QR Code
Jetzt App herunterladen!
Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen
Berlin im März 2015 (v.l.): Christian Liebig, Martin Becker, Claudius Dreilich, Bernd Römer und Michael Schwandt posieren anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Rockgruppe.
Berlin im März 2015 (v.l.): Christian Liebig, Martin Becker, Claudius Dreilich, Bernd Römer und Michael Schwandt posieren anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Rockgruppe. Bild: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa
Panorama

Nach Rauswurf bei Karat: Christian Liebig spricht von Mobbing

Insgesamt 36 Jahre lang war Liebig Bassist bei Karat - Ende 2022 plötzlich der große Knall. Nun spricht er offen über seinen Rauswurf.

Berlin.

Die Band Karat war eine der erfolgreichsten Musikgruppen der DDR, schrieb mit „Über sieben Brücken musst Du gehen“ Musikgeschichte. Im Jahr 1986 stieg Christian Liebig als Bassist ein, spielte dort Jahrzehnte.

Ende 2022 war dann plötzlich alles vorbei, Liebig wurde rausgeworfen. Nach 36 Jahren. Die Sache ging vor Gericht. Nun hat sich der 69-Jährige ausführlich dazu geäußert.

So sprach er etwa über einen gerichtlichen Vergleich am 7. Oktober dieses Jahres. Die Richterin habe ihm klar gemacht, dass Liebigs Rauswurf aufgrund einer Aussage von ihm gerechtfertigt sei: „Bei einer internen Bandbesprechung hatte ich gesagt, die Band agiere wie eine Sekte.“ Das sei eine Beleidigung und somit ein Grund für den Ausschluss gewesen, so der Ex-Karat-Bassist im Gespräch mit dem Portal Deutsche Mugge.

Liebig steht zu Sekten-Aussage

„Dass ich diese Äußerung erst nach meinem Ausschluss getroffen habe, war für sie irrelevant. Dann sagte sie noch, dass wir es gerne auf ein Urteil ankommen lassen könnten, gegen das wir dann in Berufung gehen könnten. Das wäre dann beim Kammergericht und da könnte es mit einem Termin bis zu zwei Jahren dauern.“ Die Richterin habe Druck in Richtung beider Parteien aufgebaut, um damit einen Vergleich zu erzwingen.

Zu der Sekten-Aussage stehe Liebig nach wie vor: „Wie ein anderer Kollege mal sagte: ‚Es gibt keine Gründe für den Rauswurf, nur Befindlichkeiten.‘“

Der 69-Jährige habe ernsthaft überlegt, in die nächste Instanz zu gehen - vors Kammergericht. Das hätte aber wegen der Terminsituation der Gerichte nochmal zwei Jahre Wartezeit bedeutet. „Und irgendwann will man ja auch mal abschließen.“

Lage verschlechterte sich ab 2016

Die Situation bei Karat habe sich für Liebig seit 2016 merklich verschlechtert: „Es fing mit kleinen Dingen an und steigerte sich über die Jahre mehr und mehr, bis es am Ende unerträglich wurde.“ Der 69-Jährige ernüchtert: „Und wenn man dann anfängt, sich zu wehren, ist man noch mehr der Böse.“

Sein Verhältnis zu Frontmann Claudius Dreilich, Sohn des langjährigen Karat-Leadsängers Herbert Dreilich, empfand er als sehr freundschaftlich: „Er hatte schon vor seinem Einstieg bei Karat einen Schlüssel zu meiner Wohnung. Immer wenn er in Berlin war, hatte er damit einen Anlaufpunkt und eine Schlafmöglichkeit. Und als er dann nach Herberts Tod unser neuer Sänger wurde, zog er erst einmal ganz bei mir ein. Meine Freundlichkeit und auch Arglosigkeit ihm gegenüber sind mir dann später massiv auf die Füße gefallen.“

Dreilich: Liebig kein guter Bassist

Wie genau? „Er fing unter anderem damit an, anderen zu erzählen, ich sei kein guter Bassist und meine Leistung würde immer schlechter werden.“ Zudem würde man gute Bassisten an jeder Ecke finden. „Und es wurde ziemlich früh klar, dass er sich zum Bandchef berufen fühlte. Da war schon zu erkennen, wo die Reise möglicherweise hingehen könnte.“

Später sei gegen den 69-Jährigen intrigiert worden: „Es wurde irgendwann normal, mich als trottlig oder vergesslich hinzustellen, meine Meinung wurde nicht mehr ernstgenommen oder ich wurde erst gar nicht gefragt. Zum Schluss wurde ich nicht mal mehr über Vorgänge informiert oder nur, wenn es unbedingt notwendig war. Jeder Fehler auf der Bühne war meiner, auf diesem Niveau halt. Klassisches Mobbing sozusagen.“

Liebig habe versucht, „das irgendwie wegzustecken, es hat mich aber doch regelrecht krank gemacht“. Im Gespräch verrät er: „In der Zeit, in der keine Konzerte stattfanden und alle Urlaub machten, entlud sich das bei mir körperlich. Ich hab mich komplett auf den Kopf stellen lassen, aber es wurde kein Grund dafür gefunden. Das war alles psychosomatisch, das weiß ich heute.“

