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Play-off-Tagebuch der Eispiraten Crimmitschau: Ein Eishockey-Riese ist wachgerüttelt

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Play-off-Zeit im Kunsteisstadion im Sahnpark. Die Eispiraten Crimmitschau haben sich im Viertelfinale gegen Krefeld durchgesetzt. Im Halbfinale gegen Regensburg kam das Aus. Redakteur Holger Frenzel und Redakteurin Anika Zimny waren nah dran – an den Cracks und an den Fans. Sei haben das Tagebuch mit Dingen gefüllt, die auffallen.

500 Fans fahren per Sonderzug nach Bad Nauheim. 12.400 Zuschauer verfolgen das Sachsenderby zwischen Crimmitschau und Dresden im Auslauf der Schanze in Klingenthal. Dominic Walsh schießt die Eispiraten mit einem Tor in der 88. Minute im siebenten Spiel gegen Krefeld in das Halbfinale.

Drei von zahlreichen Höhepunkten, die aus der Saison 2023/24 in den Köpfen bleiben. Seit mehr als zwei Jahrzehnten spielen die Puckjäger aus Crimmitschau – erst unter dem Dach des Stammvereins ETC und dann mit den von Gesellschaftern geführten Eispiraten – in der zweithöchsten deutschen Spielklasse. Bisher war in den Playoffs stets Endstation im Viertelfinale. Nun gelang erstmals der Einzug ins Halbfinale. Eine Leistung, die von den Anhängern eindrucksvoll gewürdigt wurde: Sie feierten die Cracks am Sonntag trotz eines deutlichen Rückstandes im Spiel gegen Regensburg ab Mitte des zweiten Drittels und noch lange nach der Schlusssirene. Zur Serie zwischen Eispiraten und Eisbären gibt es eine erste Analyse mit vielen Stimmen.

Ein Aspekt, der ganz wichtig ist: Trainer Jussi Tuores und Co-Trainer Esbjörn Hofverberg, die auch in der nächsten Saison hinter der Bande stehen, ist es gelungen, einen schlafenden Eishockey-Riesen wachzurütteln. Mehr als 100.000 Besucher waren zu den Eispiraten-Heimspielen im Kunsteisstadion im Sahnpark. Eine Resonanz, die von den Verantwortlichen in die Waagschale geworfen werden muss: Bei Terminen mit Sponsoren und bei Gesprächen mit Entscheidungsträgern aus der Politik. Vielleicht – und das wäre aus Sicht der Fans wünschenswert – auch in den Verhandlungen mit einigen bisher noch unentschlossenen Leistungsträgern aus dem erfolgreichen Team.

Die „Freie Presse“ hat die Eispiraten in den Play-offs mit einem Tagebuch begleitet. Fast vier Wochen lang über packende Momente auf und neben dem Eis berichtet. Viele, die Kapitän Mario Scalzo und Co. die Daumen drücken, haben gehofft, dass die Saison vielleicht noch weiter geht – mit einem siebenten Halbfinalspiel in Regensburg oder sogar einer Finalserie gegen Kassel. Auch Frank Süß, verantwortlicher Mitarbeiter im Kunsteisstadion im Sahnpark, war am Sonntag vor dem ersten Bully noch nicht auf die Sommerpause eingestellt. „Wir wollen die Kühlmaschinen noch nicht ausschalten“, hat Frank Süß gesagt. Und dann zweieinhalb Stunden später doch die entsprechenden Schalter drücken müssen. Die Eisfläche wird abgetaut. Trotzdem kommt keine Langeweile auf. Teammanager Ronny Bauer treibt die Kaderplanungen voran. Und hat angekündigt, dass die Mannschaft personell breiter aufgestellt werden soll. Die Vorbereitungen für eine Saisonabschlussveranstaltung, bei der wahrscheinlich absolutes Neuland betreten werden soll, laufen. Es kommt also auch in der eishockeyfreien Zeit garantiert keine Langeweile auf. Und auch ohne Tagebuch-Einträge gibt es alle Neuigkeiten zu den Eispiraten bei „Freie Presse“.

Sonntag, 7. April: Mit den kurzen Hosen ins Kunsteisstadion

An Eis denken an diesem schon fast sommerlichen Wochenende sicherlich viele Menschen in Westsachsen. Während es sich für den Großteil aber um das zum Essen dreht, haben die Anhänger der Eispiraten Crimmitschau zudem vor allem das zum drauf laufen im Kopf. Denn der Eishockey-Zweitligist lädt am Sonntagnachmittag dann doch wieder ins Kunsteisstadion im Sahnpark ein. Nach dem knappen und durchaus ein Stück weit überraschenden 3:2-Erfolg am Freitagabend in Regensburg kommt es zum sechsten Spiel im Halbfinale der Playoffs. Für die Fans auf den Rängen bedeutet das angesichts der Temperaturen, dass sie auf Mützen und Schals verzichten können. Erfahrungsgemäß wird man im Sahnparkrund auch schon kurze Hosen sehen.

Für die Profis auf dem Eis bringen die Bedingungen ganz besondere Herausforderungen mit sich. Nicht nur werden sie in ihre Ausrüstung deutlich mehr ins Schwitzen kommen als sonst, sondern auch das Eis könnte ihnen einiges abverlangen. Das wird bei solch hohen Temperaturen weicher, was das gleiten schwerer macht. Schon nach dem Spiel am vergangenen Samstag und der 1:6-Niederlage hatte Max Kaltenhauser als Coach der Eisbären Regensburg davon gesprochen, dass warme Bedingungen angesichts des für seine Mannschaft ungewohnten halboffenen Stadions in Crimmitschau schwieriger sind. Es bleibt abzuwarten, ob das am Sonntag erneut so gilt.

Was hingegen schon klar ist: die Eishockey-Anhänger haben nach dem Sieg am Freitagabend ihre Pläne für Sonntag gern über den Haufen geworfen. Am Mittag meldeten die Eispiraten schon fast 3700 verkaufte Tickets und steuern damit definitiv auf deutlich mehr als 4000 Zuschauer hin. Vielleicht kommt es zum möglicherweise letzten Heimspiel der Saison ja sogar zu einem besonderen Wert – bei 5222 Besuchern können die Crimmitschauer ausverkauft melden.

Samstag, 6. April: Trainer Tuores ist der unscheinbare Erfolgsgarant

Wer in den vergangenen Monaten eine Trainingseinheit der Eispiraten Crimmitschau im Kunsteisstadion im Sahnpark verfolgte, der musste meist zweimal hinschauen, um das Trainerduo Jussi Tuores und Esbjörn Hofverberg zu erkennen. Der Finne und sein koreanisch-schwedischer Co-Trainer fallen in der Menge der oftmals hoch gewachsenen Eishockeyprofis nur schwer auf, sind beide doch nur knapp 1,70 Meter groß. Und auch bei den obligatorischen Pressekonferenzen nach den Partien in der Deutschen Eishockey-Liga 2 (DEL 2) wirkt Tuores oft recht unscheinbar neben den Kollegen der gegnerischen Teams. Dem Finne dürfte das nur recht sein, legt er doch keinen Wert darauf, viel Wirbel um seine Person zu machen.

Dabei hat der gerade einmal 35-Jährige das nach diese Saison mehr als verdient. Vor etwas mehr als einem Jahr übernahm Jussi Tuores im Abstiegskampf das Amt von seinem bisherigen Chef Marian Bazany. Nicht wenige sahen darin ein Risiko, schließlich hatte er zuvor noch nie hauptverantwortlich im Männerbereich gearbeitet. Gemeinsam mit Esbjörn Hofverberg schaffte er es nicht nur, dass Team in der DEL 2 zu halten. Es zog auch ein ganz anderer Stil im Kunsteisstadion ein. Tuores lässt seinen Spielern viele Freiheiten, wird im direkten Umfeld für seine unkomplizierte und nahbare Art geschätzt und nimmt sich selbst nicht zu wichtig. Das wird schon daran deutlich, dass er vor Spielbeginn traditionell in kurzen Hosen, Trainingsjacke und Badeschlappen durch die Eispiraten-Kabine läuft.

