Interesse an Stasi-Akten ungebrochen: Zehntausende forderten 2024 ihre Unterlagen an
Das Ministerium für Staatssicherheit bespitzelte jahrzehntelang die Bürger der DDR, legte kilometerweise Akten an. Auch Jahrzehnte nach der Wende wollen Zigtausende Einblick.
Chemnitz.„Was sammelte die Stasi über mich?“: Auch über 35 Jahre nach dem Mauerfall treibt diese Frage immer noch Zehntausende Menschen jährlich um.
Wie das zuständige Bundesarchiv der Bild-Zeitung mitteilte, gingen im vergangenen Jahr insgesamt 28.571 Anträge auf Einsicht in die Akten des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR ein. Im Jahr 2023 wollten 30.696 Personen wissen, was der Inlandsgeheimdienst über sie angehäuft hatte. Ein Jahr zuvor gingen 29.064 Anträge ein.
7,5 Millionen Anträge seit 1990
„Die Einsicht in Stasi-Unterlagen ist gesamtgesellschaftlich eine Erfolgsgeschichte“, so Bundesarchiv-Präsident Michael Hollmann gegenüber der Zeitung. Insgesamt seien seit Ende 1990 über 7,5 Millionen Anträge zu Stasi-Unterlagen eingegangen.
Im Zuge der Wende hatten DDR-Bürgerrechtler unzählige Karteien, Akten und Datenträger vor der Zerstörung gerettet. Im Bundesarchiv stehen mehr als 111 Kilometer an Stasi-Akten für Recherche zur Verfügung.


Wie das Archiv auf seiner Homepage informiert, wurden davon 51 Kilometer schon durch die Staatssicherheit archiviert. „Weitere 60 Kilometer wurden 1990 unsortiert in den Büros der Stasi gefunden und sind seither zu derzeit 94 Prozent erschlossen.“
Gegenüber der Bild mahnt Präsident Hollmann: „Wir müssen immer wieder an das von den Machthabern der SED-Diktatur und der DDR-Geheimpolizei begangene Unrecht erinnern, gerade in dieser Phase wachsender Verklärung der DDR.“ (phy)