Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen
Nur Vierbeiner Ben fehlt auf dem Foto. Familie Hanf aus Neumark geht sonst immer gemeinsam durch dick und dünn. In diesem Fall schauen alle auf den Fotografen, und zwar vorn von links: Thalea, Vater Jörg mit Mia, Mutter Sandra mit Freya und Elias. Hinten von links: Vanessa und Jessica.
Nur Vierbeiner Ben fehlt auf dem Foto. Familie Hanf aus Neumark geht sonst immer gemeinsam durch dick und dünn. In diesem Fall schauen alle auf den Fotografen, und zwar vorn von links: Thalea, Vater Jörg mit Mia, Mutter Sandra mit Freya und Elias. Hinten von links: Vanessa und Jessica. Bild: Thomas Michel
Auerbach
01.12.2022

Familie Hanf: Acht Kämpfer, ein Wunsch

Die Familie aus Neumark steckt Schicksalsschläge weg, die für zwei Leben reichen. Aber auch mit dem klapprigen Kleinbus wird's manchmal eng.

Neumark.

Zum Beispiel beim Wäschewaschen stößt die achtköpfige Familie von Sandra Hanf und Jörg Krumpe ruckzuck an Grenzen. Steigen bei zwei Waschmaschinen pro Tag im Minimum Maschine und Trockner aus, wird's eng. Zum Glück aber hat Jörg Krumpe nicht nur im Beruf als Seelsorger eine glückliche Hand. So konnte am Wochenende noch einmal eine mittlere Katastrophe abgewendet werden - für ein neues Gerät ist schließlich noch nicht genug im Sparschwein.

Auf Glück ist die Neumarker Familie auch in Transportfragen angewiesen. Der x-mal reparierte Kleinbus hat 270.000 Kilometer auf der Nadel. Aktuell steht das Auto kaputt am Haus. Bei einem Ausflug war der Oldie an der A 72 liegengeblieben - spätabends, der ADAC war nicht erreichbar. Zum Glück halfen Freunde und der Nachbar aus. In zwei Autos kam die Familie nach Hause.

Um zumindest diese Baustelle loszuwerden, wünscht sich die Familie einen neuen Bus. "Ein gut erhaltener T 4, das wäre ein Traum. Das ist ein Auto, das fährt eine Million Kilometer", sagt der Vater. Und wenn dieser VW-Van eine Anhängerkupplung hätte, das wäre das Sahnehäubchen. Familie Hanf fährt nämlich gerne mit Wohnanhänger zum Camping. "Am liebsten an die Ostsee", ergänzt die Mutter. Und an der Art, wie sie das sagt, ermisst sich der Grad der Vorfreude. Diese zwei Wochen im Sommer. Einmal auftanken. Einmal ein paar Sorgen zu Hause lassen.

In einer Mietwohnung, in der jeder Winkel von praktischer Bedeutung ist. Die Wohnung, in der die Eltern mit ihren Kindern Freya (2 Jahre), Mia (7), Elias (8), Vanessa (14), Thalea (16), Jessica (21) und Mischlingshund Ben ein Familienleben führen, in dem das Füreinanderdasein Kompass des Zusammenlebens ist. Ob beim Streiten oder beim gemeinsamen Lachen; in allem schimmert ein blindes Verstehen durch.

Diese Familienbande helfen bei Schicksalsschlägen besser als jede Medizin. Zum Beispiel, als Thalea vor sieben Jahren auf einer Straße bei Frohburg und dann in der Klinik mit dem Tod rang und sich der Vater schwere Vorwürfe gemacht hat. Eine Narbe an der Stirn der 16-Jährigen lässt erahnen, was ihr widerfahren ist. Diese Narbe will sie weghaben - bei einer Schönheits-OP sozusagen. Bei den ersten ihrer bisher 13 OP ging es ums nackte Leben.

Thalea wurde von einem Auto angefahren. Frontal mit Tempo 80. Sie wurde aus den Schuhen gehoben und 30 Meter weit geschleudert. "Ihre Schuhe standen noch exakt an der Stelle des Aufpralls", erzählt der Vater. Er war mit Thalea und Vanessa im Auto unterwegs und hatte an der Straße gestoppt. Thalea wollte von der anderen Straßenseite Klee für die Meerschweinchen holen. Thalea stieg aus und stand vor dem Kühler. Der Vater wollte ihr das Zeichen zum Loslaufen geben. Dieses eine Auto im Rückspiegel aber sah er zu spät. Er hupte, um Thalea zu warnen. Thalea verstand dies falsch. Der Richter sah später keine Schuld. Weder beim Vater noch beim Fahrer.

Als der Notarzt gekommen war, zeigten Thaleas Pupillen keine Reaktionen mehr. Nicht viel, das heil geblieben war. Die Ärzte entfernten in der Klinik einen Teil des gebrochenen Schädels, um dem kollabierten Hirn Platz zu geben. Und als nach Ewigkeiten alle Hoffnung vergebens schien, kehrte plötzlich das Leben zurück. Nach sieben Tagen schlug sie die Augen auf. Und es ist ein Wunder, dass sie heute wieder zur Schule geht - trotz oft starker Kopfschmerzen und der Panik, die sie befällt, wenn sie ein Martinshorn hört. Aber nicht nur die Neuntklässlerin ist eine Kämpfernatur.

