Neue Studie: Das besorgt die Ostdeutschen am meisten
Manche Menschen fürchten um ihren Job, andere machen sich Sorgen wegen Kriminalität oder Terrorismus. Am weitesten verbreitet sind in Deutschland aber zwei ganz andere Ängste.
Wiesbaden/Dresden.Fast sechs von zehn Bundesbürgern fürchten sich vor weiter steigenden Lebenshaltungskosten. Das geht aus der Langzeitstudie „Die Ängste der Deutschen“ hervor, für die im Juli und August im Auftrag der R + V-Versicherung 2400 Bürger befragt worden sind. Damit ist die Furcht vor weiteren Teuerungen die in Deutschland derzeit gängigste. „Wenn es um den eigenen Geldbeutel geht, reagieren die Deutschen sensibel“, kommentiert Studienleiter Grischa Brower-Rabinowitsch dieses Ergebnis - zumal sich viele Deutsche (52 Prozent) zudem sorgen, dass die Mieten für sie unbezahlbar werden. Im Vergleich zu 2023 haben die finanziellen Sorgen aber etwas abgenommen. „Die Menschen haben mehr Geld im Portemonnaie. Das bleibt nicht ohne Wirkung.“
Zuwanderung besorgt viele Deutsche
Auf Platz zwei der R+V-Studie rangiert die Angst, dass Gesellschaft und Behörden der Anzahl der Geflüchteten nicht mehr gewachsen sind. Zwar sind die Migrationssorgen im Vergleich zur Studie aus dem vergangenen Jahr nur leicht oder gar nicht gestiegen. Auch hatten auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle sogar noch zwei von drei Befragten angegeben, dass sie sich ängstigen, dass der Staat damit überfordert ist. „Das bedeutet aber nicht, dass man die aktuellen Ängste auf die die leichte Schulter nehmen darf“, mahnt die Marburger Politikwissenschaftlerin Isabelle Borucki, die die Studie begleitet hat. „Im Gegenteil. Grundlegende Probleme bei der Zuwanderung und Integration wurden lange nicht angegangen – das wurde schlicht verschlafen. Hier ist die Politik dringend gefordert. Und zwar ohne die aufgeladene Stimmung in Teilen der Gesellschaft noch weiter anzuheizen.“
Furcht vor Überforderung durch Migration in Ostdeutschland am größten
Dabei bereitet die Migration mehr Ostdeutschen als Westdeutschen Sorge. So fürchten 60 Prozent der Befragten in den östlichen Bundesländern, dass die Zuwanderung den Staat überfordert, im Westen sind es 55 Prozent. Vor Spannungen durch weiteren Zuzug haben im Osten 56 Prozent Angst, im Westen 50 Prozent. „Gerade im Osten herrscht in Teilen der Gesellschaft das Gefühl, ungleich und unfair behandelt zu werden“, erklärt Isabelle Borucki. „Das Fremde, die Geflüchteten und deren Zuzug werden als Bedrohung empfunden.“ Mit 48 Prozent ist die Angst vor einer Spaltung der Gesellschaft hingegen im Osten genauso stark verbreitet wie im Westen.
Angst vor deutscher Kriegsbeteiligung „nur“ auf Platz 16
Die Angst vor dem Klimawandel (42 Prozent) hat hingegen bundesweit abgenommen und rangiert inzwischen noch hinter der Furcht vor Naturkatastrophen (44 Prozent) nur noch auf Platz 15. Die Furcht, Deutschland könnte zur Kriegspartei werden, bleibt mit 43 Prozent hoch, landet aber nur auf Platz 16.
Relativ entspannt sehen die meisten Deutschen dagegen mögliche Gefahren durch Störfälle in Atomkraftwerken (29 Prozent) und Straftaten (23 Prozent). Noch weniger (22 Prozent) fürchten den Verlust ihres eigenen Jobs - das ist der letzte Platz im Ranking und im Langzeitvergleich der vergangenen 30 Jahre der niedrigste Wert zu dieser Frage überhaupt. (juerg)
Alle Ergebnisse der Studie der R + V-Versicherung sind hier zu finden.