Mehrere Feuer in längster Platte Sachsens: Mutmaßlicher Serienbrandstifter gefasst
Viermal hat es im Wohnblock „Lange Lene“ in Leipzig gebrannt. Es gab einen Millionenschaden, Verletzte und verängstigte Mieter: Jetzt ist ein Mann unter dringendem Tatverdacht verhaftet worden.
Leipzig.Der mutmaßliche Serien-Brandstifter, der mehrfach Feuer im Wohnblock „Lange Lene“ im Leipziger Stadtteil Probstheida gelegt hat, ist gefasst. Der 40-Jährige sei schon am vergangenen Sonntag beim Besuch von Familienangehörigen in Dresden festgenommen worden, teilte ein Leipziger Polizeisprecher am Dienstagmorgen mit. Demnach handelt es sich bei dem Tatverdächtigen um einen Bewohner der „Langen Lene“. Es sei am Sonntag dem Haftrichter vorgeführt worden. Jetzt sitze der Mann in Untersuchungshaft.
In den vergangenen Monaten hatte es in dem Wohnblock „Lange Lene“ immer wieder gebrannt - zuletzt in der Nacht vom 30. auf den 31. Januar in einem Kellerraum. Zuvor war in diesem Plattenbau am 5. und 6. November 2024 sowie am 2. Dezember 2024 dort Feuer gelegt worden. Mit einem Aufruf in der MDR-Sendung „Kripo live“ war nach Zeugen und Hinweisen auf den Täter gesucht worden.
Bei zwei Bränden im November und Dezember hatte sich starker Qualm über das Treppenhaus und den Lüftungsschacht in die oberen Stockwerke ausgebreitet. „Die größte Gefahr bestand darin, dass die Bewohner den giftigen Rauch im Schlaf einatmen“, erklärte damals Torsten Kolbe, Sprecher der Leipziger Feuerwehr. Mieter mussten deshalb evakuiert werden. Einige Bewohner konnten ihre Wohnungen eigenständig verlassen, anderen mussten die Rettungskräfte helfen. Beide Male erlitten zwei Menschen Rauchgasvergiftungen. Viele Mieter waren besorgt.
Es entstand ein Millionenschaden: Bei beiden Bränden wurden wichtige Versorgungsleitungen im längsten Plattenbau Sachsens zerstört. Viele der knapp 1000 Bewohner des 336-Meter-Wohnblocks hatten unter den Folgen der Brände zu leiden. Die Mieter der „Langen Lene“ sind vornehmlich alt, viele Bewohner waren tagelang ohne Strom, Fernsehen, Internet und Wasser. Die Mieter konnten ihre Toiletten zwar nutzen, mussten dann aber händisch spülen.
Die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft (LWB) reagierte, stellte zusätzlich Toiletten und Duschen vor der Wohnscheibe auf. Beheizte waren allerdings nicht zu bekommen. Trinkwasser gab es für viele Mieter nach den Bränden erst nur aus dem Container, dann auch aus Hydranten an den Aufgängen 2 und 6. Es musste aber in Eimern und Kanistern in die Wohnungen geschleppt werden. Mieter ohne Strom versorgte die LWG deshalb nicht nur eine Zeitlang mit einer warmen Mahlzeit pro Tag, sondern auch mit Trinkwasser aus Supermärkten. Selbst das war aber nicht so einfach. „Wir mussten feststellen, dass es kaum noch eine Vorratshaltung im Handel gibt“, erklärte LWB-Sprecherin Samira Sachse damals auf Anfrage der „Freien Presse“. „Bei einem Großhändler zum Beispiel haben wir nur 280 1,5-Liter-Sixpacks erhalten.“ (juerg)