Nach Zwangsgeld-Ärger: Sarrasani darf in Dresden spielen - nun droht teures Bußgeld
Seit Donnerstag läuft die Dinnershow „Atlantis on Fire“ von Sarrasani in Dresden. Aber eigentlich dürfte sie das gar nicht. Es gibt mächtig Knatsch mit der Stadt.
Dresden.Die Sarrasani-Dinnershow „Atlantis on Fire“ verspricht „eine Welt voller Mythen, Magie und feuriger Leidenschaft“. So ist es auf der Website zu lesen. Wofür das Event auch sorgt: jede Menge Knatsch mit der Stadt Dresden. Teuren Knatsch.
Denn Sarrasani hatte am Donnerstagabend die Aufführung am Elbepark durchgezogen – obwohl die Stadt Dresden ein Zwangsgeld in Höhe von 24.000 Euro angedroht hatte. „Die sichere Nutzung der Zeltanlage hinsichtlich des Brandschutzes konnte gegenüber der Landeshauptstadt Dresden bis dato nicht bestätigt werden“, teilte die Verwaltung am Donnerstag mit. „Es fehlen noch so viele Nachweise, dass der beauftragte öffentlich bestellte Prüfingenieur für Brandschutz eine Freigabe nicht verantworten kann.“
Genehmigungspflichtig sind laut Stadt neben dem Varieté-Zelt ein Foyer- und Backstage-Zelt sowie Büro, Küche, Garderobe-, Funktions- und WC-Container und ein Parkplatz. „Eine Baugenehmigung für die Anlagen ist erforderlich, da das Zelt einschließlich der anderen Anlagen aufgrund der für fünf Jahre beabsichtigten Standzeit kein ‚Fliegender Bau‘ nach § 76 SächsBO ist.“
24.000 Euro Zwangsgeld bei erneutem Verstoß
Der Sarrasani Entertainment GmbH sei bereits im Spätsommer mitgeteilt worden, welche Voraussetzungen für eine fünfjährige Nutzung hinsichtlich des Brandschutzes und der Standsicherheit zu erbringen seien. „Dem ist das Unternehmen bis dato nicht vollständig nachgekommen.“ Zwar habe die Firma am 21. November weitere Unterlagen eingereicht, diese könnten aber den Brandschutz nach wie vor nicht nachweisen.
Die Stadt geht Sarrasani darum jetzt an die Brieftasche: Weil trotz der Nutzungsuntersagung bereits am vergangenen Sonntag eine Veranstaltung in den nicht genehmigten Anlagen stattfand, habe man ein Zwangsgeld in Höhe von 8000 Euro verhängt. Und damit nicht genug: „Bei einem erneuten Verstoß gegen die bestehende Nutzungsuntersagung drohen 24.000 Euro Zwangsgeld.“
Das schreckte André Sarrasani am gestrigen Nachmittag nicht ab, wie die „Sächsische Zeitung“ berichtet. Das Problem laut dem Magier: ein ausstehender Brandschutznachweis für das Küchenzelt. „Der Prüfstatiker ist gerade vor Ort. Das Gutachten soll noch heute an die Stadt gehen“, kündigte er an. Dann müsse diese die Nutzungsuntersagung aufheben.
Wie ein Rathaussprecher gegenüber der Zeitung wissen ließ, fehlten bis zum Nachmittag jedoch noch mehrere Nachweise. Ein Gutachten nur für das Küchenzelt werde dem zuständigen Bauaufsichtsamt nicht genügen: „Selbst wenn heute noch ein Gutachten eingehen sollte, muss dieses geprüft werden.“
Sarrasani beharrte darauf: „Es wird heute Abend gespielt.“ Und so kam es dann auch. Kurz vor 20 Uhr wandte er sich laut Zeitung ans Publikum und ließ mit Blick auf die 24.000 Euro Zwangsgeld wissen: „Sie sollen einen wunderbaren Abend haben, auch wenn er uns sehr teuer kommt.“
Sarrasani darf nun doch spielen
Allerdings wäre eine Absage der Show offenbar noch teurer gewesen, die Zeitung spricht von rund 50.000 Euro Schaden pro ausgefallener Abendshow. Übrigens: Die nächste Dinnershow ist für den heutigen Freitagabend, 19.30 Uhr, geplant. Am Nachmittag gab es noch Tickets für 81 bzw. 111 Euro, die günstigsten (55 Euro) sowie teuersten Plätze (159 Euro) waren ausverkauft. Gute Nachrichten für die Besucher gab es dann am späten Nachmittag via Facebook.
Dort verkündete Sarrasani: „Wir spielen!“ Und weiter: „Nach allen Herausforderungen, bürokratischen Hürden und schier endlosen Verhandlungen ist es jetzt offiziell: Sarrasani spielt – jetzt und immer.“ Die Genehmigung sei erteilt.
Man danke den Unterstützern, aber „auch den Instanzen, die mit Geduld, Papierbergen und immer neuen Fragen dafür gesorgt haben, dass wir uns heute sicher und offiziell präsentieren können – schließlich wollten wir alles ganz genau richtig machen“. Letzteres mit einem Zwinker-Smiley versehen.
Das Dresdner Bauaufsichtsamt bestätigte gegenüber der Sächsischen Zeitung, dass die Baugenehmigung für die Anlagen erteilt wurden: „Ab sofort dürfen deshalb Veranstaltungen in dem Zelt durchgeführt werden.“ Einschränkungen gibt es jedoch: Offenes Feuer, brennbare Flüssigkeiten und Gase sowie pyrotechnische Gegenstände sind untersagt. Auch sei das Kochen von Speisen oder Anzünden von Kerzen nicht erlaubt.
Bußgeldverfahren: Bis zu 500.000 Euro drohen
Und zu guter Letzt wird auch das Zwangsgeld nicht fällig - weil durchs Vorlegen der Unterlagen rechtmäßige Zustände herbeiführt wurden. Somit sind sowohl die 8000 als auch die 24.000 Euro vom Tisch.
Also Friede, Freude, Eierkuchen? Nicht ganz: Nach Angaben der Zeitung werde das Bauaufsichtsamt ein Bußgeldverfahren gegen Sarrasani einleiten, weil er ohne Baugenehmigung gespielt hat. Und das kann richtig teuer werden: bis zu einer halben Million Euro Geldbuße könnten für die Ordnungswidrigkeit ins Haus stehen.(phy)