Abba-Ikone: Wie Agnetha ihr letztes Soloalbum von 2013 zeitgemäß aufgepimpt hat
Das neue Album "A+" dervon Agnetha Fältskog ist astreine Popmusik aus Schweden. Die Sängerin hat ihrem letzten Soloprojekt mehr Schwung verliehen - und das tut der Musik richtig gut.
Popmusik.Agnetha Fältskog hat ihr bislang letztes Solo-Album grundlegend überarbeitet, erweitert und ins Jahr 2023 gebracht. Mehr als 40 Jahre nach der großen Abba-Zeit und zehn Jahre nach ihrem letzten Album als Solistin meldet sich die Schwedin mit "A+" zurück - und überrascht.
Zusammen mit den weiteren Nordlichtern Björn Ulvaeus, Benny Andersson und Anni-Frid "Frida" Lyngstad hatte Fältskog in den 70er-Jahren die schwedische Kultband Abba gebildet. Mit Hits wie "Waterloo", "Dancing Queen", "Mamma Mia", "Fernando" und "Super Trouper" landete das Quartett Welterfolge in Serie und sorgte in Deutschland und anderen Ländern für eine regelrechte Abbamania.
Abba prägte damit über Jahre die Popwelt. Nach dem Ende dieses schillernden Jahrzehnts zog sich die zurückhaltende Fältskog weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück, ohne jedoch der Musik gänzlich Lebewohl zu sagen: Sie brachte mehrmals Alben als Solo-Künstlerin heraus, zuletzt 2013 "A", das es unter anderem auf Platz 3 der deutschen Album-Charts schaffte - und nun die Vorlage für "A+" liefert, das am Freitag erschienen ist.
"Vor ein paar Jahren hörte ich einen der Songs aus meinem letzten Album "A" im Radio", berichtete die heute 73-jährige Fältskog ihren Fans, als sie ihr neues Album Ende August auf ihrem eigens dafür eingerichteten Instagram-Account ankündigte. "Plötzlich kam mir der Gedanke, wie das Album wohl klingen würde, wenn wir es heute gemacht hätten. Ich konnte nicht aufhören darüber nachzudenken."
So machte sich Fältskog ans Werk. Mit der Idee einer Neuauflage ging sie auf den Produzenten Jörgen Elofsson zu, der das Material für "A" einst eigens für sie geschrieben hatte. Elofsson holte seinen jüngeren Kollegen Anton Mårtensson mit ins Boot, um die Musik von 2013 von Grund auf zu überarbeiten, zu modernisieren und ins Jahr 2023 zu holen. Die originalen Songtexte blieben, aber die alte Musik, die 2013 bewusst ein Gegenstück zur vorherrschenden elektronischen Tanzmusik darstellen sollte, wurde grundlegend durch neue Rhythmen ersetzt - und das mit Erfolg.
Herausgekommen ist ein zeitgemäßes Studioalbum, das problemlos in die heutige Popwelt passt und sich in einem Rutsch durchhören lässt. Keiner der Songs auf "A+" fällt qualitativ ab, und Fältskogs klare, einfühlsame Sopran-Stimme trägt einen durch alle Zustände der Liebe, über die sie so gern und so vielfältig singt. Was überrascht, ist das höhere Tempo, das viele der Lieder im Vergleich zu ihren Pendants von "A" aufweisen. Das Album wird dadurch spürbar zügiger und oft auch tanzbarer. Vier der Songs hat Fältskog bereits vorab veröffentlicht, zuvorderst "Where Do We Go From Here?", den Opener des neuen Albums und der einzige Song, der komplett neu ist auf "A+". Es handelt sich um einen astreinen Popsong, auf den zu Beginn des Albums das schnellere, neu gemixte "Back on Your Radio" folgt. Abgelöst wird dieses Lied wiederum von dem liebevollen Duett "I Should've Followed You Home" mit dem Take-That-Sänger Gary Barlow, das dank neuer Rhythmen eine ganz andere, lockerere Stimmung vermittelt als auf "A".
Das dann folgende "Dance Your Pain Away" war auf "A" noch der Song, der dem Abba-Sound vergangener Tage vielleicht am nächsten kam - auf "A+" ist es ein Popsong, der im Jahr 2023 angekommen ist. Auch wenn Fältskog und ihre ikonische Stimme für immer mit Abba verbunden bleiben werden, zeigt die Schwedin mit solchen Weiterentwicklungen ihrer Solomusik vor allem eines: Reduzieren auf das eine A von Abba, für das sie seit nunmehr rund 50 Jahren steht, lassen sich ihre Musik und sie nicht.
Apropos Abba: Die schwedische Kultband hatte im November 2021 ihr erstes gemeinsames Studioalbum seit fast 40 Jahren herausgebracht. "Voyage" war mit seinem typischen Abba-Sound zwar eine musikalische Rückkehr in die 70er-Jahre, zugleich zeigte die Gruppe aber auch, dass sie auch heute noch an sich und ihre Musik glaubt. Wie Fältskog nun beweist, tut sie das auch als Solokünstlerin. |dpa