: Toni SöllOberbürgermeisterin Barbara Ludwig bei der Kundgebung "Herz statt Hetze" auf dem Johannisparkplatz.
Foto: Toni SöllDie "Herz statt Hetze"-Demonstranten auf dem Johannisparkplatz.
Foto: Toni SöllDietmar Bartsch (Foto), Linke-Fraktionschef im Bundestag, erklärte: "Auch als Linker sage ich: Ja, wir müssen den bürgerlichen Rechtsstaat verteidigen. Angesichts der Ereignisse der letzten Tage bin ich da hier in Sachsen nicht nur zuversichtlich. Aber ich gehe davon aus, dass die notwendigen Lehren gezogen worden sind."
Auch die Regierungschefin von Mecklenburg-Vorpommern und SPD-Vizechefin Manuela Schwesig ist in Chemnitz. Sie sagt: "Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass die meisten Menschen ein friedliches, demokratisches Sachsen wollen. Die Rechtsradikalen wollen uns diese Freiheit nehmen. Dagegen muss man aufstehen, darf nicht länger zu Hause auf dem Sofa sitzen. Auf allen Veranstaltungen darf man seine Meinung sagen. Aber wo Leute den Hitlergrus zeigen, hetzen, auf Gewalt setzen, da ist eine rote Linie überschritten."
Foto: Toni SöllDer frühere Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir sieht nach den Ausschreitungen in Chemnitz die schwarz-rote Koalition in Sachsen in der Pflicht. "Die Situation ist so ernst, das bekommen wir nicht gedreht, wenn die Landesregierung nicht ihren Job macht", sagte er laut dpa am Samstag am Rande von "Herz statt Hetze".
Foto: Toni Söll70 Initiativen hatten zur Demo unter dem Motto "Herz statt Hetze" aufgerufen.
Foto: Toni SöllDie Polizei patroullierte mit einer Reiterstaffel vor dem Karl-Marx-Monument. Dort sammelten sich die Teilnehmer der von Pro Chemnitz organisierten Demonstration.
Foto: Uwe MannPolizisten sicherten die Kundgebung des Bündnisses Chemnitz Nazifrei unter dem Motto «Herz statt Hetze» ab.
Foto: Monika Skolimowska/dpaTeilnehmer von "Herz statt Hetze" im Chemnitzer Stadtzentrum.
Foto: Toni SöllZahlreiche Grundgesetzbücher stehen auf der Bahnhofstraße in der Nähe der Kundgebung des Bündnisses Chemnitz Nazifrei unter dem Motto «Herz statt Hetze».
Foto: Monika Skolimowska/dpaAm Karl-Marx-Monument erklärte Martin Kohlmann von Pro Chemnitz, während die AfD zum Schweigemarsch einlade, schweige man bei Pro Chemnitz nicht. Vor Ort wurden neben Sachsen- und Deutschlandflaggen auch kubanische Flaggen geschwenkt.
Foto: Uwe MannHintergrund: Das 35-jährige Opfer Daniel H. war Deutsch-Kubaner. Kohlmann macht sich den Spruch zu eigen, den man auch am Tatort inmitten von Blumen sehen konnte: "Nehmt ihnen die Messer, sonst nehmen wir euch eure Ämter".
Foto: Uwe MannTeilnehmer der Demo von Pro Chemnitz vor dem Karl-Marx-Kopf.
Foto: Uwe MannEin Teilnehmer der Kundgebung der rechtspopulistischen Bürgerbewegung Pro Chemnitz hält vor dem Karl-Marx-Denkmal ein Schild mit der Aufschrift "MIGRATIONSHINTERGRUND UND DEUTSCHER PATRIOT!" in der Hand.
Foto: Ralf Hirschberger/dpaWasserwerfer der Polizei stehen vor Beginn der Kundgebung der rechtspopulistischen Bürgerbewegung Pro Chemnitz in der Nähe des Karl-Marx-Denkmals bereit.
Foto: Boris Roessler/dpaDerweil sammelten sich an der Theaterstraße vor dem AfD-Büro mehrere tausend Teilnehmer zum von der AfD angemeldeten Schweigemarsch. Auch Lutz Bachmann ist dabei.
Foto: Andreas KretschelDemonstranten der AfD formieren sich.
Foto: Sascha AurichMit vertreten: Björn Höcke, einer der beiden Sprecher der AfD Thüringen.
Foto: Uwe MannTeilnehmer der Kundgebung der rechtspopulistischen Bürgerbewegung Pro Chemnitz marschieren gemeinsam mit den Teilnehmern der Demonstration von AfD und dem ausländerfeindlichen Bündnis Pegida durch die Stadt.
