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Borstendorf: Mit großem Tatendrang ins neue Jahr

Schwierige Situationen zu meistern, hat Vanessa Dolge gelernt. Für ihren schwer behinderten Bruder Max ist die junge Borstendorferin immer mit viel Liebe zur Stelle. Auch der anstehende Umbau im Haus der Familie ist für sie kein Problem.

Borstendorf.

Von der aktuellen Erkältungswelle sind die Dolges nicht verschont geblieben. Die Eltern Sven und Gabriela sowie Tochter Vanessa haben die schweren Tage schon hinter sich. Nun hat es aber auch noch Max erwischt, weshalb die Borstendorfer Familie Silvester in kleiner Runde verbringen wird. "Durch das Antibiotikum schläft er quasi durch", sagt Sven Dolge über seinen Sohn, der ohnehin viele Medikamente einnehmen muss.

Eine neuromuskuläre Störung sowie eine stark ausgeprägte Epilepsie bestimmen das Leben des Zehnjährigen, der aufgrund einer Fehlbildung im Gehirn weder selbstständig essen noch laufen oder sprechen kann.

Große Pläne für 2023: Umbau steht an im Hause Dolge

"Es lässt sich trotzdem ein glückliches Leben führen", betont der Vater: "Das ist einfach eine Frage der Organisation." Auf Silvester trifft dies ebenso zu - ein Fest, das sich in gemütlichem Kreis gut feiern lässt. Zumal in der Ruhe bekanntlich die Kraft liegt, und genau die brauchen die Dolges im neuen Jahr. Schließlich haben sie 2023 viel vor. Weil Max immer größer wird und die aktuellen Räumlichkeiten auch hinsichtlich der zur Pflege erforderlichen Technik kaum noch ausreichen, ist ein umfangreicher Umbau am Haus der Familie geplant. "Noch im Januar soll es mit dem Abriss des Anbaus losgehen", erklärt Sven Dolge.

Zum neuen Lebensmittelpunkt soll das Dachgeschoss werden, das der 47-Jährige in Eigenleistung zu einer behindertengerechten Wohnung ausbaut. "Bis zum nächsten Weihnachtsfest soll alles fertig sein", so das ehrgeizige Ziel.

Selbst beim Trockenbau mit anpacken, um dem Vater unter die Arme zu greifen, wird Vanessa Dolge wohl eher selten. Trotzdem tut die 17-Jährige, die gerade eine Ausbildung zur zahnmedizinischen Fachangestellten absolviert, alles, um zu helfen.

 

Schwester Vanessa und ihr besonderes Verhältnis zu Max

Für die Zeit der Arbeiten zu ihren Großeltern im Ort zu ziehen, ist für sie kein Problem. "Sie freuen sich ja auch darüber", erklärt die Berufsschülerin, die es als Schwester von Max gewohnt ist, zu helfen. "Sie unterstützt uns, wann immer es geht", berichtet der Vater. Kommt die 17-Jährige nach Hause, kümmert sie sich beispielsweise um das Windeln ihres Bruders und ums Füttern. "Das mag er besonders. Bis auf Reis und Suppe ist er für alles zu haben", erzählt Vanessa schmunzelnd.

Einen Teil ihrer Freizeit in die Pflege von Max zu investieren, ist für die junge Borstendorferin eine Selbstverständlichkeit. "Ich bin so groß geworden, das stört mich nicht", sagt sie. Trotzdem war es nicht immer leicht. Schwierig wurde es zum Beispiel in der Schulzeit, als Vanessa die Situation allmählich verstand und ihr das schwere Schicksal ihres Bruders klarer wurde. Von Mitschülern blieben Fragen zu Max nicht aus. "So etwas hat mich schon belastet und manchmal auch fertiggemacht." Doch bald schon habe sie verstanden, "dass es einfach so ist und dass man damit klarkommen muss".

Auf die Liebe zu ihrem Bruder habe dessen Behinderung keinerlei Einfluss. "Ich bin froh, dass er da ist", sagt Vanessa, die Max auch ohne Worte so gut versteht wie kaum ein anderer. Von niemandem lasse er sich so gern füttern wie von der Hobby-Tänzerin, die früher mit der Jumpcrew Borstendorf so manchen Auftritt auf die Bühne zauberte. Genauso weiß die 17-Jährige auch, wann es ihrem Bruder nicht so gut geht.

Zum Beispiel, wenn ihm die Urlaubsfahrt nach Kroatien wieder mal zu lang wird: "In seinem Kindersitz wird er dann immer unruhig." Bei ihrer alljährlichen Fahrt zum beliebtesten Reiseziel legen die Dolges dann meist eine Pause in den Alpen ein. Eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden, ist kein großes Problem, denn geschlafen wird nicht in Hotels, sondern im Wohnwagen.

Am alten Auto nagt der Zahn der Zeit: Großes Interesse für die Familie

Auch im kommenden Sommer soll der Weg wieder an die kroatische Küste führen. Womöglich dann sogar in einem neuen Auto, denn am aktuellen Fahrzeug, Baujahr 2008, nagt der Zahn der Zeit. Außerdem wird für den neuen Rollstuhl, den Max bald braucht, der Platz zu knapp. Mithilfe der Aktion "Leser helfen" soll das neue Auto finanziert werden. Wird Vanessa heute auf Max angesprochen, dann hat das meist mit dieser Initiative zu tun. "Mich haben schon einige danach gefragt", berichtet sie. (anr)

www.freiepresse.de/leserhelfen

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