Organisatoren zufrieden: Ausstellung zählte rund 3000 Besucher. Festival findet in diesem Sommer wieder in Chemnitz statt und soll 2025 ein Höhepunkt des Kulturhauptstadtjahres werden.
Es war eine Ankündigung, die für Aufmerksamkeit sorgte: Das Chemnitzer Kunstfestival „Begehungen“ präsentiert sich mit einer kleinen Ausstellung während der Biennale Venedig in der Lagunenstadt. Die Biennale, eine der weltweit wichtigsten Ausstellungen für zeitgenössische Kunst, öffnete am 20. April - ebenso der „Desire Lines“-Pavillon mit der von den „Begehungen“ organisierten Schau. Während die Biennale bis November dauert, hatten die Chemnitzer einen Ausstellungszeitraum von zehn Wochen geplant. Der endete am Sonntag. „Wir sind sehr zufrieden“, bilanzierte Frank Weinhold von den „Begehungen“ am Montag.
Wurden zur Eröffnung rund 300 Besucher gezählt, seien dann durchschnittlich 50 pro Tag gekommen, bei fünf geöffneten Tagen pro Woche macht das rund 3000 Besucher. Dazu habe es ein gutes Echo in der Medienlandschaft gegeben: Rund 20 Artikel, beispielsweise in Kunstzeitschriften, aber auch Hörfunkbeiträge seien erschienen. „Das hat Werbung für die Kulturhauptstadt gebracht“, sagt Weinhold. Was ein erklärtes Ziel war: Die „Begehungen“ gehören zum Kulturhauptstadt-Programm, ein Video und ein Aufsteller zu Chemnitz 2025 waren in der Ausstellung zu sehen. Vornehmlich finanziert wurde der Venedig-Auftritt über die Tourismus-Kampagne „So geht Sächsisch“ des Freistaates Sachsen.


Fotografien aus dem Osten Deutschlands
Die „Begehungen“ zeigten eine Auswahl künstlerischer Fotografien von Margret Hoppe, Edgar Leciejewski und Oskar Schmidt, alle Abssolventen der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig.
Die 1981 in Greiz geborene Hoppe fokussiert sich in ihrer in Venedig gezeigten Serie „Die verschwundenen Bilder“ auf Räume, an deren Wänden einst DDR-Auftragskunst zu sehen war; Oskar Schmidt, geboren 1977 in Erlabrunn, stellt die Welt dreier lesender Frauen dar; und Edgar Leciejewski, 1977 geboren in Berlin, beschäftigt sich mit Naturfotografie aus neuer Perspektive.


Der Coup der Ausstellung lag darin begründet, dass der Pavillon gar nicht zur Biennale und deren Ausstellungsgelände an sich gehörte, aber mit der zeitgleichen Eröffnung der Weltkunstschau von deren Aufmerksamkeit und Besucherströmen profitieren wollte.
Die Ausstellung im eigenen Pavillon – ein Ausstellungsraum in einem Hinterhof - hatten die Chemnitzer mit dem 2021 ins Leben gerufenen „Desire Lines“-Netzwerk organisiert, in dem europäische Kunstinitiativen kooperieren. So zeigten im „Desire Lines“-Pavillon neben den „Begehungen“ auch die Initiativen „Proforma“ aus Manchester und „PASE“ aus Venedig künstlerische Positionen.
Zwar gab es auch kritische Stimmen, die meinten, der Ausstellungsraum sei schwer bis gar nicht zu finden gewesen. Laut Weinhold sollte das aber per Karten-App kein Problem gewesen sein. Auch habe man nicht „ab vom Schuss“ gelegen, das offizielle Biennale-Gelände beispielsweise habe sich in der Nähe befunden.
Wie auch immer: Nachdem das in Chemnitz beheimatete Festival „Begehungen“, bei dem jährlich zeitgenössische Kunst in einem leerstehenden Gebäude der Stadt gezeigt wird, in den beiden vergangenen Jahren in die Region gezogen war, kehrt es in diesem Sommer nach Chemnitz zurück.
„Begehungen“ 2024 finden in leerstehendem Schulgebäude in Chemnitz statt
Die Festivalausgaben 2022 im leerstehenden Erzgebirgsbad Thalheim und 2023 im Schlosspalais Lichtenstein sollten die Kulturhauptstadtregion einbinden. Für den organisierenden, in Chemnitz sitzenden Verein „Begehungen“ sei es aber auch ein logistischer Kraftakt gewesen, die Ausstellung in der eher ländlichen Region zu organisieren, sagt Vereinssprecher Lars Neuenfeld.


Auch das sei ein Grund, warum man die diesjährigen „Begehungen“ wieder in Chemnitz zeige: vom 15. bis 23. August im Gebäude der ehemaligen CSM-Schule, dem sogenannten Chemnitzer Schulmodell. Die Kunst werde sich unter dem Titel „Kippeln“ mit dem Thema Protest beschäftigen.
Im Kulturhauptstadtjahr 2025 seien die „Begehungen“ laut Neuenfeld und Weinhold dann als ein Höhepunkt im Bereich der bildenden Kunst geplant. Es werde ein größeres Objekt als sonst bespielt und das auch über einen längeren Zeitraum hinweg. Mehr dazu wolle man aber noch nicht sagen. (kl)