Foto: Boris Roessler/dpaDer AfD-Demonstrationszug...
Foto: Uwe Mann... läuft auf der Theaterstraße am Restaurant Brazil vorbei.
Foto: Jörg TelemannVertreter des Orga-Teams bei der AfD erklären, bei den auf Plakaten gezeigten Frauen handele es sich um Opfer abgelehnter Asylbewerber. Sophia L. wurde jedoch nicht Opfer eines abgelehnten Asylbewerbers.
Foto: Sascha AurichTeilnehmer der AfD-Demo.
Foto: Sascha AurichKein leichter Job für Moderatorin Hayali am Rande der AfD-Protestkundgebung. Trotz lautstark vorgebrachter „Lügenpresse“-Sprechchöre stellte sie sich der Diskussion mit Chemnitzern. Es ging emotional zu, aber auch differenziert.
Foto: Udo LindnerDie Polizei riegelte mit Fahrzeugen den Kreuzungsbereich an der Bahnhofstraße/Augustusburgerstraße ab.
Foto: Michael MüllerGegendemonstranten versammelten sich an der Kreuzung Brückenstraße/Bahnhofstraße.
Foto: Toni SöllPolizeihunde waren ebenfalls im Einsatz.
Foto: Toni SöllGegendemonstranten haben die Kreuzung Zschopauer Straße/Bahnhofstraße dicht gemacht.
Foto: Toni SöllAn der Bahnhofstraße/Waisenstraße wurde eine Spontandemo angemeldet.
Foto: Toni SöllAuch sie wollten sich entgegenstellen: Blockade am Johannisplatz.
- Foto: Toni Söll
Alerta"-Rufe: Mutmaßliche Antifa-Mitglieder versuchen, an der Straße der Nationen in Richtung Marx-Monument an der Polizei vorbei zu rennen...
Foto: Toni Söll... aber die Polizei stellt den schwarzen Block am Rawema-Gebäude. Es handelt sich um 100 Gegendemonstranten.
Foto: Toni SöllAm Karl-Marx-Monument steckte der AfD-Zug fest.
Lutz Bachmann filmte die Demonstration.
Foto: Sascha AurichAn der Kreuzung Brücken-/Bahnhofstraße trennen nur noch 100 Meter und jede Menge Polizei beide Lager. Es gibt Verletzte auf Seiten der Gegendemonstranten. Sie werden von Sanitätern versorgt. Ein Wasserwerfer hat sich erneut an der Kreuzung Brückenstraße/Straße der Nationen postiert.
Foto: Toni SöllDie Gedenkstelle für Daniel H. an der Brückenstraße, der in der Nacht zu Sonntag getötet worden ist.
Foto: Sascha AurichDie Demonstration der AfD soll sich am Karl-Marx-Kopf auflösen...
Foto: Uwe Mann... laut Polizei sei die Versammlungszeit der AfD-Demo überschritten.
Foto: Uwe MannAn der Kreuzung Bahnhofstraße/Brückenstraße sind zwei Wasserwerfer aufgefahren.
Foto: Toni SöllMittlerweile haben sich die Wasserwerfer und gepanzerte Fahrzeuge der Polizei in Richtung des AfD-Lagers gedreht. Demo und Polizei trennen 50 Meter. "Widerstand!! Widerstand!", brüllt die Menge.
Foto: Jörg TelemannEs kommt zu Rangeleien zwischen der Polizei und AfD.
Foto: Toni SöllDie Polizei fährt in die AfD-Demo.
Foto: Uwe Mann"Wir bleiben hier!" Teilnehmer der aufgelösten AfD-Demo wollen die Kreuzung trotz mehrfacher Aufforderung der Polizei nicht verlassen. "Es findet keine Spontandemo statt", schallt es durch die Lautsprecher der Polizei.
Foto: Uwe Mann20:34 Uhr meldet die Polizei, dass nun alle angemeldeten Demos beendet sind.
Foto: Uwe Mann- Nach Angaben der Stadt verzeichnete die Veranstaltung "Herz statt Hetze" 4000 Teilnehmer. Die Demonstrationen und Kundgebungen der AfD und von Pro Chemnitz zählten laut Stadt rund 4500 Teilnehmer. Nach Schätzungen der "Freien Presse" waren es rund 6000. Bis 21 Uhr musste der Rettungsdienst zu 17 Einsätzen ausrücken. Davon mussten elf Menschen ins Krankenhaus gebracht werden. Foto: dpa