Schlag gegen Linksextremisten aus Sachsen: Kopf der „Hammerbande“ gefasst
Er war wohl einer der meistgesuchten Linksextremisten Deutschlands: Johann G. Der 31-Jährige gilt als mutmaßlicher Strippenzieher der Leipziger „Hammerbande“, der brutale Überfälle auf Neonazis zugeordnet werden. Jetzt ist er in Thüringen festgenommen worden.
Leipzig.Johann G. soll von Zielfahndern in Thüringen aufgespürt worden sei. Der 31-Jährige gilt als herausragende Figur in der militanten linksextremen Szene - und als mutmaßlicher Strippenzieher der „Hammerbande“ um die Leipziger Studentin Lina E. Den Namen „Hammerbande“ hat diese äußerst brutale Antifa-Gruppe erhalten, weil sie mehrere vermeintliche oder tatsächliche Rechtsextreme überfallen und dabei brutal mit Hämmern auf ihre Opfer eingeschlagen hat. G., der mit Lina E. verlobt gewesen sein soll, ist schon seit Jahren auf der Flucht. Am Freitag klickten nun die Handschellen.
Sachsens Innenminister Armin Schuster spricht von einem „herausragenden Erfolg“
„Nach der Festnahme von Lina E. war dieser Mann einer der meistgesuchten Linksextremisten, gegen den mehrere Haftbefehle vorlagen und der das zentrale Puzzleteil im gesamten Ermittlungskomplex ist“, kommentierte Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) am Freitag den Ermittlungserfolg. Den Fahndern des sächsischen Landeskriminalamtes sei es gelungen, „den Drahtzieher vielfältiger schwerer Straftaten der linksextremistischen Szene aufzuspüren und festzusetzen“. Schuster sprach von einem „herausragenden Erfolg“.
Generalbundesanwalt hatte Belohnung auf Ergreifung Johann G. ausgesetzt
Nach Johann G. war seit Monaten öffentlich gefahndet worden. Insgesamt waren 10.000 Euro Belohnung für Hinweise ausgelobt worden, die zu seiner Ergreifung geführt hätten. „Der Beschuldigte ist dringend verdächtig, sich als Mitglied einer kriminellen Vereinigung an mehreren politisch motivierten körperlichen Übergriffen beteiligt zu haben“, hieß es dazu in der Mitteilung des Bundeskriminalamts. „Die Opfer erlitten zum Teil erhebliche Verletzungen.“
Finger auffällig tätowiert
Auf seine Finger hat sich Johann G. „HATE“ und „COPS“ („Hass“ und „Polizisten“) in Frakturschrift tätowieren lassen. Staatsschützer bescheinigen ihm eine hohe Gewaltbereitschaft, Rücksichtslosigkeit und „Professionalität“. Ein Kronzeuge im Prozess gegen Lina E. und drei weitere Mitangeklagte in Dresden hatte ausgesagt, dass Johann G. mögliche Zielpersonen für Überfälle ausgesucht und ausgekundschaftet habe, um dann Mittäter zu rekrutieren. Dabei habe er auf ein geheimes Netzwerk gewaltbereiter Linksextremer vor allem aus Leipzig und Berlin zurückgegriffen. Besonders wichtig sei ihm gewesen, persönlich an den Attacken beteiligt zu sein, um den Schaden bei den Opfern zu „maximieren“.
Mit der verurteilten Lina E. zusammen gewesen
Die Leipziger Studentin Lina E., die aus Kassel stammt, ist Anfang Juni 2023 vom Oberlandesgericht Dresden zu fünf Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden. Die Richter hatten die 28-Jährige wegen mehrerer Angriffe auf Rechtsextreme und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung für schuldig befunden. Lina E. ist dann unter Auflagen aber freigelassen worden - nach zweieinhalb Jahren Untersuchungshaft.
Seit 2020 untergetaucht
Johann G. selbst hat ebenfalls schon eine Haftstrafe verbüßt. So saß der gebürtige Hallenser, der als Kind mit seinen Eltern nach Bayern gezogen war und 2011 nach Leipzig zurückkehrte, bis September 2019 in einem sächsischen Gefängnis ein - weil er unter anderem Steine auf das Leipziger Amtsgericht geworfen und bei einer Legida-Demonstration eine Frau zusammengeschlagen und als „Nazi-Schlampe“ beschimpft hatte. Noch während dieser Haftzeit soll er aber eine Gruppe von Antifa-Schlägern um sich geschart haben, die im Gefängnis für Fotos mit Szene-Shirts und Sturmhauben posierten und sich dafür in einem linken Szenemagazin feiern ließen. Als er schließlich auf Bewährung freikam, soll Johann G. laut Verfassungsschutz sofort versucht haben, seinen Aufenthaltsort zu verschleiern. Zwei Mal soll er aber trotzdem noch an Überfällen auf die als rechts geltende Kneipe „Bulls Eye“ in Eisenach beteiligt gewesen sein. Nachdem dann Lina E. im Juli 2020 das erste Mal kurzzeitig verhaftet wurde, verschwand Johann G. dann endgültig.
Ermittler: In Ungarn an Überfall beteiligt gewesen
Zuletzt soll Johann G. 2023 in Ungarn wieder aufgetaucht sein. Nach Erkenntnissen des sächsischen Landeskriminalamtes soll er zu einer Gruppe von etwa 20 Verdächtigen gehören, die nach einem Neonazi-Treffen in Budapest am helllichten Tag Jagd auf vermeintliche oder tatsächliche Rechtsextremisten gemacht haben sollen. Neun von ihnen wurden bei den brutalen Angriffen Mitte Februar 2023 zum Teil durch Tritte, Totschläger und Reizgas schwer verletzt. Sächsische Ermittler sollen ihn sofort auf den Videobildern erkannt haben. (juerg)