Seinen Eishockey-Sachverstand hat er mittlerweile mehr als unter Beweis gestellt. Bei der Kaderzusammenstellung bewies Jussi Tuores gemeinsam mit Teammanager Ronny Bauer ein gutes Händchen und ließ sich zum Beispiel von teils schwierigen Jahren einiger Neuverpflichtungen nicht abschrecken. Gleichzeitig überzeugt er mit seiner Art, Eishockey spielen zu lassen. Viel Puckbesitz und spielerische Lösungen – die Eispiraten sind nicht nur erfolgreich, sondern ihr Spiel überzeugt auch optisch. Das zeigte am Freitagabend beim von vielen nicht unbedingt erwarteten 3:2-Erfolg in Regensburg der Treffer zum zwischenzeitlichen 2:2: Colin Smith sah unter Bedrängnis, dass auf der Gegenseite Scott Feser ziemlich alleine ins Angriffsdrittel gelaufen kam. Mit einem tollen Pass bediente Smith seinen Teamkollegen, der souverän verwandelte. Auch wenn die Crimmitschauer nach dem Sieg in der Serie noch 2:3 hinten liegen und am Sonntag in heimischen Sahnpark erneut zum Gewinnen verdammt sind, so kann man sich sicher sein, dass Jussi Tuores auch dafür schon den perfekten Plan ausarbeitet. „Unglaublich. Ich bin einfach nur stolz, Teil des Ganzen zu sein. Ihr habt heute einen beeindruckenden Job gemacht und gegen alle Widerstände gekämpft“, sagte ein sichtlich um Worte ringender Finne am Freitag nach dem Spiel in der Kabine. Dass ihm das am Sonntag auch so geht, dafür werden seine Spieler alles geben.

Freitag, 5. April: Überwinden die Eispiraten alle Widerstände?

Den Blick in die sozialen Netzwerke werden die Profis der Eispiraten Crimmitschau heute vermutlich eher nicht wagen. Zu sehr dürfte der Fokus auf dem Auswärtsspiel in Regensburg liegen, wo sich ab 20 Uhr entscheidet, ob die Saison für die Mannschaft vorbei ist. Die Zeichen dafür stehen – leider – objektiv betrachtet recht gut. In der Best-of-Seven-Serie im Halbfinale der DEL 2 gegen die Eisbären Regensburg sind die Westsachsen nach zwei Niederlagen in Folge mit 1:3 in Rückstand geraten. Nur noch ein Sieg fehlt dem Konkurrent, der vor der Saison ebenso wie Crimmitschau eher in der Abstiegsrunde gesehen wurde, zum Einzug ins Meisterschaftsfinale.

Hinzu kommt die bessere Personallage beim Gegner. Zwar ist es üblich, dass in den Playoffs erst kurz vor Spielbeginn über die Aufstellung informiert wird, doch wer am Mittwochabend im Kunsteisstadion in Crimmitschau genau hingeschaut hat – und das werden die Regensburger getan haben – der sah aus Sicht der Eispiraten-Fans wenig erfreuliches. Neben Topverteidiger Max Balinson lief Stürmer Hayden Verbeek deutlich gehandicapt an der Bande entlang, Vinny Saponari war gar nicht zu sehen. Während der Spiels hielt sich dann zudem Henri Kanninen lange auf der Auswechselbank den linken Arm und konnte nicht mehr eingreifen. Ob Förderlizenzspieler Gregory Kreutzer auch am Freitag für die Eispiraten aufläuft oder zurück nach Bremerhaven beordert wurde, darüber hüllten sich die Verantwortlichen bisher in Schweigen. Ist dem so, dann könnte eine ganze Reihe im Team von Trainer Jussi Tuores fehlen.

Entmutigen lassen sich die Profis und Anhänger aber nicht. Gerade im Sport passiert es immer wieder, dass Ahtleten und Mannschaften trotz aller Widerstände über sich hinauswachsen. „Es gibt aus einem guten Grund sieben Spiele in den Playoffs. Und Regensburg hat noch nicht viermal gewonnen“, sagte Gregory Kreutzer am Mittwochabend. Ihre Comeback-Qualitäten haben die Crimmitschauer in dieser Saison oft bewiesen. Und falls die Spieler doch kurz mal auf dem Handy nachschauen, so werden sie dort vor allem eines lesen von den Fans – ganz viel Zuspruch, Motivation und Zuversicht.

Donnerstag, 4. April: Die 200. Partie für ein Eigengewächs

Mit dem Rhythmus von Spielen aller zwei Tage wird es auch für Eispiraten-Pressesprecher Aaron Frieß mittlerweile manchmal schwierig, alle Themen im Kopf zu behalten. Und so war es eine Zahl, die ihm Stürmer Willy Rudert nach der 2:5-Niederlage im Mittwochabend gegen Regensburg in der Kabine sagte, die eine noch ausstehende Aufgabe klar machte: 200. So viele Partien hat das 22-jährige Crimmitschauer Eigengewächs Stand jetzt für seinen Heimatklub in der DEL 2 absolviert. „Ich bin wirklich stolz darauf, dass ich so viele Spiele hier gemacht habe. Das ist eine sehr, sehr schöne Marke und es bedeutet mir sehr viel. Ich hoffe, dass da jetzt in den Playoffs noch einige dazu kommen“, sagt Rudert voller Überzeugung. Dass es angesichts zweier Niederlagen in Folge im Playoff-Halbfinale gegen Regensburg und der 3:1-Serienführung für die Bayern sehr schwer wird für die Crimmitschauer, als erstes der beiden Teams vier Siege auf dem Konto zu haben, dies weiß Willy Rudert. Den Kopf in den Sand stecken will der Stürmer aber nicht.

Und zeigt damit eine Eigenschaft, für die er innerhalb der Mannschaft geschätzt wird. Auch wenn es der 22-Jährige bisher nicht unbedingt geschafft hat, sich als Leistungsträger im Team von Trainer Jussi Tuores zu etablieren, so nimmt er mit seiner unbekümmerten und offenen Art im Gefüge der Eispiraten eine wichtige Rolle ein. Die fällt ihm als einzigem echten Crimmitschauer auch in der Außendarstellung ein Stück weit zu.

Die mit dem Halbfinaleinzug schon jetzt erfolgreichste Saison der Klubgeschichte kommt für Rudert übrigens nicht überraschend. „Uns allen war frühzeitig klar, dass die Chemie im Team passt und jeder für jeden den Extrameter geht. Ich finde man sieht uns an, dass wir uns alle sehr gut verstehen und da in den vergangenen Monaten auch wirkliche Freundschaften entstanden sind. Die Playoffs jetzt sind etwas ganz Besonderes und auch wenn wir schon Teil der Geschichte sind, sind wir noch lange nicht fertig“, betont der 22-Jährige vor Spiel Nummer 5 am Freitag in Regensburg. In dem wollen er und die Eispiraten versuchen, wieder besser anzukommen in der Serie und mit einem Sieg das mögliche dritte Heimspiel am Sonntag in Crimmitschau zu erzwingen. Dass seine eigene Statistik dann bei 202 Einsätzen stehen würde, klingt zusätzlich gut. (aheb)

Mittwoch, 3. April: Auf die Helfer ist Verlass

Ein gemütlicher Sonntagnachmittag oder Dienst im Kunsteisstadion im Sahnpark – für die zahlreichen Menschen, die rund um die Heimspiele der Eispiraten Crimmitschau im Einsatz sind, könnte die Vorbereitungszeit mal wieder sehr kurz werden in dieser Woche. Durch den besonderen Modus der Playoffs, wo eine Mannschaft vier Siege benötigt, um in die nächste Runde einzuziehen, entscheidet sich möglicherweise erst am Freitagabend, ob die Westsachsen am Sonntag noch einmal zu Hause spielen. Am leichtesten für Eispiraten-Geschäftsführer Jörg Buschmann und sein Team aus Mitarbeitern sowie Dienstleistern wäre es, wenn die Crimmitschauer am Mittwochabend Spiel 4 im Sahnpark gewinnen. Dann gleichen sie die Serie gegen Regensburg zum 2:2 aus und es kommt definitiv zu Spiel 6. „Wir haben in dieser Saison jetzt schon siebenmal gegeneinander gespielt und immer waren die Auswärtsteams ohne Chance. Hoffentlich sind wir die ersten, die das ändern können“, hatte der Regensburger Trainer Max Kaltenhauser nach dem klaren Sieg am Montag in eigener Halle selbstbewusst gesagt.