Als Thalea durch die Luft flog, war Mia zwei Wochen auf der Welt. Bei der Siebenjährigen wurde Anfang 2021 Akute Lymphatische Leukämie diagnostiziert. Wie bei Thalea ungezählte Fahrkilometer, Klinikaufenthalte, Bluttransfusionen. Und Chemotherapien. Jeder Infekt ein Balanceakt, da bei hohem Fieber die Chemo ausgesetzt werden muss. Mia steckt das alles auf eine Art weg, als müsste sie den anderen Mut machen. "Das Dreivierteljahr in der Uniklinik war sie der Sonnenschein der Station", erzählt die Mutter. Jetzt geht Mia wieder in den Kindergarten, bis März läuft die wohl letzte Chemo. Die Ärzte sind optimistisch.

Für Vanessa gab es keine Hilfe vom Fach. Sie hatte vom Beifahrersitz aus gesehen, wie die Schwester durch die Luft geflogen war. Doch die Suche nach einem Trauma-Therapeuten blieb erfolglos. Da griff Papa in die Seelsorger-Trickkiste: "Alle Bilder, die Vanessa loswerden wollte, haben wir gemalt und verbrannt." Und das funktioniert? "Ja", sagt Vanessa und lacht, während Mia und Freya an Ben herumzotteln. "Ich will eine Schildkröte", krakeelt die Siebenjährige dazu, worauf Mama die Augenbrauen hochzieht. Aber so viel Platz wird schon noch sein.

Service Ein zweites "Leser helfen"-Spendenprojekt gibt es in Theuma. Mehr dazu unter: www.freiepresse.de/leserhelfen

© Copyright Chemnitzer Verlag und Druck GmbH & Co. KG
Das könnte Sie auch interessieren
28.02.2023
3 min.
Dank "Leser helfen": Neumarker Familie Hanf fährt mit ihren sechs Kindern entspannt an die See
Wer will vorne bei Papa Jörg Krumpe sitzen? Ein klarer Fall für Mia und Elias.
Leser helfen: Die achtköpfige Familie aus Neumark sagt allen Spendern Danke. Gute Nachrichten gibt's von ihrer siebenjährigen Tochter Mia.
Gerd Möckel
18:00 Uhr
2 min.
Zwickauer Stundenlaufserie: Ansehnliches Teilnehmerfeld und Top-Ergebnisse zum Abschluss
Im Sportforum Eckersbach fiel am Mittwochabend der Startschuss für den letzten Stundenlauf des Jahres.
113 Läuferinnen und Läufer haben sich am Mittwochabend an der letzten Rundenhatz des Jahres beteiligt. Ein Lokalmatador knackte dabei im fünften Anlauf eine ganz besondere Marke.
Monty Gräßler
18:10 Uhr
4 min.
„Die Älteren halten die Ministerpräsidenten im Osten im Amt“: Was die Arbeitslosigkeit nach der Wende mit der Landtagswahl in Sachsen zu tun hat
Am Freitag hat der Landeswahlausschuss das amtliche Ergebnis der Landtagswahl in Sachsen bekanntgegeben. Grafik: dpa/Landeswahlleiter
Wissenschaftler der TU Dresden haben die Wahlergebnisse mit Bevölkerungsdaten verglichen. Während eine große Partei von der Überalterung profitiert, erntet eine andere jahrzehntealten Frust über soziale Verwerfungen.
Tobias Wolf
12.09.2024
4 min.
Insolvenz: Familienbetrieb im Erzgebirge muss aufgeben
Seit Anfang September ist Ausverkauf bei „Mei Laden“ am Barbara-Uthmann-Ring in Annaberg-Buchholz. Die Filiale schließt. Der Geschäftsführer hat Insolvenzantrag gestellt.
Benjamin Weinhold zieht die Reißleine. Schweren Herzens. In wenigen Wochen schließt er in Annaberg seine vorletzte Filiale. Einst waren es zwölf Geschäfte, die Waren im Niedrigpreissegment angeboten haben. Nur für einen Laden gibt es noch Hoffnung.
Patrick Herrl
12.09.2024
2 min.
Bierladung aus Plauen schafft‘s nicht bis Chemnitz: B 173 für zweieinhalb Stunden gesperrt
Ein mit Bier beladener 40-Tonner hat am Donnerstagmittag auf der B 173 Teile seiner Ladung verloren.
Die unzureichend gesicherte Ladung purzelt von einem 40-Tonner auf die Fahrbahn. Feuerwehrleute kehren die Scherben zusammen.
Ulrich Riedel
01.12.2022
5 min.
"Leser helfen": Familie Hanf aus Neumark - Acht Kämpfer und ein Wunsch
Nur Vierbeiner Ben fehlt auf dem Foto. Familie Hanf aus Neumark geht sonst immer gemeinsam durch dick und dünn. In diesem Fall schauen alle auf den Fotografen, und zwar vorn von links: Thalea, Vater Jörg mit Mia, Mutter Sandra mit Freya und Elias. Hinten von links: Vanessa und Jessica.
Die Familie steckt Schicksalsschläge weg, die für zwei Leben reichen. Aber auch mit dem klapprigen Kleinbus wird's manchmal eng.
Gerd Möckel
Mehr Artikel