Gasnetzentgelte steigen: Darauf müssen sich Kunden in Sachsen jetzt einstellen
Zahlreiche Gaskunden in Sachsen werden ab dem kommenden Jahr mehr bezahlen müssen. Es gibt aber Ausnahmen.
Chemnitz.Die meisten Haushalte in Sachen heizen nach wie vor mit Gas. Die gute Nachricht: Aktuell sind die Erdgaspreise für die Haushalte in Deutschland weitgehend stabil. Zum Jahreswechsel drohen aber flächendeckend Gaspreiserhöhungen. Grund dafür sind Erhöhungen der Gasnetzentgelte von bis zu 56 Prozent. Das hat eine Untersuchung des Vergleichsportals Verivox der bereits veröffentlichten Gasnetzgebühren für das Jahr 2025 ergeben.
Bisher liegen Verivox die Netzbetreiberdaten für mehr als die Hälfte (60 Prozent) der Haushalte in Deutschland vor. Der durchschnittliche Anstieg beträgt demnach aktuell rund 23 Prozent. Das sind laut Verivox Mehrkosten von rund 103 Euro brutto für ein Einfamilienhaus mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden. In der Spitze muss aber sogar mit Mehrkosten in Höhe von bis zu 445 Euro gerechnet werden.
Neue Abschreibungsmöglichkeiten treiben Netznutzungsgebühr in die Höhe
Die Netzentgelte erhöhen sich zumeist wegen neuer Abschreibungsregeln, die es Gasnetzbetreiber ermöglichen, jetzt schon eine eventuelle Stilllegung ihrer Gasnetze ab frühestens 2035 mit einzuberechnen. Die zuständige Bundesnetzagentur hatte im September 2024 dafür grünes Licht gegeben, weil davon auszugehen ist, dass viele Kunden zu anderen Heizungsarten wechseln werden.
Besonders starker Anstieg im Osten Deutschlands
Vor allem in den neuen Bundesländern haben eine Reihe von Gasnetzbetreibern deshalb bereits jetzt starke Erhöhungen ihrer Netzentgelte angekündigt. Der stärkste Anstieg beträgt laut Verivox 56 Prozent, was bei einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden den genannten insgesamt 445 Euro brutto entspricht. Im Durchschnitt werden nach vorläufiger Verivox-Auswertung die Gasnetzentgelte am stärksten in Sachsen-Anhalt (plus 43 Prozent), in Brandenburg (plus 39 Prozent) sowie in Sachsen (plus 34 Prozent) steigen. Konkret bedeutet das: Haushalte in Sachsen müssen nach diesen Zahlen demnächst im Schnitt für die Gasnetzentgelte 201 Euro mehr und damit 737 Euro zahlen. In Sachsen-Anhalt erhöht sich diese Gebühr demnach um 228 auf 735 Euro und in Thüringen um 69 auf 556 Euro.
Wechsel kann sich lohnen
„Da die Gasnetze Monopole und die Netzgebühren staatlich reguliert sind, können sich die Haushalte diesen höheren Kosten nur schwer entziehen, denn die Gasversorger geben die Netzgebühren in der Regel direkt an ihre Kunden weiter“, sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox. „Darum rechnen wir mit steigenden Gaspreisen zum Jahreswechsel. Betroffene Haushalte sollten dann prüfen, ob es einen günstigeren Gasversorger gibt, denn die Preisunterschiede zwischen den Anbietern können über 1000 Euro betragen.“
Sachsenenergie will Preis trotzdem stabil halten
Doch nicht alle Anbieter in Sachsen werden wegen steigender Netzentgelte und höherer CO2-Preise die Tarife erhöhen. Sachsenenergie zum Beispiel übernimmt für Haushalte und Kleingewerbe die Kostensteigerung in Höhe von insgesamt 1,94 Cent pro Kilowattstunde brutto selbst, wie das Unternehmen mitteilt. Für ein durchschnittliches Einfamilienhaus mit einem Jahresverbrauch von 18.000 Kilowattstunden entspricht das demnach einer Ersparnis von rund 350 Euro pro Jahr brutto. „Wir federn alle Mehrkosten ab und leisten unseren Beitrag, damit die Versorgung mit Gas für jeden sächsischen Haushalt erschwinglich bleibt“, sagte Sachsenenergie-Chef Frank Brinkmann. Sachsenenergie ist eigenen Angaben zufolge Ostdeutschlands größter Kommunalversorger und beliefert rund 110.000 Kunden mit Gas.
Envia M will Preis für Endkunden sogar senken
Der ostdeutsche Versorger Envia M kündigt sogar an, die Gesamtkosten für Endkunden zum Jahreswechsel voraussichtlich senken zu können. Zwar erhöht auch Mitnetz Gas, die Tochter des größten ostdeutschen Energieversorgers, die Gasnetzentgelte, wie eine Sprecherin sagt. Und zwar um 57 Prozent für Haushaltskunden und um 52 Prozent für Gewerbe- und Industriekunden.
„Gegenwärtig beobachten wir aber sinkende Marktpreise für Erdgas an den Energiebörsen“, heißt es. Die Netznutzungsentgelte machen nämlich rund zehn Prozent des Gaspreises aus und werden für den Betrieb sowie die Instandhaltung der Leitungen erhoben. Die anderen 90 Prozent setzen sich aus Beschaffung, Vertrieb sowie Steuern und Abgaben zusammen - und die Einkaufspreise sind gesunken. (juerg)