Doch egal wie es kommt, Sorgen um die Vorbereitung eines dritten Heimspiels auch bei wenig Zeit macht sich Jörg Buschmann nicht. „Wir sind breit aufgestellt und die Leute sind es gewohnt, parat zu stehen. Egal ob bei Essen, Getränken oder der Security, es ist alles soweit vorbereitet und muss nur abgerufen werden“, betont Buschmann, der am Dienstagmittag über rund 2750 bisher verkaufte Tickets für die Partie am Mittwoch berichten konnte. Damit ist auch klar, dass der 100.000 Besucher der Heimspiele in dieser Saison bereits gefunden ist. Denn bisher konnten die Eispiraten 99.877 Zuschauer – wie mein Kollege Holger Frenzel am Wochenende im Tagebuch geschrieben hatte – begrüßen. Ob danach heute noch mehr dazukommen, das dürften zumindest alle Anhänger der Eispiraten Crimmitschau hoffen. (aheb)

Dienstag, 2. April: Fans der Westsachsen sorgen trotz zweiter Niederlage im Halbfinale für Stimmung

Man kann vor den Fans der Eispiraten Crimmitschau nur den Hut ziehen. Dass die Stimmung im heimischen Kunsteisstadion sehr oft sehr gut ist, das gilt seit vielen Jahren. Unter Beweis stellten die Anhänger das nicht zuletzt bei den beiden Siegen am Dienstag gegen Krefeld in Spiel 7 des Viertelfinals der Playoffs in der Deutschen Eishockey-Liga 2 (DEL 2) sowie am Samstag beim klaren 6:1 gegen Regensburg in der ersten Halbfinalpartie der Klubgeschichte. Viel bemerkenswerter aber ist, was die mitgereisten 550 Eispiraten-Anhänger zum Ostermontag in Regensburg machten: Im restlos ausverkauften Gästeblock herrschte angesichts der ernüchternden Leistung der Mannschaft auf dem Eis nicht etwa Trübsal. Ganz im Gegenteil, die Fans aus Westsachsen machten trotz des frühen Rückstandes und der Vorentscheidung schon zu Beginn des zweiten Drittels bis zum Schluss ordentlich Stimmung. Das fand gerade in den sozialen Netzwerken auch viel Anerkennung von den Regensburger Anhängern.

Nach der definitiv besten Saison des Crimmitschauer Eishockeys – unabhängig vom Ausgang der Halbfinalserie steht das ja fest – wird man sich nicht nur lange an die sportlichen Leistungen erinnern. Ebenso wie das Team auf dem Eis sorgte die Fanszene für zahlreiche besondere Momente. Während der Gästeblock im Kunsteisstadion oft ziemlich leer blieb, konnten sich die Eispiraten bei ihren Auswärtspartien meist auf mindestens 50 bis 60 eigene Anhänger verlassen - selbst in Freiburg im Breisgau an einem Dienstagabend wie der Fanbeauftragte Norman Pilling betont. Kurz vor Silvester fuhr gar ein ausverkaufter Sonderzug nach Bad Nauheim. Beim Hockey Outdoor Triple in Klingenthal war die Vogtlandarena im Derby gegen die Dresdner Eislöwen fest in westsächsischer Hand. Und am Mittwochabend werden die Fans sicher ebenso wie die Mannschaft alles geben, dass das zweite Heimspiel gegen Regensburg noch nicht die letzte Partie im Sahnpark in dieser Saison wird.

Montag, 1. April: Der perfekte Abschluss für die Osterfeiertage?

Mit einem Sieg am Montagabend in Regensburg könnten die Profis der Eispiraten Crimmitschau ihren Fans einen perfekten Abschluss des Osterwochenendes bescheren. Mein Kollege Holger Frenzel verfolgt die dritte Partie im Halbfinale der Deutschen Eishockey-Liga 2 sicherlich auch, aber diesmal ganz entspannt. Denn im Gegensatz zu den Eishockeyspielern, für die es bereits das zehnte Spiel innerhalb von 20 Tagen ist, darf er mal eine kurze Pause einlegen. Und ich übernehme die Berichterstattung von den Spielen sowie das Tagebuch. Zum Auftakt wird es dabei erst einmal persönlich. Zwar fehlt bei mir der Playoffbart, mein Puls dürfte während der Partien aber vermutlich um einiges höher sein als bei Holger Frenzel. Denn diese Saison der Eispiraten, sie ist für mich nicht nur als Sportjournalistin besonders. Ich bin in Crimmitschau groß geworden, habe nach 1990 meinem Vater in der Männermannschaft des ETC zugejubelt und mein Herz hängt bis heute am Eishockey in der Stadt.

Deshalb kann ich in diesen Tagen nicht neutral bleiben und setze mir im Stadion schon mal die Eispiraten-Mütze auf. Das hoffentlich gute Omen für den Saison-Endspurt kam vor wenigen Tagen – mein Trikot vom Hockey Outdoor Triple. In dem habe ich am Dienstag den Sieg in Spiel 7 gegen Krefeld bejubelt und ich werde es immer wieder tragen, wenn der vierte Sieg vor der Tür steht für die Eispiraten. Welche Nummer das Trikot trägt, da gab es für mich keine Diskussion: die 23. Die gehört mit Willy Rudert zwar keinem Leistungsträger, aber dem einzigen Crimmitschauer im Kader der Eispiraten. Nicht nur das verbindet uns: Schon unsere Großväter spielten zusammen Eishockey, meine Mutter begleitete seine ersten Schritte auf dem Eis und als Schülerin habe ich mir in der Firma seines Vaters die Ferienkasse aufgebessert. Eine Unterschrift hat es schon, in den nächsten Wochen kann ich die hoffentlich noch zweimal groß ausführen. (aheb)

Samstag, 30. März: Schallmauer geknackt und ein junger Verteidiger überzeugt in der dritten Reihe

Eine magische Marke haben die Eispiraten Crimmitschau am Ostersamstag beim 6:1 gegen Regensburg noch ganz knapp verfehlt. Sie konnten in der aktuellen Saison bisher 79.938 Zuschauer zu den Heimspielen in der Hauptrunde (inklusive dem Hockey-Outdoor-Triple in Klingenthal) und 19.938 Zuschauer zu den Heimspielen in den Play-offs begrüßen. Das macht zusammen 99.877 Zuschauer. Damit ist klar, der 100.000. Zuschauer bei einem Heimspiel der Eispiraten in der Saison 2023/24 wird am Mittwoch zur vierten Partie der Halbfinalserie zwischen Crimmitschau und Regensburg ins Stadion kommen.

Zwischen 1994 und 2002 waren Zuschauerzahlen – auf die Saison betrachtet – im sechsstelligen Bereich in Crimmitschau an der Normalität. Danach folgte ein Einbruch. Nun kann – auch durch das Hockey-Outdoor-Triple und den Einzug ins Halbfinale – erstmals wieder die magische Schallmauer geknackt werden.

Als zum letzten Mal mehr als 100.000 Zuschauer pro Saison zu Heimspielen der Eishockey-Profis des ETC Crimmitschau strömten, war Alexander Schmidt noch nicht geboren. Der Verteidiger ist gerade einmal 20 Jahre alt. Und gehört in den Play-offs zwischen Crimmitschau und Regensburg aktuell zu den Stammkräften. Da die Saison für Max Balinson nach einer Schulterverletzung beendet ist und Dominic Walsh nach dem Ausfall von Hayden Verbeek im Sturm benötigt wird, schlägt seine Stunde. Der 20-Jährige erhielt bei der 5:3-Niederlage in Regensburg und beim 6:1-Sieg in Crimmitschau jeweils knapp eine Viertelstunde Eiszeit. Er agierte in der dritten Reihe an der Seite von Ole Olleff – stark im Zweikampf, ohne Strafzeit und ohne Fehler. „Ich freue mich über das Vertrauen der Trainer“, sagt Alexander Schmidt, der zu Beginn der Saison zu den Stammspielern gehörte und nach der Länderspielpause im November nur noch zu kürzeren Einsätzen kam. „Man muss trotzdem immer bereit sein - vor allem als junger Spieler“, verrät der Rechtsschütze.

