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Haben mehr als drei Jahre um den inhaftierten Deutsch-Kubaner Luis Frómeta Compte gebangt: die Töchter Maria (l) und Janie (r) und Ehefrau Silke.
Haben mehr als drei Jahre um den inhaftierten Deutsch-Kubaner Luis Frómeta Compte gebangt: die Töchter Maria (l) und Janie (r) und Ehefrau Silke. Bild: Sebastian Kahnert/dpa
Sachsen
Sachse kommt nach mehr als drei Jahren aus Horror-Gefängnis auf Kuba frei

Weil er eine regierungskritische Demo in seiner Heimat Kuba gefilmt haben soll, wurde ein Dresdner zu 15 Jahren Haft verurteilt. Jetzt wurde er freigelassen.

Dresden Havanna.

Nach mehr als dreieinhalb Jahren Haft ist der in Dresden lebende Deutsch-Kubaner Luis Frómeta Compte auf Kuba freigelassen worden. „Endlich! Wir können es nicht glauben. Unser Papa ist endlich frei und jetzt zu Hause bei seiner Familie in Kuba“, schrieb seine in Dresden lebende Tochter Janie Frómeta auf der Plattform X.

Regierungskritische Demo gefilmt

Compte gehört zu jenen Hunderten Menschen, die nach den Massenprotesten im Juli 2021 inhaftiert worden waren. Er war damals zu Besuch bei Angehörigen in Havanna, als er eine Demonstration mit seinem Handy filmte. Daraufhin wurde er festgenommen. Auf einem Video ist zu sehen, wie er von Männern in zivil mit Schlagstock an der Kehle weggezerrt wird. „Man hat richtig die Angst in seinen Augen gesehen. Furchtbar“, sagte seine Frau Silke einmal. Compte wurde später wegen angeblicher Anzettelung eines Aufruhrs zunächst zu 25 Jahren Haft verurteilt. Später wurde die Strafe auf 15 Jahre reduziert.

In berüchtigtem Gefängnis untergebracht

Untergebracht wurde Luis Frómeta Compte im berüchtigten Hochsicherheitsgefängnis „Combinado del Este“. Dort teilte sich der über 60-jährige Dresdner eine Zelle mit 30 anderen Gefangenen, unter denen sich auch Schwerkriminelle befanden – Menschrechtlern zufolge eine bewährte Taktik auf Kuba, um politische Gefangene zu schikanieren und Gewalt zwischen den Häftlingen zu provozieren.

Die Nase aufgeschlitzt

Berichten zufolge gibt es im „Combinado del Este“ nur dürftiges Essen. Die hygienischen Verhältnisse sind katastrophal: Ratten, Kakerlaken, die Krätze geht um. Als sich Luis Frómeta Compte weigerte, in einen neuen, mit Krätze befallenen Zellentrakt verlegt zu werden, wurden ihm Gewalt und Folter angedroht. Das teilte er aus der Haft seinen Töchtern in einem kurzen Telefonat mit. Zudem berichtete seine Tochter im Dezember 2023 auf X: „Er hat überall Schnittwunden im Gesicht, geschwollene Wangenknochen und Augen… Unsere Familie durfte ihn immer noch nicht sehen. Warum?“ Offenbar war Luis Frómeta Compte von Mithäftlingen brutal attackiert worden. Vier Gefängnisinsassen sollen ihm mit einer Rasierklinge die Nase aufgeschlitzt haben.

Der Dresdner Luis Frómeta Compte (62) saß seit Juli 2021 in einem berüchtigten Hochsicherheitsgefängnis auf Kuba.
Der Dresdner Luis Frómeta Compte (62) saß seit Juli 2021 in einem berüchtigten Hochsicherheitsgefängnis auf Kuba. Bild: Janie Frometa Compte/dpa

Freilassungsdeal mit den USA unter Trump fast geplatzt

Seit 1997 ist Luis Frómeta Compte deutscher Staatsbürger. Er kam 1985 als Gastarbeiter in die DDR und machte eine Ausbildung zum Forstfacharbeiter, gründete eine Familie und lebt seither in Dresden. Nun ist er wieder frei. Das bestätigten sowohl die Nichtregierungsorganisation Prisoners Defenders als auch der Dresdner Bundestagsabgeordnete Lars Rohwer (CDU), der Compte seit Ende 2021 als politischer Pate unterstützte.

Kuba hatte nach Gesprächen mit der katholischen Kirche Mitte Januar die vorzeitige Freilassung von Häftlingen angekündigt. Die Regierung des ehemaligen US-Präsidenten Joe Biden hatte angeboten, den Karibikstaat von der US-Terrorliste zu streichen, wenn im Gegenzug 553 Gefangene freigelassen würden. Mehrere Gefangene kamen daraufhin frei, darunter auch der prominente Dissident José Daniel Ferrer.

Bidens Nachfolger Donald Trump hatte nach seiner Amtseinführung diese Vereinbarung aber wieder zurückgenommen. In der Folge stockten deshalb die Freilassungen für mehr als einen Monat und wurden erst vor einer Woche wieder aufgenommen. Laut der Organisation Prisoners Defenders gibt es derzeit mehr als 1100 politische Gefangene auf Kuba.

Ehefrau: „Die Psyche ist definitiv hin“

Wie es Compte derzeit geht und wann er ausreisen darf, ist unklar. Er ist jetzt zunächst bei Verwandten auf der Insel untergekommen. Silke Frómeta Compte zufolge ist ihr Ehemann während der Haft geschlagen und gedrängt worden, zu gestehen, dass ihn Deutschland und die EU bezahlt hätten, die Demos anzuzetteln. Er habe auch eine Verletzung am Kopf erlitten, die nie behandelt worden sei, hatte sie schon vor einiger Zeit erklärt. Ihm sei mit dem Erschießen gedroht worden, wenn er nicht rede. Er habe aber nichts gemacht und daher auch nichts gestanden. Er habe Bluthochdruck, Schilddrüsen- und Rückenprobleme. Er sei ergraut und habe den Glanz in seinen Augen verloren. „Die Psyche ist definitiv hin bei ihm.“ (juerg)

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