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Borstendorf: Vater saniert Teil des Hauses für seinen schwerstbehinderten Sohn Max

Die schwere Behinderung seines zehnjährigen Sohns veranlasst Sven Dolge zum Umbauen. Bald soll das Haus in Borstendorf optimale Bedingungen für das schwierige Familienleben bieten. Max soll ein großes Zimmer bekommen. Auch ein Außenlift ist vorgesehen. Mit der Aktion "Leser helfen" der "Freien Presse" soll die Familie durch Spendengelder unterstützt werden

Borstendorf.

Wenn sein Job im Chemnitzer Betonfertigteilwerk erledigt ist und Sven Dolge gegen 16 Uhr nach Hause kommt, dann geht seine Arbeit erst richtig los. Noch schnell einen Kaffee trinken und kurz mit Ehefrau Gabriela plaudern, dann führt sein Weg hinauf auf den Boden des Borstendorfer Hauses. Dass dieses bereits 1888 gebaut wurde, sieht man dort an vielen urigen Balken. Doch Dach und die Fenster sind bereits erneuert. Nun widmet sich der 47-Jährige dem Trockenbau und der Dämmung, denn hier entsteht die neue Wohnung für die vierköpfige Familie inklusive des Bereichs für Max. Weil der Zehnjährige schwerstbehindert ist, bekommt er das größte Zimmer - und einen Außenlift.

"Dafür wird der Anbau wieder verschwinden", erklärt Sven Dolge. 1901 waren die zusätzlichen Mauern errichtet worden, hinter denen sich aktuell noch Küche, Bad und Vorsaal der jetzigen Wohnung befinden. Diese wieder verschwinden zu lassen, hat nichts mit der Liebe zur ursprünglichen Architektur zu tun, sondern mit der Liebe zum Sohn. "Max ist gewachsen und er wird weiter wachsen. Dadurch braucht er auch noch mehr Hilfsmittel", erklärt der Vater. Statt in eine behindertengerechte Wohnung nach Chemnitz zu ziehen, entschieden sich die Dolges für die Heimat. Das ist zwar mit enormem Aufwand verbunden, doch als gelernter Konstruktionsmechaniker kennt sich der Vater gut aus. Außerdem hat er jahrelang auf dem Bau gearbeitet, sodass er den Großteil der Arbeiten in Eigenleistung erledigt.

Ganz allein ist Sven Dolge allerdings nicht. "Ich habe Freunde und ehemalige Arbeitskollegen, die mir helfen. Ohne sie wäre das Ganze nicht machbar", sagt der Borstendorfer, der seinen Unterstützern dankbar ist. Mit ihnen kann er Bedingungen schaffen, um das schwere Schicksal für Max erträglicher zu gestalten. Trotz seiner inzwischen zehn Jahre kann der Junge weder sprechen noch laufen oder selbstständig essen. Eine Fehlbildung im Gehirn samt neuromuskulärer Störung und schwerer Epilepsie macht einen normalen Alltag unmöglich. Trotzdem soll das Leben so schön wie möglich werden, weshalb Sven Dolge 2019 mit dem Hausumbau begann. Für die sich schon bald darauf anbahnende Material- und Lieferkrise bewies der Erzgebirger das richtige Gespür. "Ich habe viel gleich auf einmal bestellt, sodass wir etwa 90 Prozent des nötigen Materials zur Verfügung haben", berichtet er.

Auch in Sachen Lift machte sich Sven Dolge frühzeitig Gedanken, wobei zunächst die passende Lösung gefunden werden musste. Ein Treppenlift stand auch zur Debatte, wurde aber dann gestrichen, weil er nur den Rollstuhl von Max nach oben transportiert hätte. "Es gibt aber noch viele andere Gerätschaften, die wir jeden Tag brauchen", erklärt der Vater. Das Behinderten-Kinderbett, das bald gegen ein größeres getauscht werden muss, gehört ebenso dazu wie das Stehbrett, das den Sohn für eine gewisse Zeit in eine aufrechte Position bringt. Nicht zu vergessen das Atmungsgerät. Bei epileptischen Anfällen wird es ebenso gebraucht wie jede Nacht fürs Schlafen, da die Atmung von Max ab und zu aussetzt. "Aktuell holen wir solche Sachen immer raus und räumen sie dann wieder weg", berichtet Sven Dolge. In der neuen Wohnung soll alles seinen festen Platz haben.

Um die Technik problemlos transportieren zu können und vor allem Max schnell in seine Wohlfühloase bringen zu können, entschieden sich die Dolges letztlich für einen Außenlift. Angebote dafür liegen schon länger in der Schublade. Wie der enorme Preis bezahlt werden soll, weiß der Familienvater noch nicht. Doch zunächst gibt es wichtigere Dinge zu erledigen, denn innerhalb des kommenden Jahres soll das Dachgeschoss komplett ausgebaut sein. "Unser Ziel ist, dass wir das nächste Weihnachtsfest in der neuen Wohnung feiern", sagt der Borstendorfer. Alles soll dann so modern und sicher eingerichtet sein, dass auch die Mutti ruhige Nächte erlebt. "Momentan lässt sie da keine Luft ran", sagt der 47-Jährige über den Umstand, dass Max jede Nacht im Schlafzimmer der Eltern verbringt. Oben soll er in seinem eigenen Zimmer schlafen. (anr)www.freiepresse.de/leserhelfen

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