Das Frühjahr 2025 ist bislang deutlich zu trocken, kaum Regen fällt vom Himmel. Legt sich nun auch noch eine Hitzeglocke über Deutschland?
Droht uns diesen Sommer tagelange Hitze über 40 Grad und kein Regen weit und breit? Im Netz überschlagen sich derzeit die Meldungen diesbezüglich – auch von einem Jahrhundertsommer ist die Rede.
Doch was ist da dran? Klar ist: Das Jahr 2025 ist bislang zu trocken. Das zeigt etwa der Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung, der Deutschland derzeit zu großen Teilen in bedrohlichem Rot abbildet. Aber auch der Blick vor die Haustür genügt: ausgetrocknete, steinharte Böden. Sobald ein Traktor übers Feld fährt, staubt es. Und nicht zuletzt ist auch die Sorge vor Waldbränden derzeit Thema - im Norden Sachsens herrscht derzeit mittlere Gefahrenstufe.
Trockenstes Frühjahr in Deutschland und Sachsen
Im Gespräch mit der „Freien Presse“ wird Diplom-Meteorologe Dominik Jung deutlich: „Von Niederschlag her kann man jetzt schon sagen: Es ist das trockenste Frühjahr seit Beginn der Wetteraufzeichnung in Deutschland.“
Im Schnitt fielen im März, April und Mai 58 Liter Regen pro Quadratmeter. Normal wäre zwischen 160 und 170 Liter. Was die Temperaturen anbelangt: Die mittlere Temperatur liegt bislang bei 8,9 Grad. „Also ungefähr das, was man eigentlich erwartet.“
In Sachsen fielen in der Zeit 67 Liter Regen pro Quadratmeter vom Himmel. Zum Vergleich: Im bislang trockensten Frühjahr des Freistaats (2022) waren es noch 86 Liter. Zwar stehen uns in Sachsen Ende dieser Woche wohl Schauer ins Haus. „Aber das wird nicht reichen, um die Zahlen flächendeckend nochmal nach oben zu ziehen.“ Fazit auch für den Freistaat: Die Temperaturen - im Mittel 8,4 Grad - sind unbedenklich, aber es fällt besorgniserregend wenig Niederschlag.
Sachsen: Kaum Regen in Sicht
Beim Blick auf die ausgetrockneten Böden und in den blauen Himmel fragt sich so mancher: Ist denn flächendeckend Regen in Sicht? Der Meteorologe winkt ab, verweist auf die Schauer am Donnerstag, Freitag und Samstag. Bis Sonntag könnten im Raum Chemnitz drei bis sechs Liter Regen pro Quadratmeter fallen. „Im westlichen Sachsen haben wir eher Getröpfel, bis einen Liter.“


Also alles andere als genug. „Das wird wahrscheinlich direkt aufgenommen von den Pflanzen, das kommt gar nicht erst tief ins Erdreich hinein.“ Was es jetzt bräuchte: „Vier bis sechs Wochen lang ergiebigen Landregen, sodass alles durchnässt wird und das Wasser in tiefe Erdbodenschichten einziehen kann.“ Problem: Solch ein ergiebiger, langanhaltender Regen ist nicht in Sicht.
Dafür machen Meldungen die Runde, dass dieser Sommer sehr trocken und sehr heiß werden soll, mit Höchstwerten jenseits der 40 Grad. Vom Jahrhundertsommer ist gar die Rede. „Das ist ja im Grunde jedes Jahr die gleiche Schlagzeile“, so Jung am Telefon.
Sommer 2025: 40 Grad plus X „frei erfunden“
Der Meteorologe stellt klar. „Es gibt momentan kein Modell, das einen extremen Hitze-Sommer voraussagt, mit 40 Grad plus X.“ Längerfristige Wettermodelle könnten keine absoluten Höchstwerte abgeben. „Diese versuchen nur abzuschätzen: Kann eine Jahreszeit kälter, wärmer, trockener oder nasser ausfallen als im langen Klimamittel?“ Solche Modelle könnten jedoch nicht vorhersagen, dass es einen extremen Sommer mit über 40 Grad gebe. Jung wird deutlich: „Das ist einfach frei erfunden.“
Zwei Wettermodelle sind mit Blick auf den Sommer 2025 wichtig: das des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF) sowie das US-amerikanische Climate Forecast System (CFS). Die beiden geben jeweils unterschiedliche Sommerprognosen ab.
Das sagen die Wettermodelle
„Das europäische ECMWF sagt, für Juni, Juli und August es könnte wärmer und auch trockener als üblich“, erklärt Jung. „Wir wissen aber nicht: Gibt es 35 Grad in der Spitze? Oder 40?“ Nur, dass es wohl eher ein warmer und trockener Sommer werde.
Anders das CFS der Amerikaner: „Dessen Prognose besagt, der Sommer soll normal bis leicht zu warm ausfallen und eher zu nass. Also das Gegenteil des ECMWF.“ Deswegen sei es viel zu früh, um einen Hitzesommer auszurufen oder gar Temperaturen von 40 Grad in die Welt hinauszuposaunen. Der Meteorologe bezeichnet entsprechende Meldungen als Clickbaiting, mahnt: „Das hat überhaupt keinen seriösen Hintergrund.“
Lässt sich denn überhaupt seriös einschätzen, wie der diesjährige Sommer ungefähr verlaufen wird? „Nein.“ Im Juni könne man die nächsten zwei Wochen vorhersagen. „Mitte Juli dann die nächsten zwei Wochen bis Anfang Juli“, und so weiter. Jung betont: „Man kann nicht zu einem Zeitpunkt X sagen ‚Der Sommer wird so und so‘. Man muss einfach abwarten, wie er wird.“
Hitze und Trockenheit oder Schwüle und Gewitter?
Und seine Einschätzung zum Sommer 2025: Kommt genug Regen, um die trockenen Böden zu durchfeuchten? „Wenn sich die aktuelle, trockene Wetterlage fortsetzt, mit dieser stabilen Hochdruckwetterlage, die sämtlich Tiefs von uns fern hält, dann haben wir schlechte Karten.“ Denn: „Wir haben eine extrem schlechte Ausgangslage.“


Jung verweist auf das letzte große Dürrejahr 2018. „Damals waren Sommer und Herbst extrem trocken.“ Jedoch sei das Frühjahr damals ausgeglichen gewesen. „Da gab es noch keine große Dürre und Trockenheit im Erdboden. Jetzt aber schon. Wenn wir jetzt mit der aktuellen Ausgangslage in einen trockenen Sommer gingen, das wäre natürlich fatal – etwa für Landwirte, Hobbygärtner und Tiere.“ Der Wetter-Experte spricht vom Worst Case.
Denkbar wäre aber natürlich auch – gemäß dem CFS-Modell – ein zwar schwül-warmer, aber verregneter und ein bisschen tropischer Sommer mit Gewittern. „Das ist auch nicht gerade angenehm. Da hat es dann vielleicht ‚nur‘ 25 Grad, aber eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit. Man schwitzt die ganze Zeit vor sich hin und nachmittags gibt es heftige Gewitter, Unwetter und Schäden.“ Zudem sei der Starkregen für die trockenen Böden auch nicht hilfreich: „Wenn da innerhalb einer halben Stunde 50 Liter Regen fallen, das fließt alles weg. In den Boden zieht das meistens nicht ein.“
Was nun aber tatsächlich auf uns zukommt, bleibt abzuwarten: „Da ist noch alles offen.“ (phy)