Auch an den nächsten Tagen: Da die Serie nun mindestens über fünf Spiele geht, treffen die beiden Teams am Montag in Regensburg, am Mittwoch mit dem Jubiläums-Besucher in Crimmitschau und am Freitag in Regensburg aufeinander. Das Play-off-Tagebuch wird weiter gefüllt. Aufgrund des Pensums an den nächsten Tagen aber mit verschiedenen Autoren. (hof)

Samstag, 30. März: Schon 3000 Tickets im Vorverkauf weg

Das ist das fünfte Heimspiel innerhalb von zweieinhalb Wochen! Am Samstag treffen die Eispiraten Crimmitschau auf die Eisbären Regensburg. Dabei handelt es sich um das zweite Spiel im Halbfinale der DEL 2. Dafür waren bis zum Freitagabend rund 3000 Tickets im Vorverkauf abgesetzt. Geschäftsführer Jörg Buschmann erwartet – mit Blick auf die Entwicklung des Ticketverkaufs – rund 4500 Zuschauer. Zur Erinnerung: Das Kunsteisstadion im Sahnpark verfügt über 5222 Plätze.

Das lange Osterwochenende und die vergleichbare kurze Entfernung sorgen dafür, dass sich auch viele Eisbären-Fans (aus Regensburg) auf den Weg nach Westsachsen machen werden. Rund 500 Anhänger werden im Gäste-Fanblock erwartet. Im ersten Spiel am Gründonnerstag gab es einen 5:3-Sieg für Regensburg.

Wenn das Kunsteisstadion im Sahnpark (fast) aus allen Nähten platzt, ist es ratsam, sich die Tickets im Online-Vorverkauf zu sichern und rechtzeitig anzureisen. Wer auf der sicheren Seite sein will, trifft spätestens 90 Minuten vor dem ersten Bully in Crimmitschau ein und steuert einen Parkplatz im Stadtzentrum oder am Theater an. Von dort ist das Kunsteisstadion nach einem rund 20-minütigen Fußmarsch zu erreichen.

Einen wichtigen Appell gab es in den letzten Wochen immer wieder von den Rettungskräften: Die Treppenaufgänge, die auch Flucht- und Rettungswege sind, müssen freigehalten werden. Die entsprechenden Hinweisschilder, die sich neuerdings an den Absperrgittern befinden, hat übrigens Daniel Stiebritz vom Medidast-Team selbst organisiert und befestigt. (hof)

Freitag, 29. März: Aaron Frieß und seine rote Glücksfliege

Nicht einmal 48 Stunden liegen in den Play-offs zwischen den Spielen. Ein Zeitplan, der eine Herausforderung darstellt – für Kopf und für Körper. Darüber hat vor Beginn der Endrunde auch Eispiraten-Topverteidiger Max Balinson gesprochen, der aufgrund einer Schulterverletzung leider nur als Zuschauer die Daumen drücken kann. „Wenn man so oft spielt, muss man auf seine körperliche und geistige Gesundheit achten. Das bedeutet, dass Ernährung, Schlaf, Fitness, Physiotherapie und Verletzungsprävention von größter Bedeutung sind“, sagte Max Balinson und verwies auf eine weitere Besonderheit: „Da die Playoffs sehr schnell verlaufen, kann man weder nach positiven noch nach negativen Ereignissen zurückblicken.“ Es würde immer auf den „nächsten Schritt“ ankommen.

Also auch nach der 3:5-Niederlage am Donnerstagabend zum Start der Halbfinalserie auswärts bei den Eisbären Regensburg. Vor mehr als 4400 Zuschauern verschliefen die Gäste aus Westsachsen die ersten beiden Spielabschnitte. Das zeigt besonders der Blick auf die Schussstatistik im Mitteldrittel – mit 13 Versuchen für Regensburg und 2 Versuchen für Crimmitschau.

Damit verpassten es „Goldhelm“ Colin Smith und Co. auch ein Geburtstagsgeschenk an Pressesprecher Aaron Frieß zu machen, der 27 Jahre alt geworden ist. „Ich habe der Mannschaft am Vormittag noch Torte in die Kabine gebracht“, sagte Aaron Frieß, der die Partie zwischen Crimmitschau und Regensburg dann abends zusammen mit Freunden über „Sprade TV“ verfolgte. Und nebenbei noch arbeiten musste: „Der Spielbericht für die Homepage war zu schreiben.“

Seinen (eishockeybegeisterten) Geburtstagsgästen hat er schon mal ein Ritual verraten: Die rote Fliege, die Aaron Frieß am Dienstagabend beim Sieg gegen Krefeld getragen hat, kommt auch am Samstagabend zum Heimspiel gegen Regensburg wieder an den Kragen. „Das ist wahrscheinlich meine Glücksfliege, die ich persönlich mit einer tollen Erinnerung verbinde“, erzählte Aaron Frieß. Sie darf also nicht fehlen, wenn das Kunsteisstadion im Sahnpark erstmals eine Halbfinal-Partie in der DEL 2 erlebt. (hof)

Donnerstag, 28. März: Eispiraten und ihre Nehmerqualitäten

Bei der Pleite im Derby gegen Dresden landet der Schläger von Torhüter Oleg Shilin nach seinem Wutausbruch im Gesicht von Stürmer Vinny Saponari, der auf dem Eis einen Zahn verliert. Das Auswärtsspiel in Rosenheim geht nach einer 4:0-Führung noch verloren.

Zwei Beispiele, die exemplarisch für Rückschläge der Eispiraten Crimmitschau in der Hauptrunde stehen. Momente, in denen Mannschaften – auch in Westsachsens gallischem Eishockey-Dorf – in der Vergangenheit schon auseinandergebrochen sind. Im Gegensatz zu Kapitän Mario Scalzo und Co: Die Truppe steht in der Saison 2023/24 immer wieder auf. Und lebt damit eine Eigenschaft von Trainer Jussi Tuores vor.

Von den Nehmerqualitäten, die das Team in der Hauptrunde entwickelt hat, profitieren die Eispiraten auch in den Play-offs. Weder die verletzungsbedingten Ausfälle von Torhüter Oleg Shilin und Top-Verteidiger Max Balinson noch die beiden Zwei-Tore-Rückstände im entscheidenden siebenten Spiel der Serie konnten die Crimmitschauer aus der Bahn werfen. Eine Mentalität, die sich vom Eis auf die Ränge im Sahnpark übertragen hat. Endlich wieder. Deshalb muss im Halbfinale, wo Regensburg wartet, noch lange nicht Schluss sein.

Rund 400 Anhänger, so schätzt der Fanbeauftragte Norman Pilling ein, machen sich am Donnerstag auf den Weg in die Oberpfalz. Die Eispiraten-Fans können aber auch in Westsachsen mitfiebern: Das Autokino an der Koberbachtalsperre in Langenhessen lädt zum Public-Viewing ein. Beginn ist 18.30 Uhr unter dem Motto „Der Weg ins Finale.“ Der Unkostenbeitrag liegt bei 4 Euro.

Mittwoch, 27. März: Der Rasierer bleibt im Schrank

Der Rasierer bleibt im Schrank, weil der Bart weiterwachsen darf. Bei Profis, Verantwortlichen und Fans der Eispiraten Crimmitschau. Und bei mir als Reporter, dessen Herz für Eispiraten und ETC schlägt. In den Play-offs gilt: „Wer rasiert, verliert.“ Daran ändert auch der (verhaltene) Protest meiner Frau und der (stärkere) Protest meiner Kinder nichts.

