Schließt das Wort „Spielplatz“ Menschen aus? In Köln war man der Ansicht: ja. Und wollte hunderte Spielplätze in der Stadt umbenennen. Nun grätscht Rathauschefin Henriette Reker dazwischen.
Am Mittwoch überschlugen sich die Schlagzeilen: „Spielplatz-Aus in Köln“, „In Köln gibt es ab Herbst keine Spielplätze mehr“ oder „Köln streicht den Begriff ‚Spielplatz‘“. Ja, was ist denn da in der Domstadt los?!
Es ging ums Wörtchen „Spielplatz“. Das sei nicht inklusiv genug, zeigte man sich bei der Stadtverwaltung überzeugt. Und: „Insbesondere muss dem erweiterten Inklusionsgedanken, der die Diversität der Nutzer*innen in Rahmen ihres Alters, ihrer kulturellen Hintergründe und möglicher Behinderungen berücksichtigt, Rechnung getragen werden.“
„Spiel- und Aktionsfläche“ statt „Spielplatz“


Die Flächen sollten „dem geschützten Aufenthalt von Kindern und Jugendlichen im öffentlichen Raum dienen“ und auch Begegnungen aller Altersgruppen ermöglichen. Statt „Spielplatz“ sollten die Orte künftig den Namen „Spiel- und Aktionsfläche“ tragen.
Wie unter anderem die Tagesschau berichtet, hatte die Verwaltung mit Hilfe einer Agentur an neuen Schildern für die Flächen gearbeitet. Die neuen Schilder sollten ab diesem Herbst an den über 700 Spielplätzen im Stadtgebiet aufgestellt werden. Kosten dafür: 38.000 Euro.
„Irrenhaus“: Wut im Netz über Umbenennung
Zehntausende Euro dafür, dass Spielplätze nicht mehr Spielplätze heißen sollen? Klar, dass es da nicht nur im Blätterwald gehörig rauschte, sondern auch im Netz die Emotionen hochschossen.
„Irrenhaus“, kommentiert ein User auf dem sozialen Netzwerk X. Ein anderer fordert: „Solange die Kommunen für so einen Unsinn Geld haben, sollten sie keinen Cent aus dem Schuldenberg des Bundes bekommen.“ Eine Nutzerin will wissen: „Was ist an dem Wort ‚Spielplatz‘ nur falsch? Ein ‚Spielplatz‘, ist ein Platz, also ein Ort, zum Spielen und sich zu amüsieren.“
OB Reker hat „kein Verständnis“ für Vorhaben
Ehe die Lage sich inmitten von Temperaturen bis zu 40 Grad weiter erhitzen konnte, schritt Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) ein.
Am Mittwochabend sagte sie der Deutschen Presseagentur (dpa): „Ich persönlich finde die Bezeichnung ‚Spielplatz‘ klar und verständlich und habe angesichts der Herausforderungen, vor denen Köln steht, kein Verständnis dafür, dass sich die Verwaltung mit der Neugestaltung von Spielplatzschildern beschäftigt.“


Die Tragweite der Änderung sei „allem Anschein nach“ nicht in ausreichendem Maße erkannt worden. „Eine solche grundsätzliche Umbenennung ist kein einfaches Geschäft der laufenden Verwaltung“, so Reker. Das müsse im Stadtrat entschieden werden.
Im September entscheidet der Stadtrat
Das passiert nun auch. Die Oberbürgermeisterin will den vorliegenden Vorschlag laut dpa am 4. September in einer Sitzung des Stadtrats zur Entscheidung vorlegen. Nur wenn der zustimmt, werden die Schilder ausgetauscht.
Die Idee der Umbenennung liegt allerdings schon knapp zwei Jahre zurück: Im Jugendhilfeausschuss der Stadt wurde damals gefordert, ein neues Schild für die Hunderten Spielplätze in Köln zu entwickeln.
Begründung damals unter anderem: Die Spielplätze seien für Kinder wie für Jugendliche da. „Die oftmals veralteten Schilder geben dies jedoch nicht wieder und suggerieren, dass es sich lediglich um ‚Kinderspielplätze‘ handele, die nicht von Jugendlichen genutzt werden dürfen“, so die Annahme damals. (phy mit dpa)