Erstes von vier Windrädern am Neukirchener Wald soll in einem Jahr in Betrieb gehen
Lange haben sich Gemeinde und Anwohner gegen die Windräder am Neukirchener Wald gewehrt. Anfang des Jahres wurde trotzdem die Genehmigung für eine vierte Anlage erteilt. Nun erklärt der Betreiber seinen Zeitplan.
Neukirchen.Mehrfach weisen Bürgermeister Sascha Thamm (Wir für Neukirchen/Adorf) und seine Mitarbeiterinnen am Donnerstagabend auf die Hausordnung hin. Bei der Einwohnerversammlung in der Aula der Oberschule Neukirchen befürchten sie offenbar, dass sich der Zorn der Bürger entlädt. Über 50 Einwohner sind der Einladung gefolgt und hören Thamms Ausführungen über die anstehenden Feste in der Gemeinde zu. Gekommen sind die meisten von ihnen aber wegen eines anderen Themas.
Als Tagesordnungspunkt 4, ganz am Ende der Veranstaltung, informiert die Firma Sabowind über den Bau eines Windrades am Neukirchener Wald. Schon seit 2019 will das Unternehmen hier bauen, aber erst im Januar wurde die Genehmigung erteilt – den Einsprüchen der Gemeinde und der Anwohner zum Trotz. „Bitte keine Abrechnung mit der Bundes- oder Landespolitik“, wiederholt Thamm zuvor sein Mantra. Man wolle keine Debatte über den Sinn der Windenergie insgesamt führen.
![Neukirchens Bürgermeister Sascha Thamm kritisiert die Anlagenbetreiber für ihr Vorgehen. Gleichzeit müsse man sich an Recht und Gesetz halten und die erteilte Genehmigung akzeptieren, sagt er.](/DYNIMG/23/98/15032398_M400x267.jpg)
![Neukirchens Bürgermeister Sascha Thamm kritisiert die Anlagenbetreiber für ihr Vorgehen. Gleichzeit müsse man sich an Recht und Gesetz halten und die erteilte Genehmigung akzeptieren, sagt er.](/DYNIMG/23/98/15032398_M400x267.jpg)
„Anfang November haben die bauvorbereitenden Maßnahmen begonnen, erklärt Anne van den Brandt. Sie ist Projektmanagerin bei der Firma Sabowind. Das Windrad soll zwischen der Autobahn 72 und der Leukersdorfer Straße entstehen. Weiter südlich plant zudem das Unternehmen Juwi die Errichtung eines Windparks mit drei Windrädern.
Der Zeitplan von Sabowind sieht vor, dass ihr Windrad bereits in einem Jahr – im November 2025 – in Betrieb gehen wird. Im März 2025 sollen die Turmfragmente über die Bundesstraße 173, die Mittelbacher Straße und den Fürstenweg angeliefert werden. Maschinenhaus, Nabe und Rotorblätter sollen danach im Juli über eine Sonderausfahrt von der A 72 zum Bauplatz gelangen.
Betreiber stellt jährlich 10.400 Euro für Neukirchen in Aussicht
„Das Windrad der Marke Vestas wird im Jahr zwölf Millionen Kilowattstunden Strom liefern“, erklärt van den Brandt. Der Betrieb ist für mindestens 20 Jahre vorgesehen, dann erfolge eine Prüfung, ob ein Weiterbetrieb möglich ist. Der Betreiber zahlt freiwillig 0,2 Cent pro Kilowattstunde an die umliegenden Gemeinden. Diese Umlage aus dem Erneuerbare-Energie-Gesetz beträgt jährlich etwa 24.000 Euro, die sich Neukirchen, Chemnitz und Jahnsdorf teilen. Etwa 10.400 Euro davon bleiben voraussichtlich in Neukirchen.
Die Anwohner besänftigt das aber noch lange nicht. An Thementischen der Firma Sabowind machen sie im Anschluss an den kurzen Vortrag ihrem Ärger Luft. Eine Frau fürchte, dass das schöne Panorama vor ihrem Haus „verschandelt“ werde und damit eine Minderung des Grundstückswertes einhergehe. Andere Bürger fragen nach dem Schutz von Fledermäusen und Rotmilanen. „Es wird nachts Abschaltzeiten geben“, erklärt van den Brandt. Der Artenschutz werde beim Bau und beim Betrieb berücksichtigt.
Insgesamt entstehen vier Windräder am Neukirchener Wald
Den Bedenken der Anwohner begegnen die Mitarbeiter von Sabowind häufig mit der Argumentation: „Das wurde im Genehmigungsverfahren geprüft und uns wurde die Genehmigung erteilt.“ Rechtlich sei auch der Spielraum der Gemeinde ausgereizt, erklärt Bürgermeister Thamm. Er verstehe die Bedenken und Ängste der Anwohner. „Ich hätte mir gewünscht, dass wir als Gemeinde eher einbezogen und nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden.“ Einige Neukirchener seien erst vor wenigen Jahren an den Wald gezogen, um etwas Ruhe zu genießen. Thamm hofft, dass die Erfahrungen im ersten Betriebsjahr positiv sein werden und alle Grenzwerte, etwa beim Schall, eingehalten werden. „Bis dahin wird das Thema weiter schwelen.“
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Viel Aufregung gab es schon im vorigen Jahr um den Windpark der Firma Juwi, der unweit der Sabowind-Anlage entstehen soll. Ein Plan sah vor, 126 Bäume zu fällen, um den Weg zur Baustelle nutzbar zu machen. Anwohner protestierten. Derzeit bereitet sich Juwi auf die Ausschreibung der Bundesnetzagentur vor, erklärt Projektleiter Jörg Heilmann. „Mit einer Inbetriebnahme planen wir im Jahr 2027“, sagt er. Mit dem Baubeginn sei 2026 zu rechnen. Erwartet werde eine Stromproduktion von 35 Millionen Kilowattstunden im Jahr. Auch Juwi wolle freiwillig 0,2 Cent pro Kilowattstunde an die Gemeinden abführen. Das Angebot dafür werde in den nächsten Tagen an die Rathäuser versandt. (eran)