Der Play-off-Traum in Crimmitschau lebt weiter. Und damit wird das Tagebuch weiter mit Einträgen gefüttert. Obwohl viele Eispiraten-Fans am Dienstagabend nicht mehr daran geglaubt haben. Crimmitschau lag zu Beginn des zweiten Drittels mit 2:4 und mit Beginn des dritten Drittels mit 3:5 zurück. Auf der Pressetribüne hat mit André Schietzold der Rekordspieler der Eispiraten mitgefiebert. Er stand zwischen 2010 und 2023 in 669 Partien für Crimmitschau auf dem Eis. „Das war eine pure Dramatik“, sagte André Schietzold zu mir. Und betont die Rolle der Fans bei der Aufholjagd: „Sie haben einen Riesen-Beitrag geleistet und mit ihrer Unterstützung dazu beigetragen, dass sich das Team auf dem Eis nicht aufgibt.“

Obwohl der ehemalige Kapitän vor knapp einem Jahr von Crimmitschau nach Leipzig gewechselt ist, hat er immer noch einen engen Kontakt zur Mannschaft und selbst zu den Neuzugängen: „Wir haben kurz nach der Ankunft im August auch einige Teambildungsmaßnahmen gemacht, bei denen Max Balinson und Thomas Reichel dabei waren.“ Und natürlich Dominic Walsh, der sich mit seinem Siegtor in der 88. Minute auch einen Platz in den Eispiraten-Geschichtsbüchern gesichert hat. Bisher war schließlich stets im Viertelfinale die Endstation. Das es nun erstmals mit dem Einzug ins Halbfinale geklappt hat, sorgt auch bei Sponsoren wie Christian Weber vom Geflügelhof für Freude. Nun wartet das Halbfinale gegen Regensburg mit mindestens zwei weiteren Heimspielen für Crimmitschau. Der Rasierer bleibt mindestens bis Mitte nächster Woche im Schrank. Gern auch länger.

Dienstag, 26. März: Fünf gute Gründe für den Halbfinaleinzug

Oleg Shilin oder Christian Schneider? Die Antwort, wer am Dienstagabend im Kunsteisstadion im Sahnpark im Eispiraten-Kasten steht, wird es rund 90 Minuten vor dem ersten Bully geben. Shilin musste am Sonntag in Krefeld erstmals in der Serie pausieren. Schneider präsentierte sich mit starken Paraden bei seinem ersten Play-off-Einsatz als Rückhalt. Fest steht: Bei der kurzen Übungseinheit am Dienstagvormittag war auch Oleg Shilin mit auf dem Eis.

Die Vorfreude wächst. Im Vorverkauf, der in der Nacht von Sonntag zu Montag begonnen hat, waren bis Dienstagfrüh schon 2370 Tickets verkauft. Die Zahl hat Eispiraten-Geschäftsführer Jörg Buschmann mitgeteilt. Und berichtet, dass im Umfeld eine gewisse Anspannung zu spüren ist. Schließlich hängt vom Ausgang der siebenten und entscheidenden Partie ab, ob sich die Eispiraten in die Sommerpause verabschieden müssen oder im optimalen Fall an Ostern vielleicht sogar zwei Sachsenderbys im Sahnpark gegen Weißwasser warten. Alle Szenarien, die möglich sind, gibt es in einer Übersicht.

Crimmitschau ist mit einer 3:0-Führung in die Serie gestartet. Krefeld hat sich zurückgekämpft und den 3:3-Ausgleich geschafft. Viele, die sich im Eishockey auskennen, sagen, dass der Ausgang eines siebenten Spiels in den Play-offs vor allem im Kopf entschieden wird. Deshalb auch hier noch mal für die Fans und die Profis der Eispiraten: Fünf gute Gründe, weshalb Crimmitschau ins Halbfinale einziehen wird.

Montag, 25. März: Als Geburtstagsgeschenk kommt Unterstützung für die Abwehr

Über ein Geschenk wird sich Trainer Jussi Tuores, der am Montag seinen 35. Geburtstag gefeiert hat, ganz besonders gefreut haben: Er bekommt am Dienstag im siebenten Spiel der Play-off-Serie gegen die Krefeld Pinguins endlich personelle Unterstützung. Förderlizenzspieler Gregory Kreutzer, der in den letzten vier Partien gefehlt hat, steht wieder zur Verfügung.

Damit ergeben sich zwei personelle Überlegungen, bei denen sicher auch der körperliche Zustand der Eispiraten-Cracks nach der langen Serie (bisher 6 Spiele an 12 Tagen) eine Rolle spielen wird. Erstens: Die Eispiraten agieren mit sieben Verteidigern, um die Belastung auf mehr Akteure zu verteilen. Zweitens: Dominic Walsh rückt von der Defensive in die Offensive, wo er den Platz neben Scott Feser und Hayden Verbeek einnehmen könnte. Dann würde Lucas Böttcher von der dritten in die vierte Reihe wechseln.

In allen vier Viertelfinalserien der DEL 2 steht es aktuell 3:3. Dabei duellieren sich Kassel und Weißwasser, Regensburg und Ravensburg sowie Kaufbeuren und Landshut. Überall wird die Entscheidung, wer das Ticket für das Halbfinale löst, erst am Dienstag fallen. „Absoluter Wahnsinn! 4 von 4 Playoff-Viertelfinal-Serien gehen am kommenden Dienstagabend in das entscheidende Spiel 7“, schreibt Liga-Geschäftsführer René Rudorisch auf Facebook und sieht darin eine Bestätigung für eine „ausgeglichene und hochklassige Liga.“ Dort wollen die Eispiraten zum ersten Mal in ihrer Clubgeschichte den Sprung ins Halbfinale schaffen. Fünf gute Gründe, die dafürsprechen.

Sonntag, 24. März: 100 Fans unterstützen ihr Team auswärts am Niederrhein

Rund 100 Anhänger der Eispiraten Crimmitschau befinden sich am Sonntagmittag auf dem Weg in Richtung Niederrhein. „Obwohl alles recht kurzfristig ist“, sagt der Fanbeauftragte Norman Pilling. Er strahlt trotz der 1:3-Niederlage am Dienstag und der 0:2-Niederlage am Freitag durchaus Zuversicht aus. „Die Jungs geben alles und es sind sehr enge Spiele. Wir wissen, dass die Eispiraten in dieser Saison alles schaffen können und immer für ein Comeback gut sind“, sagt Norman Pilling. Er und viele Eispiraten-Fans hoffen, dass das Comeback am Sonntag im sechsten Spiel der Serie gelingt und erstmals in der Clubgeschichte der Einzug ins Halbfinale gelingt. Wir drücken die Daumen!

Auch Norman Pilling verrät seinen Tipp für die heutige Partie. Die Eispiraten müssten sich das nötige Glück erarbeiten und die am Freitag gezeigte Einstellung anknüpfen. Norman Pilling: „Dann fallen auch die Tore wieder. Ich bleibe positiv und tippe auf einen 4:3-Sieg für unsere Jungs.“ Nur im Powerplay lief es zuletzt nicht richtig.

Das heutige Datum ist vielleicht sogar ein gutes Omen. Vor genau einem Jahr – am 24. März 2023 – feierten die Eispiraten in den Play-downs einen 3:2-Sieg gegen die Tigers Bayreuth. Mit einem Last-Minute-Tor von Patrick Pohl, der 16 Sekunden vor der Schlusssirene traf.

Samstag, 23. März: Fahnen am Gaswerk-Kreisverkehr hängen teilweise am letzten Faden

Die Eispiraten führen mit 3:2. Das Momentum liegt nach fünf Dritteln ohne Gegentor bei den Pinguinen. So stellt sich die Lage im Viertelfinale der Play-offs dar. Irgendwie symptomatisch dafür steht im an vielen Stellen mit rot-weißen Fahnen und Wimpel-Ketten geschmückten Crimmitschau der Blick zum Gaswerk-Kreisverkehr: Dort hängt ein Teil der Fahnen – unter anderem durch den starken Wind – (fast) am letzten Faden.

Die Defensivreihen bestimmten am Freitag das Spiel fünf der Serie. Nach einer Fehlerkette, an der Dominic Walsh und Oleg Shilin beteiligt waren, gerieten die Eispiraten auf die Verliererstraße. Sie kamen später in einigen Powerplaysituationen zu selten zu gefährlichen Abschlüssen. Das hat auch Trainer Jussi Tuores bemängelt. 4088 Zuschauer verfolgten die Partie im Kunsteisstadion im Sahnpark. Das Interesse war dabei etwas geringer als erwartet – übrigens in beiden Fanlagern. Nur rund 50 Gästefans unterstützten die Pinguine, die in die DEL aufsteigen wollen, in der wichtigen Partie. Viele verfolgten wahrscheinlich zuhause vor den Bildschirmen das Spiel. „Sprade TV“ meldete rund 3700 Buchungen für das fünfte Spiel der Serie.

