Ryanair ist wegen der hohen Standortkosten aus Leipzig und Dresden weg, andere Fluggesellschaften haben zig Verbindungen nach Deutschland gekappt. Für Urlauber und Vielflieger aus Sachsen gibt es aber eine günstige Alternative.
Auf die Frage nach den Gründen für den Rückzug seiner Airline wurde Deutschlands Ryanair-Manager Marcel Meyer kürzlich sehr deutlich: „Wir sind an über 230 Flughäfen in 37 Ländern aktiv. Warum sollten wir uns mit Leipzig oder Dresden herumschlagen (...), wenn wir andernorts profitabler arbeiten können?“, sagte er. Andere Fluggesellschaften wie Condor oder Eurowings haben mit dem Sommerflugplan ebenfalls ihre Verbindungen ab und nach deutschen Airports stark ausgedünnt - wegen der hohen Standortkosten. Das gelte auch für Nürnberg, sagte dessen Geschäftsführer Michael Hupe am Dienstag.
An- und Abflug in Deutschland fast dreimal so teuer
Alle drei Airlines begründen die Streckenstreichungen mit den im Vergleich zu anderen europäischen Ländern übermäßig hohen Steuern und Gebühren in Deutschland. Laut Flughafenverband ADV sind zum Beispiel für einen Kurz- oder Mittelstreckenflug mit einem Airbus 320-20 für An- und Abflug im europäischen Ausland durchschnittlich nur 1298 Euro an Luftverkehrsteuer, Luftsicherheitsgebühren und Flugsicherungsgebühren fällig, also fast dreimal weniger als in Deutschland. Ähnlich sieht dieser Kostenunterschied auch bei Langstreckenflügen mit einer Boeing 787-9 aus. Da ist es für die Fluglinien lukrativer, Starts und Landungen ins benachbarte Ausland zu verlagern, weil sie dort zu etwa gleich hohen Ticketpreisen wie in Deutschland deutlich höhere Renditen erzielen. Laut Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) hinkt Deutschland beim Flugangebot deshalb weiter dem Niveau von 2019 hinterher. Im Vergleich zum letzten Vor-Corona-Jahr würden derzeit bei Flügen von und nach Deutschland 86 Prozent der Sitzplätze angeboten, heißt es. Europaweit werde dagegen das Niveau von 2019 knapp übertroffen.
Flughafen Prag profitiert von Flugverlagerungen
Einer der Airports, die von den hohen Gebühren in Deutschland profitieren, ist der Prager Flughafen Václav Havel. Fast wöchentlich heben inzwischen vor dort Fluggesellschaften zu neuen Ziele ab. So hat Air Canada nach fünfjähriger Pause am vergangenen Freitag seine Nonstop-Flüge zwischen Toronto und Prag offiziell wieder aufgenommen und damit eine wichtige Flugverbindung zwischen Kanada und der Tschechischen Republik wiederhergestellt. Eingesetzt wird auf dieser Strecke ein Airbus A330-300, der bis zu 297 Passagiere befördern kann. Die Flüge starten sonntags, dienstags und freitags von Toronto, die Rückflüge von Prag montags, mittwochs und samstags. In Toronto gibt es nahtlose Anschlussverbindungen zu anderen großen kanadischen Städten wie Montreal, Vancouver, Calgary und Winnipeg. Auch Weiterflüge in die USA, nach Mexiko und in die Karibik sind von dort aus problemlos möglich. „Wir gehen davon aus, dass die Strecke in diesem Jahr rund 25.000 Passagiere in beide Richtungen befördern wird“, sagte Jiří Pos, Vorstandsvorsitzender des Flughafens Prag.
Diese Traumziele sind ab Prag neu zu erreichen
Die Wiederaufnahme dieser Verbindung nach Kanada zeigt: Die Nachfrage nach internationalen Flügen ist nach der Corona-Flaute wieder stark gestiegen. Sowohl Geschäfts- als auch Urlaubsreisen boomen. Der Prager Flughafen bedient inzwischen wieder mehr als 165 Ziele weltweit und festigt damit seine Position als wichtiges Drehkreuz in Mitteleuropa. Neben der Reaktivierung der Air-Canada-Strecke gibt es seit Kurzem auch noch eine weitere Handvoll an neuen Direktflügen. So fliegt etwa Etihad Airways seit dem 2. Juni jetzt viermal wöchentlich mit einer Boeing 787 nach Abu Dhabi in die Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate. Air Montenegro hebt bereits seit dem 1. Mai 2025 bis zu dreimal in der Woche nach Podgorica ab, mit Ryanair geht es schon seit dem 30. März neu ins norditalienische Triest. Air Baltic steuert seit dem 22. Mai 2025 zweimal pro Woche mit einem Airbus A220 die Hauptstadt Litauens Vilnius an. Auf schon bestehenden Strecken haben zudem zwei weitere Fluggesellschaften den Betrieb aufgenommen. So fliegt Asiana Airlines nun dreimal in der Woche nach Seoul. Condor hingegen bietet täglich Flüge zwischen Prag und dem wichtigen deutschen Drehkreuz Frankfurt am Main an. Direktverbindungen zu Städten wie New York, Dubai, Doha, Seoul, Peking, Taipeh und Riad hatte es ohnehin schon gegeben.
Sinken jetzt die internationalen Ticket-Preise?
Branchen-Experten erwarten unterdessen eine weitere Zunahme des Langstreckenflugverkehrs. Da Fluggesellschaften ihr Netz wieder ausweiten und zuvor ausgesetzte Strecken wieder eröffnen, könnten sich Passagiere weltweit auf mehr Auswahl, mehr Anschlussflüge und tendenziell fallende Ticketpreise für internationale Verbindungen freuen, heißt es.
Luftfahrtbranche in Deutschland fordert Kostenentlastungen
Die Luftverkehrsbranche in Deutschland erhofft sich hingegen nun von der neuen Bundesregierung finanzielle Erleichterungen. Der Standort Deutschland müsse wieder attraktiver werden, insbesondere im europäischen Vergleich, sagte BDS-Geschäftsführer Joachim Lang am Dienstag. Eine der Kernforderungen des Verbands: die Abschaffung der Luftverkehrssteuer. Alternativ wäre laut BDL auch eine deutliche Reduzierung der Kosten für Luftsicherheit und Flugsicherung denkbar. (juerg/dpa)