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ARD-Talkerin Caren Miosga (l.) hatte am Sonntag FDP-Chef Christian Lindner (r.) zu Gast in ihrer Sendung.
ARD-Talkerin Caren Miosga (l.) hatte am Sonntag FDP-Chef Christian Lindner (r.) zu Gast in ihrer Sendung. Bild: Montage: Jonas Walzberg/dpa, Hannes P. Albert/dpa
Panorama

Nach „D-Day“-Debakel: Lindner ätzt bei Miosga wegen ihres Habeck-Interviews

Die vergangenen Wochen waren für die FDP mehr als turbulent. Erst flog die Regierungs-Koalition auseinander, dann kam ein Papier an die Öffentlichkeit, in dem es ums Ampel-Aus ging. Parteichef Christian Lindner war nun bei Caren Miosga zu Gast, beide gerieten immer wieder aneinander.

Berlin.

Erst Ampel-Aus, dann Wirbel um das sogenannte „D-Day“-Papier seiner Partei mitsamt Rücktritt von Generalsekretär und Bundesgeschäftsführer. Nun war FDP-Chef Christian Lindner bei ARD-Moderatorin Caren Miosga zu Gast. Das Gespräch am Sonntagabend verlief stellenweise äußerst lebhaft.

„Wollten Sie die Wirtschaft oder die FDP retten?“: Unter dem Titel empfing die 55-Jährige den ehemaligen Bundesfinanzminister. Gleich zum Einstieg ging es um den Bruch der Ampel und ein Dokument, mit dem sich die Liberalen darauf vorbereitet haben sollen: das „D-Day“-Papier.

Den darin enthaltenen Begriff „offene Feldschlacht“ lehnt Lindner ab, spricht von einem „ganz falschen Eindruck“ über Motive und Vorhaben seiner Partei. „Ich habe das Dokument nicht zur Kenntnis genommen“, so der 45-Jährige: „Und ich hätte es auch nicht gebilligt.“

Lindner weist „Sabotage der Regierungspolitik“ zurück

Allerdings macht er auch klar: Er habe kein Problem damit, dass es erstellt wurde. Denn die FDP habe sich auf einen „Herbst der Entscheidungen“ vorbereitet. Dass Miosga in dem Mitarbeiterpapier „aktive Sabotage der Regierungspolitik“ sieht, weist Lindner zurück. Es folgen immer wieder Schlagabtausche zwischen Moderatorin und Gast. Miosga grätschte Lindner in die Sätze, der bittet wiederholt darum, ausreden zu dürfen.

Dann spricht die Journalistin den am Freitag zurückgetretenen FDP-Bundesgeschäftsführer Carsten Reymann an. Er verfasste das umstrittene Papier, wegen dem auch Generalsekretär Bijan Djir-Sarai seinen Hut genommen hatte. Sie könne sich nicht vorstellen, dass Lindner – der mit Reymann eng zusammengearbeitet hätte – „von so einem massiven Plan“ nichts wusste. Da entfährt es dem 45-Jährigen: „Ich habe nicht nur GEWUSST, dass wir auch das Aus der Ampel durchdenken müssen, ich WOLLTE, dass wir das aktive Ausscheiden der FDP aus der Regierung durchdenken. Das leugne ich gar nicht.“ Das „D-Day“-Papier habe er aber nicht in Auftrag gegeben.

War Miosga zu wenig kritisch gegenüber Habeck?

Als Miosga weiter nachfasst, wird Lindner dünnhäutig, giftet mit Blick auf das Gespräch Miosgas mit Bundeswirtschaftsminister Habeck (Grüne) vor wenigen Tagen: „Also, Frau Miosga, das, was Sie letzte Woche zu wenig kritisch waren, müssen Sie diese Woche nicht alles nachholen.“

Raunen im Publikum. Ihr Interview mit dem Grünen-Politiker hatte im Netz für Spott und den Vorwurf gesorgt, die Journalistin habe Distanz vermissen lassen.

Miosga kontert trocken: „Ach nee, immer die alte Leier: Jeder Politiker, der hier sitzt, wirft mir vor, dass ich bei dem davor nicht so kritisch war. Das ist ein bisschen langweilig.“ Da Lindner immer wieder von Gesamtverantwortung spricht, verlangt die ARD-Talkerin Butter bei die Fische: „Wo genau in dieser ‚D-Day‘-Geschichte übernehmen Sie die Gesamtverantwortung?“

„D-Day“-Papier: Lindner tritt nicht zurück

Antwort des Liberalen-Chefs: „Für das Wort ‚D-Day‘ und dieses Papier kann ich keine Verantwortung konkret übernehmen, weil es ja nicht in meinem Bereich ist.“ Aber: „Ich übernehme Verantwortung dafür, dass die FDP bereit war, die Ampel zu verlassen und wir uns darauf vorbereitet haben.“

Zurücktreten als Parteichef will er nicht. Mit Blick auf die Bundestagswahl am 23. Februar lässt er wissen: „Jetzt gehe ich durch diesen Hagelschauer mit faustgroßen Hagelkörnern. Aber das mache ich ja deshalb, weil ich an etwas glaube und gerne wissen will, ob das bei den Bürgerinnen und Bürgern Unterstützung findet.“

Netzdebatte: Von „Tribunal“ gegen FDP-Chef bis „Jammerei“ Lindners

Im Netz sorgte die Sendung anschließend für Gesprächsstoff. Insbesondere Moderatorin und Gast hatten es den Usern angetan. Zahlreiche Postings zielten – wie schon Lindner – darauf ab, dass Miosga Robert Habeck deutlich weniger hart angepackt habe.

Eine Nutzerin notiert: „Habeck bei Miosga war ein Wohlfühlinterview. Lindner bei Miosga ist ein Tribunal.“ Ein anderer will wissen: „Ist das heute Abend eigentlich dieselbe Caren Miosga, die vergangenen Sonntag Robert Habeck in ihrer Sendung zu Gast hatte?“ Ein weiterer merkt ironisch an: „Ich habe den leisen Verdacht, dass Miosga den Lindner etwas weniger mag als Habeck.“

Ganz anders bewertet dieser Nutzer das Ganze: „Miosga-Verschwörung gegen Lindner hatte ich jetzt nicht auf meiner Bullshit-Bingo-Karte.“ Ein anderer wendet sich an ob des Gesprächs erboste FDP-Anhänger: „Tja, wenn man eine Koalition torpediert, Intrigen schmiedet, die Öffentlichkeit bescheißt, Ausreden sucht und auf andere zeigt, dann muss man mit Härte rechnen.“

Auch Lindner bekam ordentlich eingeschenkt. „Seine Jammerei und mit den Fingern auf andere zeigen war gestern Abend bei Miosga sehr peinlich“, befindet ein User. Für eine Nutzerin sind nach dem Auftritt des FDP-Chefs gar „die Begriffe ‚Vertrauen‘, ‚Verantwortung‘ und ‚Konsequenzen‘ komplett verbrannt“.(phy)

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