Viel Zeit zum Durchschnaufen bleibt nicht. Am Samstagmittag hat sich der Eispiraten-Mannschaftsbus schon wieder auf den Weg an den Niederrhein gemacht. Dort folgt am Sonntag das sechste Spiel der Serie. Übrigens: Auch in den drei anderen Viertelfinal-Duellen ist noch keine Entscheidung gefallen. In den Play-downs konnte dagegen nach Rosenheim auch Dresden den Klassenerhalt sichern.

Freitag, 22. März: Begeisterung erinnert an die 1990-er Jahre

„Vor das Tor. Leute, vor das Tor. Nur dann können wir Tore machen.“ Anweisungen, die es so sinngemäß von Dieter Kratzsch gab. Sie können in einem historischen MDR-Beitrag im Internet abgerufen werden. Dabei wird über den Gewinn des Bayernmeistertitels des ETC Crimmitschau in der Saison 1991/92 berichtet. Trainer des damaligen Teams war Dieter Kratzsch.

Ein Mann, der zu den bekanntesten Eishockeysportlern aus Crimmitschau gehört. Er ist im Alter von 84 Jahren gestorben. Am Donnerstag fand die Trauerfeier auf dem Friedhof in Crimmitschau statt. Daran nahmen auch die Verantwortlichen des ETC und der Eispiraten teil. Roland Frisch, der im Bayernliga-Finale gegen Haßfurt den entscheidenden Penalty verwandelte, bezeichnet Dieter Kratzsch als „Lichtgestalt“ für viele Sportler und sieht in dessen Arbeitsweise einige Parallelen zu Fußball-Trainer Jupp Heynckes.

Apropos Parallelen: Sie lassen sich aus Sicht von Roland Frisch aktuell mit Blick auf die Eishockey-Begeisterung in den frühen 1990er-Jahren ziehen. „Es herrscht eine ganz besondere Atmosphäre“, sagt der 67-Jährige. Am Sonntag waren 5014 Zuschauer im Kunsteisstadion im Sahnpark. Eine Zahl, an der auch am heutigen Freitag gekratzt werden soll. Die Anhänger honorieren die Leistungen des Teams. „Da steht aktuell die beste Mannschaft der Eispiraten-Geschichte auf dem Eis. Man merkt, dass der Zusammenhalt zwischen Trainer und Team da ist“, sagt Roland Frisch. Große taktische und personelle Überraschungen wird es am Freitag im fünften Spiel der Serie zwischen Crimmitschau und Krefeld nicht geben. Vielleicht geht es auch ganz einfach: „Vor das Tor. Leute, vor das Tor. Nur dann können wir Tore machen.“

Donnerstag, 21. März: Wer die Informationssperre bricht

Informationssperre herrscht in den Play-offs zur Personallage. Trainer Jussi Tuores und Co-Trainer Esbjörn Hofverberg schweigen zu angeschlagenen und verletzten Akteuren in ihrem Team. Klar ist nur: Top-Verteidiger Max Balinson hat auch am Donnerstag nicht mit seinen Teamkollegen auf dem Eis trainiert.Während auch von den anderen Teams aus der DEL 2 in der heißesten Phase der Saison (fast) nichts durchsickert, plaudern zwei Eispiraten-Akteure ganz offen über ihren Gesundheitszustand. Und müssen nicht einmal eine Strafe vom Trainer-Team befürchten. Schließlich konzentrieren sie sich im Kunsteisstadion im Sahnpark auf die Arbeit an der Schlittschuh-Schleifmaschine beziehungsweise den Einsatz am Mikrofon. Mannschaftsbetreuer Norman Markert, den eine Platzwunde an der Stirn an den 5:3-Sieg in Krefeld erinnert, ist wieder beschwerdefrei. Stadionsprecher Patrick Kafka, der beim 4:2-Sieg gegen Krefeld mit einer heiseren Stimme zu kämpfen hatte, ist seit Donnerstag wieder richtig fit. Damit wird er die Anhänger am Freitag sicher in einem Hexenkessel begrüßen. Und richtig einheizen. Im Vorverkauf waren bis Donnerstagnachmittag gegen 15.30 Uhr bereits knapp 2700 Tickets weg. Die Eispiraten kündigen in den nächsten Stunden weitere Updates über ihre Facebook-Kanäle an. „Weil wir festgestellt haben, dass mit jeder Veröffentlichung zum Vorverkauf die Nachfrage zuletzt noch einmal angezogen hat“, sagt Medienchef Aaron Frieß, der am Donnerstag auch unschöne Szenen von den Auswärtsspielen in Krefeld öffentlich gemacht hat: Ziel war der Eispiraten-Mannschaftsbus. Zudem gab es im Hotel einen nächtlichen Feueralarm.

Mittwoch, 20. März: Ausfälle, die zur Unzeit kommen

Der Spielplan in den Play-offs ist vollgepackt. Die Teams aus Crimmitschau und Krefeld treffen normalerweise im Abstand von 48 Stunden aufeinander. Nur zwischen dem vierten Spiel am Dienstag und dem fünften Spiel am Freitag liegen (ausnahmsweise) 72 Stunden.

Das spielt Trainer Jussi Tuores und Co-Trainer Esbjörn Hofverberg in die Karten. Sie müssen nach der 1:3-Auswärtsniederlage an kleinen Stellschrauben drehen. In Krefeld agierten vor allem Dominic Walsh bei zwei Gegentoren und Jannis Kälble bei zwei Strafzeiten unglücklich. Zudem hat die Präzision im Powerplay gefehlt.

Für die beiden Mannschaften, die um den Einzug ins Halbfinale kämpfen, ist das Training am Donnerstag die einzige Option in der Serie, um noch einmal etwas für Spielaufbau und Powerplay einzustudieren. Dort müssen die Eispiraten mit Max Balinson und Gregory Kreutzer aktuell zwei Schlüsselspieler ersetzen. Ausfälle, die zur Unzeit kommen.

Das Sahnpark-Team hat in den letzten Monaten aber schon mehrfach eindrucksvoll gezeigt, dass es wieder aufstehen kann: Als Torhüter Oleg Shilin aus Frust über eine Niederlage gegen Dresden seinen Schläger im Dezember seinem Teamkollegen Vinny Saponari ins Gesicht schleuderte oder als im Januar in Rosenheim ein 4:0-Vorsprung verspielt wurde. Danach fanden Kapitän Mario Scalzo und Co. immer wieder zu ihren Stärklen zurück. Eine ähnliche Reaktion soll am Freitag folgen. Mit Unterstützung der Fans, die für einen Hexenkessel sorgen werden. Und nicht vergessen dürfen: Crimmitschau führt mit 3:1 und hat wieder einen Matchpuck.

Dienstag, 19. März: Wer beim Abendessen am längsten am Tisch sitzt

Die Eispiraten-Profis sitzen in diesen Tagen oft beim Abendessen zusammen. Vor dem Beginn der Play-offs hat Geschäftsführer Jörg Buschmann das Team ins Restaurant „Neuberts“ in Crimmitschau eingeladen. Da die Mannschaft jeweils schon einen Tag früher zu den Partien in Krefeld anreist, bedienten sich die Puckjäger am Donnerstag (vor einer unruhigen Nacht) und am Montag jeweils am Sportlerbuffet im Hotel „Krefelder Hof“.

Die Genießer-Rolle nimmt dabei Felix Thomas ein. Der 36-jährige Verteidiger sitzt meistens am längsten am Tisch. „Vielleicht auch, weil ich meistens erst als letzter zum Buffet gehe“, sagt der gebürtige Berliner. Co-Trainer Esbjörn Hofverberg verweist auf die Mentalität des erfahrenen Abwehrspielers: „Felix Thomas strahlt immer eine unglaubliche Ruhe aus. Er ist einfach entspannt. Das merkt man auch beim Essen.“

Aber nur neben dem Eis. Felix Thomas und seine Kollegen führen im Viertelfinale mit 3:0 gegen die Krefeld Pinguine. Sie können am Dienstagabend in der Yayla-Arena mit einem Sieg erstmals in der Clubgeschichte den Einzug ins Halbfinale perfekt machen. „Wir müssen genauso bissig und aggressiv wie in den ersten drei Spielen auftreten“, sagt Felix Thomas. Durch den Ausfall von Max Balinson, der nicht mit nach Krefeld gereist ist, stehen noch fünf Verteidiger und der von der Offensive in die Defensive rotierte Dominic Walsh zur Verfügung.

