Ermittlern ist ein Schlag gegen die Darknet-Plattform „KidFlix“ gelungen. Auf dieser Seite konnten Videos angeschaut werden, die den sexuellen Missbrauch von Kindern zeigen. Eine Spur führte die Ermittler auch nach Chemnitz.
Schon seit Anfang 2022 hatten die Ermittler die Plattform „KidFlix“ im Visier der Ermittler. Diese Kinderporno-Seite hatte im Darknet nicht nur Downloads angeboten, sondern auch Streams, die den Missbrauch von Kindern zeigen. Zahlungen mit Kryptowährungen brachten die Beamten schließlich auf die Spur.
1393 Tatverdächtige identifiziert
Die Zahlen, die die federführende Generalstaatsanwaltschaft Bamberg und das Bayerischen Landeskriminalamt am Mittwoch zu dieser Plattform mitteilten, sind erschreckend: Mehr als 91.000 Videos und 1,8 Millionen User seit April 2022 weltweit konnten die Ermittler ausmachen – darunter wurden 1393 Nutzer als Tatverdächtige identifiziert.


Schon während der Ermittlungen Kinder in Obhut genommen
Schon während des gesamten Verfahrens schritten die Ermittler sofort ein, wenn Kinder gefährdet waren. Wenn zum Beispiel Minderjährige bei einem Tatverdächtigen wohnten, wurde das den zuständigen Justiz- und Polizeibehörden gemeldet, um unmittelbar geeignete Maßnahmen zum Wohle der Kinder ergreifen zu lassen. Zudem fokussierten sich die Ermittler auf die Identifizierung von missbrauchten Kindern.


Chemnitzer festgenommen
So konnten laut Generalstaatanwaltschaft unter anderem minderjährige Opfer von sexuellem Missbrauch in Nordrhein-Westfalen in Schutz genommen und in Brandenburg identifiziert werden. Ein 36-jähriger Tatverdächtiger wurde im Januar 2024 in Chemnitz festgenommen. Sein minderjähriger Sohn kam in Obhut des Jugendamtes, da Hinweise auf Missbrauch vorlagen. Auch ein 30-Jähriger aus Mittelfranken geriet ins Visier. Bei ihm wurden im Januar 2025 kinderpornografische Inhalte gefunden. Zwei Kinder lebten bei ihm und wurden sofort dem Jugendamt übergeben. Am 10. März 2025 folgte die Festnahme eines 52-Jährigen in Hannover. Bei ihm fanden die Ermittler über 70 Datenträger und eine Sex-Puppe, die den Körper eines kleinen Mädchens nachempfunden war, diverse Betäubungsmittel und Hinweise auf das Betreiben einer Darknet-Handelsplattform für Betäubungsmittel.
US-Bürger in Haft
International wurden Ermittlungen in Zusammenarbeit mit den Niederlanden und der Schweiz geführt. Ein mutmaßlicher Täter wurde in den USA verhaftet. Er soll laut Generalstaatsanwaltschaft ein Wiederholungstäter sein. Ihm wird vorgeworfen, ein Kind mehrfach sexuell missbraucht zu haben. Möglicherweise gibt es weitere Opfer.
Server beschlagnahmt
Den Server von „KidFlix“ haben die Ermittler nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft am 11. März 2025 beschlagnahmt, unterstützt von niederländischen Behörden. Auf dem Server befanden sich demnach zu diesem Zeitpunkt rund 72.000 Videos. Europol übernahm die weltweite Koordination der Operation „OP Stream“ mit Beteiligung von 38 Staaten. In Deutschland fanden in 13 Bundesländern 96 Durchsuchungen statt, darunter auch in Sachsen. In Deutschland wird laut Generalstaatsanwaltschaft bislang gegen 103 Verdächtige ermittelt. „Die Ermittlungen im Gesamtkomplex dauern an, da insbesondere die Betreiber der Plattform bislang nicht identifiziert werden konnten“, so die Generalstaatsanwaltschaft. (juerg)