Satire zum Wochenende: Hat Olaf Scholz „vergessen“, den Freiberger Weihnachtsmarkt zu besuchen?
Hier steht, was wirklich wichtig ist. Heute: Die Vorweihnachtszeit ist die schönste Zeit des Jahres. Vor allem, wenn sie vorbei ist.
Flöha.Bald schon, bald ist es vorbei. Das Weihnachtswahnsinnsland Erzgebirge begibt sich in den Endspurt. Wer jetzt noch keine 3,50-Meter-Bratwurst hat, kauft sich keine mehr. Oder er muss sich beeilen. Denn bald gibt es auf den hiesigen Märkten keine Bratwürste mehr. Oder, noch schlimmer, es gibt dann nur noch vegane Bratwürste.
Wir rasen also mit Reichsbahnwaggongeschwindigkeit auf Weihnachten zu. Und bei allen, die noch keine Weihnachtsgeschenke besorgt haben, stellt sich jetzt langsam die Erkenntnis ein, dass die Adventszeit zwar vier Kerzen hat, aber nicht vier Wochen. Außer in Freiberg, wo man dank des frühen Weihnachtsmarktbeginns schon vorzeitig in die Saison gestartet ist. Kommendes Jahr wird die Weihnachtsmarkteröffnung wahrscheinlich im Juli im Freibad gefeiert.
![Wenn der Weihnachtsmarkt vorbei ist, ist er am schönsten: Hier ein Bild vom letzten Öffnungstag im Jahr 2023](/DYNIMG/53/94/15245394_M400x267.jpg)
![Wenn der Weihnachtsmarkt vorbei ist, ist er am schönsten: Hier ein Bild vom letzten Öffnungstag im Jahr 2023](/DYNIMG/53/94/15245394_M400x267.jpg)
Inzwischen ist aber mehr als die Hälfte der „tollen Tage“ geschafft, und die fünfte Jahreszeit des Erzgebirges neigt sich langsam dem Ende zu. Die Stadt hat auch die Bergparade mit circa drei Millionen Mitwirkenden und sieben Milliarden Gästen weitgehend unbeschadet überstanden. An dieser Stelle steht jetzt aber ein Themenwechsel an. Denn - um auf das Thema der vorherigen Glosse zurückzukommen - mit der Bergparade ist es wie mit dem Weihnachtsmarkt und der Umgehungsstraße: Man macht einfach keine Witze darüber.
Trotzdem: Es gibt tatsächlich, man glaubt es kaum, auch Menschen, für die der Freiberger Weihnachtsmarkt nicht zu den absoluten Höhepunkten des Jahres gehört. Vielmehr haben manche offenbar ein eher untergeordnetes Interesse an dem Klingelklangel mit Rauch. Am Dienstag ist sogar ein nicht näher benanntes Mitglied der Noch-Bundesregierung nach Freiberg gereist und hat die Stadt tatsächlich wieder verlassen, ohne über den Weihnachtsmarkt gebummelt zu sein. Nicht bekannt ist dagegen, warum der genannte Olaf S. nicht kurz innehielt, um das Gespräch mit der Bevölkerung zu suchen und vielleicht sogar zu finden. Möglicherweise hat er es vergessen. Es kommt ja manchmal vor, dass er sich an bestimmte Ereignisse nicht erinnern kann.
![Gruppenbild mit Kanzler: Am Dienstag besuchten Bundeskanzler Olaf Scholz (links) und der serbische Präsident Aleksandar Vucic das Sächsische Oberbergamt in Freiberg. Thema des Treffens war die Lithiumgewinnung für Batterien für E-Autos.](/DYNIMG/53/99/15245399_M400x267.jpg)
![Gruppenbild mit Kanzler: Am Dienstag besuchten Bundeskanzler Olaf Scholz (links) und der serbische Präsident Aleksandar Vucic das Sächsische Oberbergamt in Freiberg. Thema des Treffens war die Lithiumgewinnung für Batterien für E-Autos.](/DYNIMG/53/99/15245399_M400x267.jpg)
Ganz so schlimm ist das aber nicht. Zumal wir (Vor)Erzgebirger zurzeit ja ohnehin keine Zeit haben. Auch der Weihnachtsmann hat viel zu tun. Angeblich hat er dieses Jahr sogar fachliche Unterstützung aus Süddeutschland angefordert, da er die Arbeit allein mit inländischen Wichteln und sächsischen Rentieren nicht schafft. Doch das Christkind durfte leider nicht einreisen. Begründung der zuständigen Einwanderungsbehörde: Es spricht nicht ausreichend Sächsisch und muss zunächst ein Sprachzertifikat der Stufe B2 nachweisen. Allerdings sind die Sprachkurse zurzeit alle überbelegt.
So ist die bärtige Fachkraft also allein im Einsatz. Zum Glück funktioniert wenigstens die Logistik. Wie die Stadtverwaltung Freiberg versichert, werden die Briefe aus dem Weihnachtsmann-Briefkasten auf dem Obermarkt allesamt zuverlässig zugestellt und vom Weihnachtsmann in Himmelpfort persönlich beantwortet.
Wer bringt die Briefe? Das Känguru?
In Flöha dagegen hat der Technische Ausschuss des Stadtrats verhindert, dass Briefe in Zukunft von Kängurus ausgeliefert werden. Nicht die Arbeitsbedingungen für australische Fachkräfte waren Thema - die können bei uns im kalten Zschopautalerzgebirgsvorland sowieso keine großen Sprünge machen. Vielmehr ging es darum, dass ein Konkurrenzunternehmen der guten alten Post seine roten Briefkästen neben den traditionellen gelben Kästen aufstellen wollte. Auf den roten Briefkästen befindet sich ein Känguru. Werden die Briefe bei diesem Dienstleister also von australischen Beuteltieren ausgetragen, so wie ja die Briefe aus den traditionellen gelben Kästen, auf denen das Posthorn prangt, immer noch mit der Postkutsche von A nach B gelangen? Das ist eine der vielen Fragen, die nicht geklärt werden konnten. Und so bleibt es dabei: Keine roten Briefkästen auf städtischen Grundstücken in Flöha. Bei uns ist die Welt eben noch in Ordnung. Und die Weihnachtsmärkte? Die werden wir auch überstehen. Wie jedes Jahr. (eva)