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Nach Querschnittslähmung: Schlagersänger erfüllt sich Traum in Mittweida

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Der Sänger Rene Rumberger möchte die Bürkel-Halle in Mittweida und den "Goldenen Löwen" in Hainichen füllen. Für den 44-Jährigen ist das nach Corona und einer Borrelioseerkrankung ein Neuanfang.

Mittweida.

Es begann mit einem harmlosen Insektenstich. Genauer konnte es sein Hausarzt damals nicht einordnen, sagt René Rumberger, als er ihn 2014 konsultierte. Er spürte kein Jucken, sondern ein "ganz ekliges Brennen". Es war im Juni, kurz vor einem Auftritt mit einer Feuershow in Leipzig. Irgendetwas musste an seinem Bein hochgekrabbelt sein. "Ich habe das gar nicht ernst genommen", sagt der 44-Jährige.

Acht Wochen lang tingelte er von Arzt zu Arzt, weil er wissen wollte, was mit ihm los ist. Ein Ostseeurlaub mit seiner damaligen Frau brachte keine Erholung, er fühlte sich abgeschlagen, hatte Kopfschmerzen als hätte er eine Grippe. Von "jetzt auf gleich" hatte er Bewegungseinschränkungen. "Das könnten Borrelien sein", vermutete der Vertreter seines Hausarztes. Ein Blutproben-Befund ließ 14 Tage auf sich warten, dann hatte er Gewissheit: Eine Zecke hatte ihn mit den Bakterien infiziert. Doch statt ihm Antibiotika zu verschreiben, vertraute der Arzt auf die Immunkräfte seines Patienten. "2014 war Borreliose für die meisten Ärzte noch ein rotes Tuch", sagt Rumberger.

Diagnose: Lyme-Borreliose

Seine "Tippeltappeltour" zu Fachärzten ging weiter, die diagnostizierten mal Multiple Sklerose, mal Alzheimer, nur nicht Borreliose. "Nervenspezifische Krankheiten", sagt er, "weil Borrelien das Nervensystem angreifen." Auf Facebook fand er Menschen mit ähnlichen Symptomen, es half ihm, aus einem Loch herauszukommen, sagt er. Auch seine jetzige Partnerin fand er hier, inzwischen leben sie in Seelitz bei Mügeln. Über das Internet bekam er auch die Adresse eines Facharztes in Rheinbach bei Bonn. "Ich war noch gar nicht richtig in der Praxis drin, da hatte er die Symptomatik erkannt. Da saß ich schon im Rollstuhl", erzählt er.

Die Medikamente, die es damals für eine Langzeitbehandlung gab, waren noch unzureichend erforscht und wurden nicht von der Krankenkasse getragen. "Ich dachte, die 6000 Euro hast du nicht, also musst du es hinnehmen", sagt er. Physiotherapien und Reha-Maßnahmen halfen, seinen Zustand zu stabilisieren und mit der Krankheit zu leben. "Die ist nicht weg und kann immer wieder ausbrechen", beschreibt er. "Die Borrelien setzten sich fest. Es ist wie eine tickende Zeitbombe." Die bescherte ihm eine inkomplette Querschnittlähmung. Wenn sein Körper streikt, sei er kaum noch aufnahmefähig, könne nur noch liegen.

Trotzdem möchte er wieder auf der Bühne stehen: Das hatte er bereits als Zirkusdirektor, Puppenspieler, Schausteller in seinem früheren Leben, nach Corona wollte er sich jedoch auf das Wesentliche konzentrieren: "Das, was ich immer machen wollte." Dass er auf der Bühne stehen kann, machen Spezial-Orthesen möglich, die mikroprozessor-gesteuert seine Füße bewegen lassen. Sie überbrücken die Schäden, die er hat, und lassen ihn laufen. "Habe ich sie nicht an, sitze ich im Rollstuhl", sagt er.

Schlager-Tour führt durch Mittweida und Hainichen

Musik und Schlager waren auch schon Teil, als er noch Zirkusvorstellungen gab. Nun tourt er mit einem knapp zweistündigen Programm durch die Region. Am 25. Februar will er damit ab 15 Uhr die Bürkel-Halle in Mittweida füllen, tags darauf den "Goldenen Löwen" in Hainichen. Um den Auftritt in Mittweida mache er sich noch Sorgen, bis jetzt sei noch nicht eine Karte verkauft, die es im Bürger- und Gästebüro für etwa 15 Euro gibt.

Werbung, Gema-Gebühren und Hallenmiete - warum wagt er überhaupt dieses Risiko? Es ist ein lang gehegter Traum, erzählt er. Bereits früh hatten Lehrer sein Gesangstalent entdeckt, wollten ihn gar bei den Thomanern vorstellen. "Aber meine Eltern wollten das nicht", sagt er. Dieser Traum platzte, aber deshalb gab er die Musik nicht auf, machte nebenher eine Gesangsausbildung. Die Musik steht bei "Fantastikus - Die Show" im Mittelpunkt. Rumberger singt Titel von Freddy Quinn, Bata Illic oder auch Udo Jürgens. Schlagerlieder aus den 1960er- und 70er-Jahren, mit denen er aufgewachsen ist. Bewusst nichts Moderneres oder gar aus der Ballermann-Sparte. "Ein bisschen Seriosität will ich mir erhalten", sagt er.