Der Gegner aus Krefeld versucht mit allen Mitteln, die bisher abgeklärten Eispiraten-Cracks aus dem Konzept zu bringen. Im dritten Spiel der Serie am Sonntag wurde sogar der Schläger von Tobias Lindberg unter der Pingine-Bank versteckt. Die ganze Geschichte gibt es hier.

Trotz solcher Aktionen ruft Crimmitschaus Fanbeauftragter Norman Pilling zur Gelassenheit auf – auch in den sozialen Netzwerken, wo sich Provokationen und Beleidigungen in den vergangenen Tagen häuften. Norman Pilling äußerte sich auf der Facebook-Seite „Eispiraten-Fantalk“ unter anderem mit den folgenden Worten: „Bei aller Freude, die man hat, und auch bei aller Härte, die sich in so einer Serie gegenüber einem Gegner entwickelt, sollte man stets demütig bleiben. Nicht vergessen, wo man herkommt und vor allem nicht vergessen, dass man noch ein Sieg braucht. (…) Da wird sich teilweise auf ein Niveau begeben, was man einfach nicht haben muss. Die dicke Dame hat noch nicht gesungen und somit bleiben wir demütig, sind stolz auf das Erreichte, aber gehen gemeinsam auch den nächsten Schritt. Dazu braucht es keine Kommentare auf den Seiten der Gegner, sondern eine positive Geschlossenheit wie sie unsere Mannschaft auf dem Eis zeigt.“

Montag, 18. März: Eispiraten ziehen ihr Ding durch und sichern sich noch (mindestens) zwei Heimspiele

Förderlizenzpartner Fischtown Pinguins Bremerhaven fordert Verteidiger Gregory Kreutzer und (überraschend) auch Stürmer Justin Büsing an. Top-Abwehrmann Max Balinson scheidet schon nach rund zehn Minuten mit einer Schulterverletzung aus. Was machen die Eispiraten? Sie ziehen ihr Ding einfach weiter durch, trotzen allen Rückschlägen und gewinnen am Sonntagabend mit 4:2 gegen die Krefeld Pinguine. Das war der dritte Sieg im dritten Spiel gegen sichtbar nervöse und angefressene Cracks vom Niederrhein. „Unser Herz schlägt rot-weiß…“ hallte es kurz vor der Schlusssirene aus rund 5000 Kehlen im Kunsteisstadion im Sahnpark. Die Fans durften tolle Paraden von Torhüter Oleg Shilin und zwei weitere Unterzahltore ihres Teams feiern.

Im Sahnpark machten vor dem ersten Bully beide Fanlager auf sich aufmerksam. Die Eispiraten mit einem Fanmarsch und einer Choreographie mit dem Titel „Als Absteiger gehandelt – in den Play-offs gelandet.“ Die Gäste vom Niederrhein zündeten dagegen gelbe und schwarze Nebeltöpfe unter ihrer Blockfahne. Nach der Schlusssirene, als sich nach einem Disput zwischen Eispiraten-Stürmer Colin Smith und Pinguine-Trainer Greg Poss eine Spielertraube gebildet hat, flogen etliche volle Bierbecher auf das Eis. Ein Teil traf die Referees, weshalb die Eispiraten eine teure Rechnung für die Bierdusche zu erwarten haben.

Da ist es gut, dass wir nach dem Spiel am Sonntag in einem Punkt schon mal Klarheit und Planugssicherheit haben: Kapitän Mario Scalzo, der trotz seiner 39 Jahre weiter ein XXL-Pensum absolviert, und Co. werden in der Saison 2023/24 noch zwei Heimspiele absolvieren. Mindestens. Entweder in der aktuellen Serie gegen Krefeld oder – wenn der Einzug in die nächste Runde perfekt gemacht werden kann – im Halbfinale. Der mögliche Gegner, der dann wartet, steht noch nicht fest. Und es gibt keinen Grund, sich schon damit zu beschäftigen.

Sonntag, 17. März: Welche personellen Optionen es für Jussi Tuores gibt

60 bis 90 Minuten vor dem ersten Bully wird es bei einem Blick auf den Spielberichtsbogen endgültig Klarheit über die Besetzung der Sturmreihen bei den Eispiraten Crimmitschau geben. Trainer Jussi Tuores stehen im dritten Spiel der Serie zwei Varianten zur Auswahl.

Beim 3:0-Sieg am Mittwoch hat er über die gesamten 60 Minuten auf die eingespielten Formationen gesetzt. Tobias Lindberg stürmte mit Colin Smith und Henri Kanninen. Thomas Reichel führte die zweite Reihe mit Vinny Saponari und Ladislav Zikmund an. Scott Feser, Dominic Walsh und Justin Büsing bildeten den dritten Block. Dazu kamen Tamas Kanya, Willy Rudert und Lucas Böttcher im vierten Sturm. So starteten die Eispiraten auch am Freitag auswärts in Krefeld, wo nach 40 Minuten aber ein 1:3-Rückstand auf der Anzeigetafel stand.

Jussi Tuores griff in der Kabine in die Trickkiste. Da sein Team zu wenig Chancen kreierte und am Bullypunkt viele Anspiele verlor, wirbelte er die Sturmreihen kräftig durcheinander. Vinny Saponari rückte an die Seite von Tobias Lindberg und Colin Smith. Henri Kanninen agierte als Center zwischen Ladislav Zikmund und Dominic Walsh. Thomas Reichel rückte in der dritten Reihe auf die Außenposition – neben Scott Feser und Justin Büsing. Der vierte Block erhielt kaum Einsatzzeit. Nach den Umstellungen drehte Crimmitschau die Partie. Wir schreiben es gern noch einmal: Mit drei Treffern innerhalb von 184 Sekunden. In der Yayla-Arena konnte mit 200 mitgereisten Anhängern ein 5:3-Sieg gefeiert werden.

Die spannende Frage: Welche Variante wählt Jussi Tuores – mit einer 2:0-Führung im Rücken – nun im dritten Spiel am Sonntag? Meine Einschätzung: Der Eispiraten-Coach schickt zunächst wieder die Reihen, mit denen sein Team im ersten Spiel erfolgreich war und im zweiten Spiel begonnen hat, auf das Eis. So trainieren die Westsachsen schon seit Wochen, so bereiteten sie sich auch auf die Pinguine vor. Je nachdem, wie die Partie läuft, können immer noch Umstellungen folgen.

Mit Blick auf die Personalsituation hüllen sich die Eispiraten-Verantwortlichen – das ist typisch in den Play-offs – in Schweigen. Damit ist weiter offen, ob es mit einer Rückkehr des zuletzt mit einem grippalen Infekt fehlenden Hayden Verbeek vielleicht sogar noch eine Extra-Option für die Offensive geben könnte. Der Kanadier gehört zu den schnellsten Stürmern in der DEL 2.

Klar ist dagegen: Sören Sturm, der in Krefeld nach einem Bandencheck mit einer Spieldauerstrafe vorzeitig vom Eis musste, erhielt vom Disziplinarausschuss der DEL 2 keine Strafe. Der Abwehr-Routinier darf in einem proppenvollen Stadion auflaufen. Bis Samstagabend waren bereits mehr als 4000 Tickets im Vorverkauf weg. Die Eispiraten empfehlen, den Online-Vorverkauf zu nutzen.

Die Fanszene trifft sich schon dreieinhalb Stunden vor dem ersten Bully auf dem Schützenplatz. Sie startet 14 Uhr zu einem Fanmarsch über die Leipziger Straße und durch den Sahnpark. Dort geht es über den nach 15-jähriger Pause wieder geöffneten Hintereingang ins Kunsteisstadion. Auf dem Facebook-Kanal der Heinekurve heißt es dazu: „Ab 14 Uhr geht es dann gemeinsam farbenfroh, laut und voll motiviert durch die Straßen unserer geliebten Stadt zum Stadion.“

Samstag, 16. März: Platzwunde erinnert Mannschaftsbetreuer an Sieg in Krefeld

Proppenvoll und kuschelig. So wird es am Sonntag im Kunsteisstadion im Sahnpark. Dort treffen im Viertelfinale der Play-offs die Teams aus Crimmitschau und Krefeld im dritten Spiel der Serie aufeinander.

