Bombenfunde an der Carolabrücke: Findet Dresden keine Baggerfahrer mehr?
Immer wieder verzögern sich die Abrissarbeiten in Dresden wegen Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg. Das macht die Baggerfahrer vor Ort offenbar nervös. So geht es nun an der Elbe weiter.
Dresden.Seit September liegen Trümmer der teilweise eingestürzten Carolabrücke in der Elbe, die Abrissarbeiten geraten immer wieder ins Stocken. Etwa wegen der Bombenfunde der letzten Wochen. Nun bringen die ein weiteres Problem.
Anfang Januar wurde der erste Blindgänger an der Brücke entdeckt. Für die Entschärfung mussten 10.000 Menschen in Dresden evakuiert werden. Doch schon Anfang dieser Woche herrschte wieder Bombenalarm an der Carolabrücke: Am Montag sowie am Dienstag mussten die Kampfmittelspezialisten erneut ausrücken.
Carolabrücke mit Blindgängern sprengen?
Diesmal wiesen die Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg jedoch keine Zünder mehr auf, waren wohl bereits nach der Bombardierung Dresdens im Februar 1945 direkt entschärft worden. Ob sie damals einfach in der Elbe entsorgt wurden oder dabei helfen sollten, die Carolabrücke angesichts der vorrückenden Roten Armee in die Luft zu jagen? Unklar.
Was jedoch klar ist: Die wiederholten Bombenfunde machen die Baggerfahrer mehr als nur nervös. Das wurde jetzt im Bauausschuss der Stadt deutlich. Am Mittwoch stellten sich Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) und Simone Prüfer, Amtsleiterin im Straßen- und Tiefbauamt, den Fragen der Ausschussmitglieder. Wie die „Sächsische Zeitung“ berichtet, ging es gleich zum Anfang um die Baggerfahrer.
Keine Baggerfahrer „aus gegebenem Anlass“
„Wir haben die Arbeiten auf Altstädter Seite heute eingestellt“, so Prüfer. „Wir müssten zwar noch Material abtransportieren, aus gegebenem Anlass finden sich aber keine Baggerfahrer.“ Nach den wiederholten Bombenfunden am dortigen Ufer wenig verwunderlich. Konsequenz: „Wir lassen die Haufen dort erst einmal so liegen.“ Die Stadt akzeptiere dies, erklärte Prüfer. Und: „Es ist menschlich nachvollziehbar, wenn immer wieder solche Funde kommen.“ Nun werde auf der gegenüberliegenden Neustädter Seite damit begonnen, eine Baustraße in die Elbe aufzuschütten.
Das Baggerfahrer fehlen und aus Angst vor möglichen weiteren Bombenfunden nicht weitermachen wollten, bestritt jedoch am Donnerstag ein Sprecher der mit den Arbeiten betrauten Abbruchfirma. Dies treffe nicht zu, entsprechende Berichte seien falsch. Nach Angaben des Sprechers seien nun Fachleute des Kampfmittelbeseitigungsdienstes bei den Baggerarbeiten dabei. „Sie stehen den Kollegen beratend und technisch zur Seite.“
So geht es nun weiter
Prüfer hatte im Bauausschuss bereits die nächste Verzögerung angekündigt: „Wir haben für uns zudem entschieden, dass es vor dem 13. Februar keine Eingriffe in die Elbe mehr geben wird. Es wird nicht mehr versucht, dort etwas herauszuholen.“ Nur die Baustraße werde errichtet. Offenbar hat man Sorge, dass weitere Blindgänger zutage kommen könnten, und will verhindern, dass es zu Evakuierungen während der Gedenkveranstaltungen für die Opfer der alliierten Bombenangriffe auf Dresden kommt.
Die Stadt war vom 13. bis 15. Februar 1945 von Royal Air Force sowie US Air Force am Tag und in der Nacht attackiert, mit Spreng- und Brandbomben sowie Luftminen weitgehend in Schutt und Asche gelegt worden. Bis zu 25.000 Menschen starben.
Die Abrissarbeiten am teilweise noch in der Elbe liegenden Brückenzug C werden die Arbeiter laut Prüfer noch eine Weile beschäftigen: „Wir gehen davon aus, dass wir auf jeden Fall bis Ende März zu tun haben.“ (phy/dpa)