Auch gegen Ehefrau intrigiert

Ab 2020 sei auch Liebigs Ehefrau Jana zur Zielscheibe geworden, sie kümmerte sich um den Webauftritt der Band sowie den Fanartikel-Verkauf. Der Musiker spricht von einem schleichenden Prozess: „Aber so nach und nach wurde halt klar, dass etwas vor sich geht. Es wurde ihr so schwer wie möglich gemacht.“

Von sich aus habe sie nicht kündigen wollen: „Sie saß ja auf einem Riesenberg mit Merchandise-Artikeln, die sie alle selber vorfinanziert hatte. Da steckten zigtausend Euro drin. Zu Hause stehen immer noch Kisten voller Shirts, die sie nicht mehr verkaufen darf.“

Letztes Konzert: Karat feierte ohne Liebig

Im September 2022 war es dann soweit: Sänger Claudius Dreilich teilte Liebig in Absprache mit Bernd Röhmer (Gitarre) und Martin Becker (Keyboard) mit, dass er nicht mehr mit dem 69-Jährigen arbeiten könne. Derweil war Schlagzeuger Michael Schwandt gegen das Vorgehen.

Einen Tag vor Liebigs 68. Geburtstag spielte er schließlich sein letztes Konzert. „Es war alles schon irgendwie tot in mir. Ich hab meinen Stiefel runtergespielt, hab danach meine Sachen gepackt, hab mich noch von den Technikern verabschiedet und bin nach Hause gefahren.“ Die drei anderen Musiker hätten in der Garderobe in seinem Beisein ganz offensiv gefeiert. (phy)

© Copyright Chemnitzer Verlag und Druck GmbH & Co. KG
Das könnte Sie auch interessieren
24.11.2024
4 min.
Karat lassen ihre Fans in Zwickau in Erinnerungen schwelgen
Claudius Dreilich ist mit Karat in Zwickau aufgetreten.
Sie gehören zu den ältesten und erfolgreichsten Rockbands Deutschlands. Am Freitag spielte Karat in der Neuen Welt. „Über sieben Brücken“ gingen sie mit ihren Fans gemeinsam.
Torsten Piontkowski
03.12.2024
1 min.
Erzgebirge: Wichtelwerkstatt öffnet
An zwei Nachmittagen ist in Dittmannsdorf die Wichtelwerksatt geöffnet. Dabei wird unter anderem gebacken.
Im Gornauer Ortsteil Dittmannsdorf kann an zwei Nachmittagen gebastelt und gebacken werden.
Babette Zaumseil
02.12.2024
4 min.
Nach „D-Day“-Debakel: Lindner ätzt bei Miosga wegen ihres Habeck-Interviews
ARD-Talkerin Caren Miosga (l.) hatte am Sonntag FDP-Chef Christian Lindner (r.) zu Gast in ihrer Sendung.
Die vergangenen Wochen waren für die FDP mehr als turbulent. Erst flog die Regierungs-Koalition auseinander, dann kam ein Papier an die Öffentlichkeit, in dem es ums Ampel-Aus ging. Parteichef Christian Lindner war nun bei Caren Miosga zu Gast, beide gerieten immer wieder aneinander.
Patrick Hyslop
02.12.2024
3 min.
„Es ist so schade“ – Geschwister aus dem Erzgebirge müssen Gaststätte am Fichtelberg aufgeben
Sandra Högen wollte mit ihrem Bruder im Oberwiesenthaler Bahnhofsbistro neu durchstarten. Daraus wird nun nichts.
Erst vor wenigen Monaten haben Bruder und Schwester einen Neuanfang im Bahnhofsbistro in Oberwiesenthal gewagt. Nun wird ein neuer Pächter gesucht. Warum die Einkehr trotzdem geöffnet bleibt.
Kjell Riedel
11:00 Uhr
3 min.
Dramatische Minuten auf Weihnachtsmarkt in Meerane: Helfer müssen Mann auf Teichplatz reanimieren
De Weihnachtsmarkt war an drei Tagen ein Besuchermagnet. Am Samstagabend gab es einen medizinischen Notfall auf dem Teichplatz.
Medizinischer Notfall überschattet Budenzauber: Die Feuerwehr hat ein sechsköpfiges Team von einer Unfallstelle auf den Weihnachtsmarkt geschickt. Was Stadt und Mediziner zur Rettungskette sagen.
Holger Frenzel
03.12.2024
2 min.
Otto-Dix-Haus wird für den Besucherverkehr geöffnet
Das Geburtshaus von Otto Dix öffnet wieder für den Besucherverkehr.
Mehrere Monate war das Geburtshaus von Otto Dix in Gera für Besucher geschlossen. Nun kann man dort eine neue Ausstellung sehen. Es geht um eine bestimmte Schaffensphase.
Mehr Artikel