Die Schützlinge von Trainer Jussi Tuores und Co-Trainer Esbjörn Hofverberg haben in den letzten Monaten mehrfach für ein bestens gefülltes Kunsteisstadion gesorgt. 5222 Zuschauer feierten vor ausverkauftem Haus den 4:1-Sieg gegen Selb, 4081 Fans bejubelten den 4:1-Sieg gegen Rosenheim und 4618 Besucher sahen eine 1:2-Niederlage gegen Weißwasser. In einer Sportstätte, die 1964 eröffnet wurde und 1994 ein Dach erhalten hat. Das bedeutet Einschränkungen und Kompromisse – auch auf den Rängen: Die Sicht ist nicht überall optimal, sicher kann mal ein Nachbar auf den Schuh treten und ein Schluck Bier auf der Jacke (oder dem Fantrikot) landen. Dazu kommen Warteschlangen an den Cateringständen und an den Toiletten. Hier gibt es alle Tipps für Besucher und zu einem traditionsreichen Eingang, der Ziel eines Fanmarsches ist.

Aber: Wer sich darauf einlässt und nicht unbedingt einen Premium-Stehplatz erwartet, erlebt vielleicht ein denkwürdiges Spiel in der mehr als 100-jährigen Eishockey-Geschichte von Crimmitschau. Bisher war in der 2. Bundesliga und in der DEL 2 stets Endstation im Viertelfinale. Mit einem weiteren Sieg gegen die Krefeld Pinguine, die mit Eishockey-Größen wie dem früheren Bundestrainer Greg Poss und dem ehemaligen Nationalverteidiger Christian Ehrhoff schon am Samstag nach Westsachsen reisen und im Hotel Meerane übernachten, kann ein riesiger Schritt zum erstmaligen Einzug ins Halbfinale gemacht werden.

Da wollen viele dabei sein. Bisher wurden rund 2600 Tickets im Vorverkauf abgesetzt, hieß es am Freitagabend. Durch den 5:3-Sieg auswärts in Krefeld dürfte die Zahl der Online-Bestellungen noch einmal deutlich nach oben geschnellt sein. Über die aktuellen Entwicklungen werden die Eispiraten Crimmitschau aber wohl frühestens am Samstagmittag auf ihren Kanälen informieren (können). Nach der weiten Rückreise vom Niederrhein brauchen Geschäftsführer Jörg Buschmann, Medienchef Aaron Frieß und Co. noch eine „Mütze Schlaf“. Dabei wird Mannschaftsbetreuer Norman Markert vermutlich der Schädel brummen. Er bekam in der Yayla-Arena im ersten Drittel den Puck an die Stirn. Daran erinnert ihn eine Beule und eine Platzwunde, die in der Kabine genäht werden musste. Nach einer kurzen Behandlung kehrte Norman Markert auf die Bank zurück. Und sah im letzten Drittel etliche Umstellungen in den bunt durchgemischten Sturmreihen. Und drei Tore innerhalb von 184 Sekunden.

Freitag, 15. März: Eispiraten übernachten im Krefelder Hof

Zweimal fährt der Mannschaftsbus der Eispiraten Crimmitschau am Freitag vom Hotel „Krefelder Hof“ zur Yayla-Arena in Krefeld: Am Vormittag steht eine kurze und maximal 30-minütige Übungseinheit auf dem Programm. 19.30 Uhr beginnt dann die zweite Partie im Viertelfinale zwischen Krefeld und Crimmitschau. Dann werden rund 200 Eispiraten-Anhänger die Westsachsen im Gäste-Fanblock unterstützen. Respekt!

Die meisten sind am Freitag auf der Autobahn unterwegs. Der Mannschaftsbus hat bereits am Donnerstag die knapp 500 Kilometer lange Strecke von Westsachsen an den Niederrhein zurückgelegt. Abfahrt: 13 Uhr in Crimmitschau. Ankunft: gegen 19 Uhr in Krefeld. Dort ging es – nachdem die Zimmer bezogen waren – rasch in den Konferenzraum des Hotels, wo ein Sportlerbuffet zum Abendessen aufgebaut war. „Unter anderem mit verschiedenen Steak- und Fischsorten sowie Pasta, Reis und Salaten“, schreibt Co-Trainer Esbjörn Hofverberg. Der Grund, weshalb die Eispiraten im Gegensatz zu Hauptrundenpartien schon am Vortag anreisen: Die Profis sollen ohne „Bus-Beine“ auf das Eis gehen können. Sie wollen in einem ausgeglichenen Duell zum ersten Mal ins Halbfinale. Bisher war stets im Viertelfinale die Saison beendet.

Die Krefeld Pinguine, die in die DEL aufsteigen wollen, haben am Mittwoch darauf verzichtet. Und zum Start der Serie – wir schreiben es gern noch mal – mit 0:3 in Crimmitschau verloren. Nun wird gemunkelt, dass die Pinguine-Verantwortlichen ihre Strategie schon für die zweite Auswärtspartie ändern wollen, am Samstag anreisen und in der Nacht zum Sonntag in einem Hotel in Meerane übernachten.

Auswärtstouren, die gutes Geld kosten. Auch deshalb können sich die Eispiraten Crimmitschau über die Verlängerung des Sponsorenvertrages mit der Sparkasse Zwickau freuen. Die Entscheidung wurde am Mittwoch verkündet. Sparkassen-Vorstandsmitglied Grit Joseph sagt zur Bedeutung der Eispiraten: „Sie stehen für den Zusammenhalt in unserer Region.“ Grit Joseph durfte symbolisch das Eröffnungs-Bully vornehmen und präsentierte sich als Eishockey-Fachfrau: Ihr Tipp (3:1) ging nur ganz knapp am Ergebnis (3:0) vorbei.

Donnerstag, 14. März: Jubel und Pfiffe dröhnen in den Ohren

Jubel und Pfiffe dröhnen auch am Donnerstagmorgen den Eispiraten-Fans noch in den Ohren – im Büro, in der Werkhalle oder vielleicht im Bett nach einer Nachtschicht. Der Start in die Serie ist mit einem 3:0-Sieg gegen die Krefeld Pinguine und damit einen Kontrahenten, der in die DEL aufsteigen will, gelungen.

Einen extrem großen Anteil haben die Eispiraten-Fans. Sie haben in wichtigen Szenen im ersten Drittel klar gezeigt, wer im Kunsteisstadion im Sahnpark der „Hausherr“ ist. Nach den (harten) Strafzeiten gegen Tobias Lindberg und Colin Smith wurde jeder Angriff der Pinguine mit einem ohrenbetäubenden Pfeifkonzert begleitet und jeder Puckgewinn der Eispiraten mit langem Applaus gefeiert. „Das hat uns noch einmal richtig gepusht“, sagt Stürmer Tamas Kanya, der am Mittwoch seinen 23. Geburtstag feiern konnte. Der Jubilar und seine Teamkollegen spürten über die gesamten 60 Minuten die bedingungslose Unterstützung der Eispiraten-Fans unter den 2671 Zuschauern im Kunsteisstadion. Ein Teil nutzte den erstmals seit 15 Jahren wieder geöffneten Eingang Ost. Nicht nur sie spülen Geld in die Kasse des Sahnpark-Teams. Über den kostenpflichtigen Internet-Streamingdienst „Sprade TV“ wurde die Partie knapp 3200-mal gebucht.

Eine halbe Stunde nach der Schlusssirene kam auch Eispiraten-Geschäftsführer Jörg Buschmann noch einmal ins Schwitzen. Er packte mit weiteren Helfern beim Rückbau der Abwasserleitung zwischen dem provisorischen Toilettencontainer vor dem Kunsteisstadion und einem Kanaldeckel mit an. Eine Szene, die auch etliche Anhänger beobachteten und die zeigt, dass die Eispiraten Crimmitschau eben doch ein ganz besonderer Club sind. Gerade deshalb legen die Fans in der entscheidenden Phase der Saison noch mal eine Schippe drauf: Je nach Situation auf dem Eis bei Pfeifkonzerten oder bei Jubelgesängen. So darf es gern weitergehen. (hof)

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